Ein Wagen aus Unterägeri, der an mehreren Fasnachtsumzügen im Kanton Zug dabei war, sorgte für Kritik. Auf einem Banner war etwas über «Neger» im Urwald zu lesen. Auch für die SP-Fraktion im Kantonsrat ist damit eine Grenze überschritten.
Christopher Gilb
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«Die Neger im Urwald haben es schon lange auf der Speisekarte. Bei uns gibt es das jetzt auch und im Coop muss man sogar darauf warten», stand auf dem Banner an einem Wagen der Gruppe Big Nobody aus Unterägeri. Diese hatte sich an der Fasnacht dem Thema Insekten-Food angenommen. Doch der Wagen stiess auf Kritik. «So etwas kränkt und beleidigt einfach Mitmenschen mit dunkler Hautfarbe», sagte beispielsweise ein Leser unserer Zeitung (Ausgabe vom 15. Februar).
Felix Iten, Präsident der Wylägerer Fasnachtsgesellschaft, zu der die Gruppe gehört und die am Wagen nichts zu beanstanden hatte, schrieb dazu, dass man bedenken sollte, dass die Fasnacht eine närrische Zeit sei, an welcher die Themen immer etwas überspitzt aufgearbeitet würden.
Diese Meinung teile man zwar, schreibt nun die SP-Fraktion im Zuger Kantonsrat in einer Interpellation. «Und aus unserer Sicht kann die närrische Zeit von Humor über Ironie bis Sarkasmus gehen.» Allerdings sei bei dem Wagen, der unnötigerweise mit rassistischen Äusserungen beschriftet gewesen sei, eine klare Grenze überschritten worden. «Weil die gesamte Bevölkerung eingeladen ist, einen Fasnachtsumzug zu besuchen, tragen die Organisatoren, auch Private, eine gesellschaftliche Verantwortung», so die SP. «Diese wurde offensichtlich nicht wahrgenommen.»
Einige Wochen zuvor hatte ein Wagen mit rassistischen Sujets und Botschaften an einem Fasnachtsumzug im Thurgau für Empörung gesorgt. Die SP-Fraktion nimmt auf den Fall Bezug. «Als dies bekannt wurde, haben die Organisatoren des Fasnachtsumzuges in einer weiteren Gemeinde die Lehren gezogen und besagten Wagen erst zugelassen, als die umstrittenen Bilder entfernt worden waren. Nicht so im Kanton Zug.» Nachdem der Wagen zuerst in Allenwinden mitfuhr, sei er ohne Anpassungen auch am Umzug in Unterägeri zu sehen gewesen. Auf der kantonalen Website sei zu lesen, dass die Fachstelle Integration die kantonale Anlaufstelle «für Diskriminierungsfragen Betroffene sowie Fach- und Verwaltungsstellen zu Themen rund um die Diskriminierung aufgrund von Herkunft oder Nationalität» sei, so die SP-Fraktion weiter. Gemäss Angaben bei der Fachstelle Integration unterstützt sie die Gemeinden in der lokalen Integrationsarbeit und Sensibilisierung. Ebenfalls ist sie Ansprechpartnerin für die Zuger Verwaltungen.
Nun will die SP vom Regierungsrat unter anderem wissen, welche rechtlichen Grundlagen auf Ebene Bund, Kanton oder Gemeinden existieren, damit derartiger Rassismus oder auch Sexismus im öffentlichen Raum unterbunden werden kann. Und welche Interventionsmöglichkeiten bei Vorkommnissen bestehen. Wie der Regierungsrat künftig agieren wolle, damit solche Auftritte im öffentlichen Raum grundsätzlich vermieden werden können und welche Massnahmen gegen die Diskriminierung von Personen mit Migrationshintergrund der Kanton 2017 unternommen habe. Die Antwort steht noch aus.