Für die Rütlisektion Nidwalden ist das traditionelle Rütlischiessen dieses Jahr etwas ganz Besonderes. Es wird organisiert, aber auch gefeiert.
Wohl eines der traditionsreichsten und urigsten Schützenfeste der Schweiz ist das Rütlischiessen. Wie immer wird es am Mittwoch vor Martini (St.Martinstag, 11. November) durchgeführt. Dieses Jahr treffen sich die angemeldeten Schützinnen und Schützen am Mittwoch, 9. November – und das bereits zum 159. Mal – auf der legendären Rütliwiese. Der viel beschworene «Rütligeist» verbindet die Schiessenden, die aus der ganzen Schweiz anreisen. Ob rätoromanisch, italienisch oder französisch gesprochen wird, spielt keine Rolle; die Schützenkameradinnen und -kameraden verstehen sich und fühlen sich nicht als Konkurrenten. Zwar versuchen sie für sich selber gute Resultate zu erzielen, sie gehören aber trotzdem zusammen und wünschen einander «Gut Schuss».
Das Rütlischiessen geht auf die Anfänge des Schweizerischen Bundesstaats von 1848 zurück. Denn der Anlass entstand ab 1861 auf Anregung von Luzerner Liberalen, welche den jungen Bundesstaat befürworteten und zugleich dessen Verankerung in der Tradition des sagenumwobenen Rütlischwurs sahen. Wenn sich also jeweils am Mittwoch vor dem St.Martinstag um die 1000 Aktive und nochmals so viele Gäste und «Schützenfans» auf dem Rütli treffen, ist es mehr als ein Schiesswettkampf. Es ist der Ausdruck einer engen Verbundenheit mit den Vorfahren, welche den Grundstein zur eidgenössischen Freiheit legten.
Bis heute figuriert der 1874/75 gegründete Verein mit dem Namen «Vereinigte Rütlischützen der IV Waldstätte» als Träger des Schiessens.
Die Organisation hingegen liegt abwechslungsweise bei einer der fünf Stammsektionen. Dieses Jahr steht die Ehre der Rütlisektion Nidwalden zu, den Anlass auf die Beine zu stellen. Vorort-Präsident Peter von Flüe äussert sich optimistisch: «Wir werden uns der Herausforderung stellen und wie immer die Gästesektionen aus der ganzen Schweiz mit ihren Spezialitäten herzlich empfangen. Auch Repräsentanten aus Politik, Militär und Gesellschaft dürfen wir begrüssen.» Als Mittagsmahl werde selbstverständlich das seit 1864 übliche «Ordinaire» abgegeben, ergänzte der OK-Präsident. Zur Unterhaltung spiele der Musikverein Buochs auf, und nach dem Schiessen werde zur Schützengemeinde auf dem Rütli geblasen.
Das bekannte Rütlischiessen hat schon einiges erlebt: starken Schneefall, sintflutartigen Regen, Föhnsturm, extreme Windböen oder sogar Absagen wegen Munitionsmangel während des Zweiten Weltkriegs und Epidemien sind nur einige Gegebenheiten aus der geschichtsträchtigen Vergangenheit des traditionellen Schützenfestes.
Die Nidwaldner Organisatoren haben sich gut vorbereitet und hoffen nicht nur auf gutes Wetter, sondern auch auf reibungslose Abläufe; angefangen von der frühmorgendlichen Schifffahrt, über den Schiesswettkampf, zur Verpflegung und Unterhaltung, bis zum Absenden und zur Rückfahrt.
So ist das Rütlischiessen denn auch für Nidwalden sowohl ein sportlicher als auch ein kultureller Anlass. Für die Rütlisektion Nidwalden ist es heuer etwas ganz Besonderes, weil diese nur zehn Tage nach der Durchführung des Rütlischiessens wieder Grund zur Freude haben darf. In Ennetbürgen wird dann nämlich ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert. Ein Freudenfest mit der Einweihung einer neuen Standarte, einer Festansprache von alt Bundesrat Samuel Schmid und gemütlichen Stunden unter Kameradinnen und Kameraden.