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Nidwalden
Kaum ist der Sommer da, muss er es so richtig übertreiben. Und es bleibt tropisch. Hoffnungsschimmer für alle Leidenden: Es gibt sie, die kühlen Orte in unseren Kantonen. Wir verraten, wo.
Wer in die Höhe geht, hat es frischer. Besonders hoch hinauf geht es am Titlis. Auf 3020 Metern über Meer war es gestern Nachmittag 10 Grad kühl. Der Tipp für kühle Köpfe schlechthin ist die dortige Eisgrotte - 0 Grad. «Die Temperatur ist sehr konstant und unterliegt wenigen Schwankungen», sagt Norbert Patt, Geschäftsführer der Titlis-Bahnen. Dort wandert man bis zu 20 Meter tief unter der Eisdecke. Abkühlung versprechen auch der Cliff Walk im Gletscherpark (mit Rutschgeräten über den Gletscher) und die Fahrt auf dem Sessellift Ice Flyer. Skifahren auf dem Titlis sei für Tourengänger prinzipiell möglich, bestätigt Patt. Die nicht mehr präparierten Pisten sind aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Der Wanderleiter und scheidende Geschäftsstellenleiter der Obwaldner Wanderwege, Urs Wallimann, hat ausser dem Aufstieg in kühle Höhen vor allem einen Tipp: «Es lohnt sich, früh aufzustehen.» Bestimmte Touren eignen sich für den frühen Morgen. «Zum Beispiel in Alpnach der Kleinen Schliere entlang vom Dorf aus bis ins Tobel. Die Heiterluft sorgt dort am Morgen für Erfrischung.» Empfehlen kann er auch eine Runde um den Lungerersee, warum nicht mal um 6 Uhr morgens? An dessen südwestlichem Ende liegen die Dundelbachfälle.
«Sicher eine Wanderung zum Abkühlen ist auch eine Tour in die Schlucht des Kleinen Melchtals». Am offiziellen Parkplatz neben dem Gasthaus Zollhaus Sachseln geht es los. Ein etwa einstündiger Fussmarsch führt zur Sakramentskapelle im kühlen Wald im Kleinteil in Giswil. Dort soll der Sage nach aus einem Kirchenraub eine Quelle entsprungen sein, wo die Übeltäter die geweihten Hostien verstreut hatten. Auch der Kernwald in Kerns eignet sich für ein Waldbad. «Auf dem Erlebnis-Parcours der Chärwald-Räuber gibt es eine Station mit Eiskeller. In diesem Loch im Bergsturzgebiet wurden im Winter geschnittene Eisblöcke gelagert», weiss er. Augenzwinkernd sagt er: «Wer sich da hinein setzt, dem wird sicher kalt.» Franziska Portmann, Geschäftsführerin von Obwalden Tourismus, nennt als Geheimtipp das Brünig Indoor mit Schiessanlage und Restaurant in Lungern im Berg. Frischer Fahrtwind weht den Seestern-Passagieren auf dem Sarnersee entgegen.
Wer gleichzeitig Aktivität und Kühle sucht, dem empfiehlt Portmann den Seilpark Stöckalp. Lohnenswert ist auch der Weg in Engelberg von der Fürenalp Talstation Richtung Klettergarten Schlenggen. Unterhalb der Alp Hohfad gibt es einen erfrischenden Wasserfall, an der Talstation kann man grillieren. Wer das Abenteuer sucht, der wird sich über den Weg mit Stein-, Metall oder Hängebrücken in der Aaschlucht von Engelberg nach Grafenort freuen. Zwischen riesigen ineinander verkeilten Felsblöcken suchen sich tosende Wassermassen ihren Weg ins Tal. Der Einstieg erfolgt beim Eugenisee oder von unten aus nach der ZB-Haltestelle Grafenort. Der Weg ist einfach und in etwas mehr als zwei Stunden zu bewältigen. Sicher ein frischer Ort ist auch der Ranft in Flüeli-Ranft. Zum Herunterfahren und erfrischenden Durchatmen eignen sich die Kirchen in beiden Kantonen.
Für Nidwalden nennt Josef Lussi-Waser, der Präsident von Nidwalden Tourismus das Steinstössi unterhalb der Musenalp. «Man kann bis Schwendi-Rank fahren und dann noch einen halben bis einen Kilometer laufen», rät er. «Durch das Versickern von Schnee und Wasser im Waldboden entsteht ein regelrechter Kältezug. Es weht dort immer ein kühles Lüftchen», so Lussi. Grundsätzlich sei es sicher in der Nähe stiebender Bergbäche erfrischend: Der Choltalbach, der Buoholzbach bei Wolfenschiessen und der Steinibach bei Dallenwil seien solche Beispiele. Ganz sicher erfrischen könne auch ein Aufenthalt auf dem Stanserhorn, auf der Gummenalp im Wirzweli oder auf dem Haldigrat.
Ruedi Eigensatz, Vizepräsident der Nidwaldner Wanderwege, schlägt eine Wanderung von der Schifflände Beckenried aus vor. Es geht eine knappe halbe Stunde am See entlang bis Rütenen, mit frei zugänglicher Badestelle. Von da aus eine Viertelstunde weiter am See zur Risleten-Schlucht oder wahlweise noch etwas aufwärts bis Emmetten. «Immer schön und nicht sehr anstrengend ist die Wanderung von Emmetten nach Seelisberg durch den kühlen Brennwald», so Eigensatz. Die reine Wanderzeit beträgt drei und eine Viertelstunde, es geht 550 Höhenmeter hoch und 415 runter. Eine wunderschöne Aussicht auf den See bietet die Wanderung von Ennetbürgen Richtung Bürgenstock zur Kapelle St. Jost. Ab Spis geht der Weg durch das Naturwaldreservat Unter Nas. Ein Grossteil der Wanderung ist im Wald. Angenehm ist auch eine Wanderung im Wald von der Rotzschlucht in Ennetmoos an der rechten Seite des Alpnachersees hinüber zum Flugplatz Alpnach.
Die Kombination von Weiterbildung und Abkühlung bietet ein Besuch der Festung Fürigen in Stansstad. Samstags und sonntags ist diese von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Wer sich am liebsten ermattet von Hitze, Arbeit oder beidem darniedersinken lässt, dem wird folgender Tipp von Josef Lussi-Waser gefallen: «In Biergärten ist es unter Kastanienbäumen gleich fünf Grad kühler, Bäume verdunsten Feuchtigkeit», betont der Tourismuschef, der selber Betriebe in Beckenried führt. Etwas spektakulärer ist wohl ein Tandemflug mit dem Gleitschirm. Patrick Aggeler, Mitinhaber der Flugschule Emmetten bestätigt: «In der Luft ist es tatsächlich deutlich kühler.» Ein Panoramaflug von Niederbauen nach Emmetten etwa kostet 170 Franken.