Andreas Gabriel ist Alumni des Orchestervereins Nidwalden und als Geiger weltbekannt. Für den gemeinsamen Auftritt hat er ein eigenes Werk dabei.
Nach eigenem Bekunden hat der Orchesterverein Nidwalden keinerlei Nachwuchsprobleme, und das bei einer Orchestergrösse von 41 Musikantinnen und Musikanten, 37 an Streich- und vier an Blasinstrumenten unter der Leitung von Dirigent Manuel Oswald. Einmal pro Woche treffen sich alle zur gemeinsamen Probe und geben zwei öffentliche Konzerte pro Jahr. Das ist so erstaunlich wie erfreulich in der heutigen Zeit, in der die allermeisten Vereine zunehmenden Mitgliederschwund zu beklagen haben.
«Das liegt eben in der Magie des gemeinsamen Spiels», sagt die Stanserin Vreni Niederberger, die sich lange Jahre im Vorstand des Vereins engagierte und ebenso lange und begeistert im Ensemble Violine spielt. «Jeder und jede ist für sich genommen nur ein kleiner Teil des Ganzen. Aber gemeinsam bringen wir eine Komposition zum Blühen, das ist immer wieder hinreissend faszinierend.»
Die beiden öffentlichen Auftritte, die der Orchesterverein traditionellerweise als Neujahrskonzerte gibt, sind dann die Höhepunkte des Vereinsjahres und gleichzeitig Belohnung für die vielen Gesamtproben und das noch intensivere Einzelüben zu Hause. Die letzten beiden Jahre waren diese Konzerte allerdings nicht möglich: Corona machte auch dem Orchesterverein einen Strich durch die Rechnung, und das kann man in Bezug auf die Vereinskasse durchaus wörtlich nehmen. Denn diese Auftritte sind seit vielen Jahren verlässlich ausverkauft und also auch zuverlässige Vereinskässeli-Füller.
Nun klappt’s aber wieder. Allerdings, ebenfalls coronabedingt, nicht als Neujahrs-, sondern als Frühlingskonzerte. Die Vorfreude bleibt jedoch ungetrübt: Am Samstag und Sonntag, 11. und 12. Juni, gibt’s wieder Orchesterverein-Auftritte, im grossen Theatersaal des Kollegi Stans, als Abendkonzert und als Matinee.
Dieses Jahr ist die Vorfreude sogar besonders gross: Zum ersten Mal überhaupt in der 124-jährigen Geschichte des Orchestervereins, so Vreny Niederberger, kommt es zu einer Uraufführung eines Werkes, das der Orchesterverein eigens in Auftrag gegeben hat: Der Geiger Andreas Gabriel aus Obbürgen, über die Landesgrenzen hinaus gefeiert als einer der zurzeit besten und innovativsten Volksmusiker, wird zum ersten Mal sein Werk «Trischte» live auf die Bühne bringen.
Schon länger bewegt sich Andreas Gabriel in der, wenn man so will, alternativen Ländlermusik und erkundet dabei immer mutiger auch klassische Gefilde. So spielen für «Trischte» natürlich das gesamte Orchester, gleichzeitig ergänzen typische Ländler-Instrumente wie Schwyzerörgeli, Hackbrett, Halszither oder Kontrabass das Spiel. Ebenfalls von Gabriel zusätzlich für dieses Werk eingebaute Instrumente wie Posaune, Klarinette, Trompete und Tuba schaffen eine Verbindung zwischen Ländler und Klassik, weil sie in beiden Stilen anzutreffen sind. Andreas Gabriel erklärt, sein Werk beschreibe die Gefühlswelt, alleine in den Alpen zu sein mit Ausblick auf eben Tristen, die einen Fixpunkt im immer wieder schnell sich verändernden Alpenwetter bilden.
Das Publikum darf gespannt sein. Die ersten Proben mit Andreas Gabriel verliefen jedenfalls sehr vielversprechend, wie Vreny Niederberger meint: «Es war überwältigend und spannend.»
«Trischte» wird im zweiten Teil der beiden Konzerte gespielt. Im ersten Teil spielt der Orchesterverein drei Suiten, je eine von Peter Warlock, Gustav Holst und John Rutter. «Es sind keine klassisch-klassischen Stücke», beschreibt sie Vreny Niederberger, «sondern eher Tänze. Das passt doch gut zum Stück von Andreas.» Da hat sie wohl recht. Das erste Konzert findet statt am Samstag, 11. Juni, und beginnt um 20 Uhr. Das zweite Konzert am Tag darauf beginnt um 10.30 Uhr als Matinee, jeweils im grossen Theatersaal des Kollegi Stans.