Strassenverkehr
Mehr Sicherheit erhofft: Obwalden testet in Sachseln die Kernfahrbahn

Kanton und Gemeinde realisieren auf der Brünigstrasse einen einjährigen Versuch mit einer Kernfahrbahn. Ziel ist es, die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden mit Sofortmassnahmen zu erhöhen.

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Auf der Brünigstrasse in Sachseln wird während eines Jahres die Kernfahrbahn getestet.

Auf der Brünigstrasse in Sachseln wird während eines Jahres die Kernfahrbahn getestet.

Bild: PD

(mu) Auf der Brünigstrasse durch Sachseln gebe es immer wieder kritische Situationen zwischen Velofahrenden, die das Trottoir benutzen, und Fussgängern, schreibt das Bau- und Raumentwicklungsdepartement in einer Medienmitteilung. Bei den Einmündungen hätten sich auch schon Unfälle zwischen Velofahrenden auf dem Trottoir und Automobilisten ereignet. Generell fühlten sich Velofahrende auf der Brünigstrasse nicht immer sicher, weil sie gefährlich überholt würden.

Die Kernfahrbahn erstreckt sich vom Brodhubel bis zur Stucklistrasse. Querungshilfen erleichtern dabei die sichere Querung der Strasse.

Die Kernfahrbahn erstreckt sich vom Brodhubel bis zur Stucklistrasse. Querungshilfen erleichtern dabei die sichere Querung der Strasse.

Quelle: Gis Daten AG 2021

«Gemeinde und Kanton haben diese unbefriedigende Situation erkannt. Langfristig planen wir gemeinsam, die Ortsdurchfahrt siedlungsverträglicher zu gestalten», wird der Obwaldner Baudirektor Josef Hess in der Medienmitteilung zitiert. «Um kurzfristig eine Erhöhung der Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu erreichen, haben Kanton und Gemeinde beschlossen, als Sofortmassnahme im Abschnitt Brodhubel bis Stucklistrasse einen Versuch mit einer Kernfahrbahn zu realisieren», so Gemeindepräsident Peter Rohrer.

Hergiswil dient als Beispiel

Ein gemeinsam erarbeitetes Expertengutachten zeige deren Machbarkeit für Sachseln auf. Die Gemeinde Hergiswil habe in einer vergleichbaren Situation positive Erfahrungen mit einer Kernfahrbahn gemacht und dient als Beispiel.

Hergiswil hat die Kernfahrbahn auf der Seestrasse nach einem Versuch definitiv eingeführt.

Hergiswil hat die Kernfahrbahn auf der Seestrasse nach einem Versuch definitiv eingeführt.

Archivbild Nidwaldner Zeitung

Die Umsetzung der Signalisationsänderung sei in der zweiten Hälfte April 2021 vorgesehen, so das Departement weiter. Zur Erhöhung der Sicherheit für Velofahrende wird auf jeder Strassenseite ein 1,5 Meter breiter Radstreifen markiert (gelb gestrichelt) und die bestehende Mittellinie entfernt. Im Dorfkern (Chuemattstrasse bis Seestrasse) ist die Strassenbreite ungenügend und die Kernfahrbahn wird in diesem Abschnitt unterbrochen.

Am südlichen Ende der Kernfahrbahn entstehe im Schutz der bestehenden Fussgängerinsel bei der Stucklistrasse eine Querungshilfe, die Velofahrenden in Richtung Giswil ein sicheres Wechseln auf den bestehenden Velo-/Gehweg bergseits der Brünigstrasse ermöglicht. Eine weitere Querungshilfe entstehe beim Feuerwehrlokal ebenfalls bei der bestehenden Fussgängerinsel, um insbesondere Schülerinnen und Schüler aus Richtung Sarnen die sichere Querung zum Schulhaus Mattli zu gewährleisten.

Verkehrs- und Sicherheitspolizei begleitet Umstellung

Mit einer Kernfahrbahn müssten alle Velofahrenden die Radstreifen benützen, hält das Bau- und Raumentwicklungsdepartement weiter fest. Die Benützung des Trottoirs sei für Velofahrende nicht mehr erlaubt. In einer Anfangsphase werde die Verkehrs- und Sicherheitspolizei die Umstellung begleiten und die Schülerinnen und Schüler im Verkehrsunterricht auf die Benützung der Kernfahrbahn vorbereiten. Ein Monitoring begleite den einjährigen Versuch und überprüfe die Zielerreichung. Wenn die Erfahrungen mehrheitlich positiv seien, würden Kanton und Gemeinde die Kernfahrbahn beibehalten.

Ob Kernfahrbahnen bei einem positiven Ausgang des Versuchs auch an anderen Orten eingeführt werden könnten, kann Josef Hess auf Anfrage heute noch nicht sagen. «Dazu gibt es noch keine Abklärungen.» Grundsätzlich wäre die Kernfahrbahn seiner Ansicht nach bei jeder Ortsdurchfahrt denkbar. Der Vorteil sei, dass man zur Realisierung kaum etwas bauen müsse: «Es ist eine sehr günstige Lösung, um die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer zu erhöhen.» In Hergiswil seien sie begeistert von dem System. «Ich bin gespannt, ob die Kernfahrbahn in Obwalden auch auf positives Echo stossen wird.»

VCS begrüsst den Versuch mit der Kernfahrbahn

Die Sektion Ob- und Nidwalden des Verkehrsclubs der Schweiz (VCS) befürwortet den Versuch mit der Kernfahrbahn. Denn für Velofahrer sei die aktuelle Situation nicht zufriedenstellend, schreibt der VCS in einer Medienmitteilung. In Sachseln seien etliche Trottoirs – wie auch anderswo in Obwalden – für eine Benutzung durch Velofahrende zugelassen. Innerorts sollten Trottoirs aber konsequent für den Fussverkehr reserviert sein. Auch seien diese für Velos zugelassenen Trottoirs viel zu schmal, um annähernd als normgerechte Rad- und Gehwege gelten zu können und auch sicher zu sein.

Der VCS beurteilt die Zusammenarbeit von Kanton, Gemeinde, Verkehrsexperten und Verkehrs- und Sicherheitspolizei als zukunftweisend. Jedoch habe die von Fachleuten erstellte Analyse der Verkehrssicherheit eine ganze Reihe von Mängeln aufgedeckt, insbesondere betreffend Fuss- und Veloverkehr in der Kernzone. Somit müsse die Ortsdurchfahrt auf der ganzen Länge sicherer und siedlungsverträglicher werden.

Der VCS regt dazu Verkehrsberuhigungen wie Tempo 30 oder Begegnungszonen an. Dies seien zeitgemässe und effiziente Instrumente, um ein sicheres und attraktives Zufussgehen und Velofahren innerorts zu ermöglichen, so die Medienmitteilung weiter. Bei Ortsdurchfahrten würden die Strassen so weniger gefährlich, leiser und böten mehr Aufenthaltsqualität. Das komme nicht zuletzt den dort angesiedelten Geschäften und Gastronomie-Unternehmungen zugute, ist der VCS überzeugt. Sachseln verfüge über eine Tunnelumfahrung (Nationalstrasse A8) und über einen architektonisch schönen Dorfkern. Das seien optimale Voraussetzungen für ein lebenswertes Dorfzentrum.