Impressionen für Bilder holt sich Elionora Amstutz meist aus der Natur. Derzeit stellt sie ihre Werke in der Sust Stansstad aus.
Fleissige Besucher bekannter Nidwaldner Landtheater mögen Elionora Amstutz wegen ihrer ebenso farbig wie fantasievoll gestalteten Bühnenbilder kennen. Ihr Markenzeichen ist eine ganz besondere Fähigkeit: der ausgeprägte Sinn für eine ebenso theaterwirksame wie stilvolle Nutzung des Raumes. Auch Besucherinnen und Besuchern, welche Elionora Amstutz zurzeit in der Stansstader Sust als bildender Künstlerin begegnen, wird ihr Flair fürs Dreidimensionale auffallen. Dies zeigen vorab die zahlreichen, teils grossflächigen Bilder mit Titeln wie «Berg, Pilatus, Schichtung, Stein, Ice, Tal».
Schaut man da zweimal und genauer hin, erlebt man Überraschungen: Die Nidwaldner Künstlerin vermittelt uns ihre Berg- und Naturerlebnisse nie im Stil der klassischen Landschaftsmalerei. Zwar basieren auch ihre Bilder durchaus auf Skizzen und Fotos, die sie von draussen in ihr Atelier bringt. Doch beim Gestalten und Malen verwendet sie davon bloss die Silhouetten. Bei der Arbeit auf der Leinwand aber nimmt sich Elionora Amstutz jede Freiheit. Was da entsteht – präziser gesagt: auf weissen Flächen regelrecht aufgeschichtet wird – ist ihr ganz eigenes, sehr spontan und nachgerade impressionistisch gestaltetes Naturerlebnis. Der Pilatus etwa spiegelt sich in einem fiktiven See. Überrascht den Betrachter mit intensiven Farben. Und: Wenn man ihn mit einem «Lupenblick» betrachtet, auch durch eine, wenn auch gut kaschierte, Collage-Technik. Ja, die Bilder sind tatsächlich plastisch geformt. Die auf ihnen abgebildete Natur ist Betrachtern wortwörtlich zum Greifen nah! Dabei entdeckt man – unter den schillernden Farben – plötzlich Alltägliches. Fragmente verschiedenster Art. Beinahe theatralisch inszeniert die Malerin auf der Leinwand gerade damit ihre ureigenen Landschaften.
Viel Zeit sollte man neben den dynamischen Landschaftsbildern auch den kleinformatigen, von ihr «Alltagsgeschichten» getitelten, Bildern im ersten Stock widmen.
Meistens betrachtet man während Ausstellungen interessante und schöne Kunstwerke, ohne dabei gleich nach der Technik zu fragen, mit der sie gefertigt sind. Bei Elionora Amstutz aber wirkt vieles so frappierend und effektvoll, dass man zu gerne wissen möchte, wie sie dies zu Stande bringt. In der Sust erhielt man darauf Antworten von Vernissagenredner Rafael Schneuwly, einem profunden Kenner der Künstlerin. «Zuerst grundiert Elionora Amstutz die Leinwand oder Holzplatte, den Boden aus Jute, die Tapete oder den Karton mit Farben», schildert Schneuwly. Dann würden diese Grundflächen mit Schnipseln aus Zeitungen, Wegwerfbildern, eigenen Zeichnungen und Skizzen, Fundstücken aus Natur und Alltag beklebt, ausgekratzt, geschliffen, montiert, demontiert und neu zusammengesetzt. Keines ihrer Bilder im Atelier habe eine Überlebensgarantie. Schneuwly wörtlich: «Was der Künstlerin nicht gefällt, wird unbarmherzig verändert, übermalt, neu gestaltet, da hilft auch keine Lackschicht mehr.» Neben zahlreichen Collagen stellt die Künstlerin in der Sust auch einige wenige Skulpturen und Objekte aus Holz, Gips und Papier aus: Hier erwacht zaghaft wieder eine alte Liebe der gelernten Dekorateurin.
Auffallend und erstaunlich ist die achtteilige Installation aus lauter Kabelbindern im unvergleichlich schönen Dachstock der Sust. Auf einer weissen Papierbahn am Boden liegen grosse, transparente Steine. Dahinter hängen weitere in einer imaginären Bergwelt. Oder sind im freien Fall. Die Objekte werden aus Scheinwerfern im Zweiminutentakt beleuchtet und ihre Schatten auf eine Wand projiziert. Ein beeindruckendes Kunstwerk: Voll Leben, Rhythmus und voll opernhafter Musikalität.
Elionora Amstutz: «Impressionen». Kunstausstellung in der Sust Stansstad vom 6. bis zum 29. September. Offen: Samstag 14-17 Uhr. Sonntag 11 -17 Uhr.