STANSSTAD: Wagen zurück an alter Wirkungsstätte

Gleis 1 des früheren Bahnhofs ist reaktiviert worden. Ein Güterwagen der alten Stansstad-Engelberg-Bahn erinnert ans damalige Zeitalter. Die Initianten hegen noch grössere Pläne.

Drucken
Mit Hilfe eines Krans wird der Güterwagen L 30 mitsamt Gleisabschnitt auf ein Bett aus Schottersteinen gehievt. (Bild: Oliver Mattmann / Neue NZ)

Mit Hilfe eines Krans wird der Güterwagen L 30 mitsamt Gleisabschnitt auf ein Bett aus Schottersteinen gehievt. (Bild: Oliver Mattmann / Neue NZ)

Oliver Mattmann

Seinen Dienst hat er zwar längst quittiert, doch seit Samstagvormittag ist der Güterwagen mit der Bezeichnung L 30 wieder zurück an seiner alten Wirkungsstätte – bei der Schifflände, wo einst der Bahnhof der Stansstad-Engelberg-Bahn (StEB) stand. Hinter dem neuen Denkmal, das die Gemeinde an prominenter Stelle erhalten hat, steckt die Interessengemeinschaft Luzern-Stans-Engelberg-Bahn (IG LSE). Projektleiter Beat Wuhrmann platzte nach dem reibungslosen Strassentransport von Dietikon an die Gestade des Vierwaldstättersees fast vor Stolz: «Es handelt sich nicht um irgendein Relikt, sondern um den letzten erhaltenen Güterwagen der Stansstad-Engelberg-Bahn.»

Er taugte für die Zahnradstrecke

Umso schöner sei es, dass das «kulturelle Erbe» wieder an seinem angestammten Platz stehe, weil der L 30 nebst einer Berglokomotive, die im Verkehrshaus Luzern zu bestaunen sei, noch der einzige verbliebene Wagen aus dem Zeitalter der StEB sei. «Der Grossteil ist nach dem Wechsel auf die LSE im Jahr 1964 verschrottet worden», weiss Beat Wuhrmann. Der 3,5 Tonnen schwere L 30 stand von 1914 bis zu seiner Ausrangierung 1980 für den Transport von Landmaschinen, Holz, Sand, Kies, Röhren oder auch Maschinenteilen im Einsatz. «Der Güterwagen ist auch deshalb speziell, weil er auf der Zahnradstrecke nach Engelberg eingesetzt werden konnte», erzählt Karl Amstutz, der seinerzeit Leiter elektrischer Anlagen bei der LSE war und heute noch in einer Wohnung im alten Bahnhofsgebäude lebt. Er freut sich über den Zeitzeugen in «seinem» Garten. «Der Wagen erinnert daran, dass hier einmal ein Bahnhof gestanden ist. Viele wissen das gar nicht.»

Den Platz zur Verfügung gestellt hat die Gemeinde. «Wir sind dem Vorhaben immer sehr befürwortend gegenübergestanden», hielt Gemeinderat Norbert Rohrer am Samstag fest. «Der Standort ist nicht zuletzt deshalb ideal, weil er sich ziemlich genau auf der Linie des früheren Gleises 1 befindet.» Beat Wuhrmann windet seinerseits dem Gemeinderat ein Kränzchen. «Die Zusammenarbeit hat super geklappt.»

Die Vision eines Museums

Dass sich der Güterwagen in einem beachtenswerten Zustand befindet, ist ein Verdienst der früheren Besitzer vom Modellbahn-Club Dietikon. Dessen Präsident Hugo Grauf sagt: «Wir haben seit 1980 rund 500 Stunden Arbeit in den Unterhalt gesteckt.» Insgesamt hätten sich drei Interessenten um den L 30 bemüht, «aber keiner so stark wie die IG LSE». Für den symbolischen Beitrag von 1 Franken hat er nun den Besitzer gewechselt. Und hier in Stansstad sei der Güterwagen definitiv am richtigen Ort, so Hugo Grauf. Der Club selbst habe ihn veräussert, weil ihm auf dem dortigen Areal die Idee einer Garten-Modelleisenbahn vorschwebe.

Auch die IG LSE ist noch voller Tatendrang. «Sobald die Tage wieder wärmer werden, wollen wir dem Wagen einen frischen Anstrich und die Originalbeschriftung verpassen», so Beat Wuhrmann. Doch der Güterwagen soll nicht der letzte Streich der IG gewesen sein. Sie hat die Vision eines eigenen Bahnmuseums in Nidwalden, die sie früher oder später in die Tat umsetzen will.