Die Spielgruppe Stansstad startet am Montag neu unter Führung der Schulgemeinde. Diese übernimmt im Kanton eine Vorreiterrolle.
Marion Wannemacher
«Hurra! Ab Sommer gehören wir zur Schule Stansstad. Danke an alle, die das möglich gemacht haben», steht auf der Webseite der Spielgruppe Rägeboge. Conny Gosso, Jasmin Andermatt und Miranda Gerber haben gut lachen: Die Leiterinnen der Spielgruppe Stansstad starten kommende Woche unter der neuen Trägerschaft ins neue Schuljahr. «Für uns ist das ein extremer Gewinn», begeistert sich Spielgruppenleiterin Gosso. «Die Strukturen sind für uns stabiler und klarer, die Anstellungsbedingungen haben sich verbessert. So ist gewährleistet, dass die Spielgruppe weitergeführt wird.»
Die drei Frauen schätzen die Sicherheit, dass sie ihre Gehälter bekommen. Auch sind sie nicht mehr selbst für ihre Sozialversicherung zuständig. «Das drückt für uns die Wertschätzung der Gemeinde und Schule aus und zeigt sich auch im Lohn: Wir verdienen jetzt etwas mehr», freut sich Conny Gosso. Denn auch das kam vor: der Einsatz von persönlichem Material oder nicht abgerechnete Administrationsstunden.
Üblicherweise werden Spielgruppen privat geführt. Manche haben vielleicht einen Verein als Träger. Geben die Leiterinnen ihre Tätigkeit auf, weil die eigenen Kinder gross sind oder sich die Perspektiven verändern, bedrängen finanzielle Probleme die Einrichtungen. Schnell einmal sind diese in ihrer Existenz bedroht.
Die Schule nehme ihnen administrative Tätigkeiten ab, freut sich Spielgruppenleiterin Gosso. «Die Energie, die wir darin investiert haben, können wir für anderes brauchen.» Von «Synergien» spricht auch Willy Frank, Leiter der Schule Stansstad. Diese beziehen sich nicht nur auf den administrativen Aufwand hinsichtlich Lehrpersonal und Spielgruppenteilnehmer, die ohnehin später in die Liste der Schüler wechseln.
«Ich begrüsse, dass die Spielgruppe jetzt zur Schule gehört, weil es für mich ein logischer Schritt ist, dass die Förderung von Kindern rechtzeitig erfolgt», hält er fest. «Kinder, die vorgängig in einer Spielgruppe waren, haben es einfacher, den Übertritt in den Kindergarten zu bewältigen.» Spielgruppenkinder lernen sich unterzuordnen, profitieren sprachlich und gewinnen an Sozialkompetenz, weiss er aus Erfahrung.
Dazu kommt, dass es immer mehr fremdsprachige Kinder in der Spielgruppe gibt. Deren Anteil liegt mittlerweile bei der Hälfte, bestätigt Conny Gosso, was höhere Anforderungen an die Spielgruppenleiterinnen stelle. Ein kantonales Projekt der Sozialdirektion zur sprachlichen Entwicklung im kommenden Halbjahr soll Unterstützung leisten.
Punkto Synergien könne künftig Betreuungspersonal vom Schulhort auch in der Spielgruppe eingesetzt werden und umgekehrt, erklärt Schulleiter Willy Frank. Als Tagesschule bietet die Schule Stansstad Betreuungsmöglichkeiten bis abends um 18 Uhr an. Das gesicherte Angebot einer Spielgruppe erhöhe die Attraktivität der Gemeinde als Wohnort, ist sich Willy Frank sicher.
Der Wechsel in die Trägerschaft der Schulgemeinde ist nach aussen nicht augenfällig. Die Spielgruppe Rägeboge ist am gleichen Ort in der Schule, wenn auch die Räumlichkeiten mit frisch geschliffenem Boden, neuer Küche und Durchbruch in der Wand renoviert wurden.
Kritische Stimmen habe es an der Frühjahrsversammlung auch nicht zur Übernahme, sondern zur Schliessung der Spielgruppe in Obbürgen gegeben, stellt Schulleiter Frank klar. Doch auch dieses Problem ist mittlerweile gelöst: Zwar wurde die Spielgruppe «elefantastisch Obbürgen» aufgelöst, die Spielgruppe Stansstad entsendet nun aber jeweils am Donnerstagvormittag Spielgruppenleiterin Jasmin Andermatt. Bei einer Mindestteilnehmerzahl von sechs Spielgruppenkindern kann diese Gruppe weitergeführt werden, hält Willy Frank fest.
Die Mehrkosten für die Gemeinde belaufen sich auf lediglich 4000 Franken pro Jahr, rechnet der Schulleiter vor: Bislang habe die Schule an die Spielgruppe eine jährliche Unterstützung von 5000 Franken gezahlt. Laut Budget fürs kommende Jahr betragen die Ausgaben 34 000 Franken, die Einnahmen 25 000 Franken. Der Betrag für die Eltern wurde um 50 Franken leicht erhöht. Also rundum nur strahlende Gesichter?
«Ja, auf jeden Fall», bestätigt der Schulleiter, «ich hoffe, es bleibt so.» Fazit von Conny Gosso: «Dranbleiben lohnt sich.»