Stans
Neues Siedlungsleitbild sieht kleinere Wohnflächen und tiefere Zuwanderung vor

Am Samstag konnte sich die Bevölkerung zum neuen Stanser Siedlungsleitbild äussern. Bis 2040 sollen jährlich nur noch 50 Personen in den Nidwaldner Hauptort zuziehen.

Richard Greuter
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Das Stanser Siedlungsleitbild aus dem Jahr 2003 ist überarbeitet worden. In der neuen Fassung will der Gemeinderat die Siedlungsentwicklung bremsen und das Verkehrsaufkommen besser kanalisieren. Das 38 Seiten umfassende Leitbild ist ambitioniert. Der Gemeinderat verfolgt bis 2040 das Ziel eines geringeren Bevölkerungswachstums. Angestrebt wird der Zuzug von rund 50 Personen pro Jahr. Bisher zogen im Durchschnitt jährlich 65 Personen nach Stans. Zudem möchte er bei Neubauten die Bruttogeschossfläche von 135 auf 120 Quadratmeter verkleinern.

Der Gemeinderat will darauf hinwirken, dass preisgünstiger Wohnraum und altersgerechte Wohnungen entstehen. Dies soll unter anderem durch das Wohnraumförderungsgesetz oder mit Vereinbarungen mit Grundeigentümern geschehen. Das Projekt «Alter 2030» sieht auf dem Gemeindeparkplatz Turmatt den Bau von Alterswohnungen vor.

Kein Leitbild gegen die Grundeigentümer

Am vergangenen Samstag konnten sich im Schulhaus Pestalozzi in Stans rund 50 Personen – mehr waren wegen der Pandemieregeln nicht möglich – an einem Workshop über die neuen Richtlinien äussern. «Für uns ist es ein wichtiger Moment, um zu spüren: Sind wir auf dem richtigen Weg?», sagte Gemeindepräsident Lukas Arnold gleich am Anfang der Veranstaltung. Danach stellten die Gemeinderäte Martin Mathis und Sarah Odermatt die einzelnen Abschnitte vor.

Gemeindepräsident Lukas Arnold bei der Begrüssung.

Gemeindepräsident Lukas Arnold bei der Begrüssung.

Bild: Richard Greuter (Stans, 6. November 2021)

Mathis äusserte sich zum vorgesehenen Bevölkerungswachstum von jährlich noch 50 Personen. «Bringt Wachstum mehr Leben ins Dorf? Geht auch ein Nullwachstum?», sagte Mathis in einer Schlüsselfrage. Anhand von Zahlen zeigte er das starke Wachstum in den letzten Jahren auf. Danach ging er kurz auf den kantonalen Richtplan ein, der in Stans zwölf Prozent mehr Arbeitsplätze verlangt. Doch hier habe der Gemeinderat wenig Einfluss, das sei abhängig von der Wirtschaft. «Wir wollen das Siedlungsleitbild nicht gegen die Grundeigentümer richten. Das ergäbe nur einen Papiertiger», so Mathis. Danach zeigte er Visionen auf, wo Wohnen und Arbeiten in Stans möglich sein sollen.

Sarah Odermatt berichtete über das Verkehrsaufkommen. Das Ziel sei es, Siedlung und Verkehr aufeinander abzustimmen. Im Siedlungsleitbild sind vorderhand nur allgemeine Grundsätze formuliert. «Genauere Analysen und Massnahmen folgen im kommenden Verkehrskonzept im nächsten Frühling», sagte Odermatt. Allerdings mache sich der Gemeinderat bereits Gedanken über die Erschliessung der künftigen Einzonungsparzellen Hostatt, Obere Steinersmatt und Gross-Lehli. Auch Odermatt sprach von Differenzen zum kantonalen Richtplan und fügte wie Mathis an: «Wir machen nichts gegen die Grundeigentümer.»

Angeregte Diskussion

In einer kurzen Diskussion äusserten sich einige Anwesende über den Verkehr. Ein Besucher bemängelte die alle 15 Minuten verkehrenden Züge der Zentralbahn ab Stans und die dadurch oft geschlossenen Barrieren. Kritik ernteten auch die zahlreichen Postautohaltestellen in der Buochserstrasse, die den ganzen Verkehr blockieren würden. «Das ist für mich nicht logisch», lautete eine Wortmeldung.

Für vertieftere Diskussionen hatten die Verantwortlichen vier Themenstationen vorbereitet: Wachstum, Bitzi-West, Verkehr und Energie/Natur. Hierbei gab es auch Lob für das neue Siedlungsleitbild. «Ich bin überzeugt, der Gemeinderat hat gute Arbeit geleistet», sagte ein Diskussionsteilnehmer. «Ich bin nicht der Meinung, dass Wachstum über allem steht», sagte Matthias Christen, Co-Präsident der Nidwaldner GLP. Verständnis gab es auch für die Verdichtung. «Eine Bebauung wie früher in der Fliegersiedlung ist heute nicht mehr möglich», sagte ein Workshopteilnehmer. Gewünscht wurde eine generationenübergreifende Besiedelung.

Diskussion an einer der Themenstationen.

Diskussion an einer der Themenstationen.

Bild: Richard Greuter (Stans, 6. November 2021)

Ein anderes Anliegen war ein autofreies Dorfzentrum als Begegnungszone. Andere sprachen sich jedoch gegen diese Idee aus. Ein Architekt, der mit dem Bau der neuen Eichlihalle nicht glücklich ist, machte sich stark für eine 400-Meter-Rundbahn im Gebiet Eichli. «Nidwalden ist der einzige Kanton, der dies noch nicht hat.» Andere wiederum wollten mehr Biodiversität oder eine Begegnungszone mit Sitzgelegenheiten.

Mitwirkungsverfahren geht weiter

Das Mitwirkungsverfahren fürs neue Siedlungsleitbild dauert nun bis Mitte Dezember. Bis dann kann die Bevölkerung schriftlich und begründet Anregungen und Vorschläge an den Gemeinderat einreichen. Danach wird es von der Nidwaldner Baudirektion geprüft und allenfalls genehmigt.

Hinweis: Das neue Siedlungsleitbild ist unter www.stans.ch/aktuellesinformationen zu finden.