Nach der Zwangspause erstand die Stanser Schmiedgasschilbi am Samstag in alter Frische wieder auf.
Endlich war es wieder so weit: Nach fünfjähriger Pause bauten die Schmiedgässler an beiden Enden ihrer Gasse wieder Tore auf und hiessen den Rest der Bevölkerung willkommen. Alle hatten sie angepackt, damit der Parkplatz zur Kaffeebude, die Garage zum Schiessstand und der Veloabstellplatz zum Kino werden konnte. Auch die Fahnen und Wimpel wurden wieder aus den Kellern geholt und kleideten die älteste Betonstrasse der Schweiz in bunte Farben. Beat Barmettler, Co-Präsident des Schmiedgass-Ausschusses, freute sich:
«Die gemeinsame Vorbereitung gibt wieder neuen Kitt für die Gemeinschaft.»
Weil es bei Toröffnung um 15 Uhr noch regnete, kam das Publikum zunächst nur zögerlich in die Gasse. Doch über das Wetter beschweren mochte sich angesichts der tiefen Pegelstände niemand. Und bis sich der Nachmittagsumzug im Takt der Kindertrommeln in Bewegung setzte, hatte sich die alte Handwerkergasse gefüllt.
Als Ehrengast wurde Alois Imboden bei der Gelegenheit auf einer Sänfte durch die Schmiedgasse getragen, bis zu der Stelle ganz hinten, wo an der Chilbi jeweils der «Herzschlag der Schmiedgasse» ertönt. Diese verspielte Maschine wird durch ein Wasserrad im unterirdischen Dorfbach angetrieben und lässt neben diversen Funktionen einen Hammer im Takt auf einen Amboss sausen. Ersonnen hat die Maschine vor 25 Jahren ebendieser Alois Imboden.
Doch auch in anderer Weise hat er die Schmiedgasschilbi während Jahrzehnten bereichert: Als Nachtwächter in würdevoller Uniform erinnerte Imboden jeweils an den letzten Stanser Nachtwächter, der Ende des 19. Jahrhunderts in seinem Haus gelebt hatte. Die beiden Co-Präsidenten Marco Achermann und Beat Barmettler bedankten sich bei Imboden für die kreative Mitgestaltung des Traditionsanlasses. Gleichzeitig stellten sie Thomas Huber vor, in dessen Hände Imboden nun den «Herzschlag» und die Nachtwächteruniform übergeben hat.
Derweil bildete sich eine Menschentraube vor der neugierig erwarteten Chilbiattraktion 2022. Das angekündigte Riesenrad entpuppte sich als durch Muskelkraft angetriebene Holzkonstruktion und passte daher bestens zur traditionellen Schmiedgass-Rutschbahn.
Einer, der mit Schwung am Rad drehte, war Andreas Mathis. Der gebürtige Stanser lebt im Baselbiet und hat dort zusammen mit Holzbauer Tobias Martin die rund 5 Meter hohe Konstruktion gebaut. «Als die Schmiedgässler hörten, dass wir ein Riesenrad für Dorffeste haben, meldeten sie sich», erzählt er. Und so durften sich nun Gross und Klein an rasanten Fahrten auf dem Gerät erfreuen.
Als der Abend dämmerte, hatten sich die Wolken gelichtet und die Gasse lud zum Flanieren ein – vorbei an Bühnen und Ständen mit einem breiten musikalischen und kulinarischen Angebot. Da konnte man in beliebiger Reihenfolge Magronen, Glace, Pizza, Bratchäs, Grilladen, Crêpes und Risotto geniessen. Und Popcorn gab es für einen Franken «oder meee».