Stans
Aufmerksamkeit für die Klimakrise

Im Rahmen der Klimaaktionstage Nidwalden fanden verschiedene Anlässe auf dem Stanser Dorfplatz statt.

Carina Odermatt
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Trotz durchzogenen Wetters entstand auf dem Dorfplatz eine gemütliche Stimmung.

Trotz durchzogenen Wetters entstand auf dem Dorfplatz eine gemütliche Stimmung.

Bild: Carina Odermatt (Stans, 21. Mai 2021)

«Aus dem Weltall sieht man keine Staatsgrenzen. Das sind nur Linien in unseren Köpfen. Aber man sieht Wohlstandsgrenzen.» Poetisch und tänzerisch beschrieb Ajala, Klimawissenschafterin und Astronautin, ihren Blick von der Raumstation ISS auf die Erde. Sie sah das Land im globalen Süden, wo ihre Grosseltern geboren wurden. Es ist kahl und ausgetrocknet. Im Norden, wo ihre Familie heute lebt, funkelte es hingegen hell. «In der Schweiz lebt eine Person im Durchschnitt auf 46 Quadratmetern, in einer Weltstadt auf unter 20. Wie viel Raum brauchen wir? Gibt es genügend Platz für alle?», fragte die Astronautin das Publikum in ihrer Performance «Ajala», was übersetzt «Erde» bedeutet. Sie wurde getanzt und gespielt von der Basler Tänzerin Anjali Keshava und war Teil der Klimaaktionstage Nidwalden, die vergangene Woche von Donnerstag bis Freitag stattfanden.

Das «Voorigs» servierte Suppe aus dem Feuertopf.

Das «Voorigs» servierte Suppe aus dem Feuertopf.

Bild: Carina Odermatt (Stans, 21. Mai 2021)

Joint Venture zwischen Kirche und Klimajugend

Das Inputtheater wurde organisiert von der Ökugrup Einewelt, die sich im Rahmen der jährlichen Kirchenkampagnen «Brot für alle» und «Fastenopfer» für Klimagerechtigkeit und menschenrechtliche Fragen einsetzt. Die ökumenische Kirchengruppe ist mit der Klimagruppe Nidwalden ein Joint Venture eingegangen und hat sie für die Klimaaktionstage Nidwalden unterstützt. «Die Kirche muss bei ökologischen Fragen zuvorderst mit dabei sein. Denn es geht um die Bewahrung der Schöpfung», gibt Dominik Flüeler, Pfarrer der reformierten Kirche Stans, als Grund für die Zusammenarbeit an. Er hat eine klare Meinung, was das Engagement der Kirche angeht: «Wir sind verantwortlich, dass alle auf einer gerechten und lebenswerten Welt leben können. Darum muss die Kirche immer politisch sein.»

Zehn weitere Organisationen waren an der Planung und Durchführung der Klimaaktionstage Nidwalden beteiligt. Auf dem Dorfplatz stand am Freitagnachmittag ein Biodiversitätsstand vom Naturiamo und dem WWF Unterwalden, wo man Setzlinge tauschen und mitnehmen konnte. Am Bastelstand wurden Plakate und Steine bemalt und am Informationsstand konnte man sich zum Klimawandel und Umweltschutz austauschen. Das Voorigs, eine Organisation, die aus geretteten Lebensmitteln jeden Dienstag ein Abendessen zubereitet, servierte Suppe. Trotz leichtem Regen entstand auf dem Dorfplatz eine gemütliche Stimmung. Der Hauptzweck der Veranstaltung war jedoch, mehr Klimagerechtigkeit zu fordern: «Wir haben keine Träume, sondern eine präzise Vorstellung davon, wie wir in Zukunft zusammenleben wollen. Wir wollen eine Zukunft, in der unser Leben nicht die Konsequenz hat, dass Tier- und Pflanzenarten aussterben müssen und einen Konsum, der keine Menschenrechte verletzt», liess die Mitorganisatorin Célia von Matt mit dem Megafon verlauten. Sie läutete zum Höhepunkt der Klimaaktionstage ein, einer Velodemo. Rund 80 Personen fuhren unter ihren Regenponchos auf ihren verzierten Velos durch die Stanser Strassen.

Die Velodemo durch die Stanser Strassen bildete das Highlight der Klimaaktionstage Nidwalden.

Die Velodemo durch die Stanser Strassen bildete das Highlight der Klimaaktionstage Nidwalden.

Bild: PD (Stans, 21. Mai 2021)

Krise wird nicht wie eine solche behandelt

«Es war eine friedliche und heitere Stimmung. Wir konnten ein Zeichen setzen und unsere Forderung sichtbar machen», freute sich Heinz Häberli, der mit seiner Frau mitgefahren ist. Umweltschutz sei ihm wichtig, weshalb er auch mit drei Kindern auf ein Familienauto verzichtet habe, erzählt der Stanser. «In vielen Anliegen kann man sich fragen: Was kann ich denn schon tun? Allein sind wir nur kleine Würmli. Dann macht es niemand und nichts verändert sich.»

Auch Célia von Matt war mit dem Anlass sehr zufrieden. Sie hat das Programm auf dem Dorfplatz und das Repair-Café, das am Samstag im Spritzenhaus stattfand, mitorganisiert.

Der Umweltingenieurin hat sich im Studium auf urbane Ökosysteme und Biodiversität fokussiert. «Wir sind in einer Krise, die aber nicht wie eine solche behandelt wird. Wir müssten rennen, sind aber im Schneckentempo unterwegs», bedauerte die Stanserin. Sie spüre aber immer deutlicher, dass Veränderung auf dem Weg sei.