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Eine Online-Veranstaltung der Kantonsbibliothek Nidwalden mit dem Titel «Generation Smartphone?!» griff auf, welche Chancen und Risiken sich hinter jenem Gerät stecken, welches nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken ist. Referentin Rahel Heeg beschrieb unter anderem, wie sich die Eltern verhalten können.
«Ich und mein Smartphone sind feste Freunde und Feinde zugleich.» Dieser Satz eines 13-jährigen Mädchens beschreibt die Beziehung von Jugendlichen zu ihrem Gerät, welches sie jederzeit bei sich tragen. «Generation Smartphone» war am Mittwochabend das Thema an einer von der Kantonsbibliothek und der Gesundheitsförderung und Integration Nidwalden organisierten Online-Veranstaltung.
«Unser Alltag ist durchdrungen von digitalen Medien», sagte die Referentin Rahel Heeg, Mitarbeiterin beim Institut Kinder- und Jugendhilfe an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Sie hatte zwei Studien durchgeführt und präsentierte die Resultate den rund 70 Teilnehmenden, darunter insbesondere Eltern und Fachpersonen, die mit Jugendlichen zusammenarbeiten. Bei einer Studie berichteten 30 Jugendliche einen Monat lang über ihr Verhalten online. Bei der anderen befragte man rund 1000 Jugendliche und 400 Erwachsene.
«Es gibt fast keine Offline-Zeit mehr», sagte Heeg weiter. «Für Jugendliche ist es schwierig zu begründen, wenn sie abends ab 21 Uhr nicht mehr online sind.» Genau das mache das Smartphones eben zu diesem Feind. «Ich will nichts verpassen», so ein Mädchen, das an der Studie teilgenommen hat. «Ich habe Angst, dass mir jemand schreibt, es sehr wichtig ist und ich es nicht erfahre.»
Rahel Heeg ging an diesem Abend auch viel auf die Sicht der Eltern ein. Für sie seien viele Inhalte auf dem Smartphone unverständlich: «Meine Kinder haben es aufgeben, mir irgendwelche Memes zu zeigen, weil ich sie nicht verstehe.» Auch die Faszination der Jugendlichen am Smartphone verstehen nicht alle Eltern. «Sie erachten es als problematisch, fragwürdig oder gar wertlos, was ihre Kinder online tun.»
Besonders gross sei die Angst vor Gefahren. Rahel Heeg nannte Online-Mobbing, pornografische Inhalte, Spiele mit Gewalt und das Suchtpotenzial. «Das beschäftigt Eltern sehr stark. Es gibt ihnen das Gefühl, ihre Kinder vor dem Bildschirm schützen zu müssen. Auch der direkte Austausch im Familienleben leidet unter dem Smartphone.» Für die Eltern bedeute das, dass eine gute Erziehung damit verbunden ist, dass ihre Kinder wenig online sind. Die Konflikte zwischen Jugendlichen und deren Eltern seien heutzutage fast ausschliesslich auf die Online-Präsenz zurückzuführen. «Es geht zum Beispiel oft darum, welche Games sie spielen oder wie lange sie online sein dürfen», erklärte Heeg.
Die Jugendlichen verbringen im Durchschnitt rund vier Stunden ihrer Freizeit am Bildschirm. Bei den Erwachsenen liegt dieser Wert bei etwa zweieinhalb Stunden. Dieses Resultat sei aber mit Vorsicht zu geniessen, wie die Referentin bemerkte. Es handelt sich um Selbsteinschätzungen. Zudem sei der Unterschied wohl auch damit verbunden, dass nur wenige Jugendliche im Gegensatz zu Erwachsenen kaum online sind.
Die Online-Welt birgt Chancen und Risiken. Diese gehörten zusammen, sagte Rahel Heeg. Wer online Kontakte pflegen will, Unterhaltung oder Informationen sucht, wird wahrscheinlich auch den Druck zu antworten verspüren, abgelenkt werden oder gestresst sein, ständig erreichbar zu sein. «Risiken vermeiden bedeutet vor allem, wenig oder sehr bewusst online zu sein», so Heeg. «Die Chancen überwiegen aber für die Jugendlichen ganz klar.»
Wie können Eltern ihren Ängsten begegnen, dass die Kinder ihre Zeit unsinnig nutzen? «Es ist eine Herausforderung», bestätigte Heeg. «Vor einer halben Generation gab es noch keine Smartphones. Die Kinder müssen ihr Leben spätestens im Jugendalter selber bewältigen, das sich viel online abspielt. Die pädagogische Aufgabe der Eltern hat sich aber nicht geändert. Sie müssen die Kinder dazu befähigen, gute Entscheidungen zu treffen.»
Rahel Heeg führte aus, dass die Eltern sich Zeit nehmen und miterleben müssen, was das Faszinierende für die Jugendlichen ist. Sei es, bei einem Videospiel mitzuspielen oder bei Videos zuzuschauen. «Und das nicht nur fünf Minuten lang», so Heeg. Das Wohlbefinden der Jugendlichen hänge nicht daran, wie lange die Kinder online sind, sondern wie sie die Zeit nutzen.
«Generation Smartphone?!» war Teil der Veranstaltungsreihe «Wie digitale Medien unseren Alltag beeinflussen». Die nächste Veranstaltung findet am 24. Juni statt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter biblio-nw.ch.