Trainer Sämi Gräni ist ein grosser Motivator und bringt viel Abwechslung in den Trainingsalltag des Seilziehvereins Stans-Oberdorf.
Als Sämi Gräni vor gut einem Jahr das Traineramt von Bruno Vogler übernahm, ahnte noch niemand, dass auch die Saison 2021 auf der Kippe steht. Der Gipser-Vorarbeiter trainiert nun plötzlich seine langjährigen Mannschaftskollegen. Als Trainer muss er seinem Team zu verstehen geben, wo es lang geht. Dazu sagt der 26-Jährige:
«Ich erlebe eine grossartige Unterstützung des Teams und ich muss ihm nicht lange erklären, um was es geht und wo wir hinwollen.»
Als Trainer bereitet Gräni abwechslungsreiche Trainingseinheiten vor, wie Parcours, Kraft- und Rumpfübungen. Weiter meint er: «Als Athlet musste ich nicht viel überlegen, konnte unbeschwert die Trainings besuchen und es war alles organisiert.» Er selbst sei ein schlechter Verlierer, will immer gewinnen und nun gilt es ganzheitlich zu handeln. «Ich muss mich in diesem Bereich etwas zurücknehmen und im Team auch mal ‹Kitten› können.»
Vereinslegende Armin Burch schwärmt von Trainer und Athlet Sämi Gräni: «Er ist sehr fokussiert und ehrgeizig. Sämi ist ein Vorbild auch für die Junioren und ein absoluter Teamplayer. Die gesteckten Ziele will er erreichen und fördert den Konkurrenzkampf.» Für Sämi Gräni ist der Seilziehsport die beste Lebensschule. Er motiviert auch die Jüngeren, wenn es einmal nicht so gut läuft. Unterstützt wird der Oberrickenbacher von Coach Franz Niederberger. «So kann ich mich als Teammitglied am Seil voll auspowern», fügt Gräni an.
Die grösste Herausforderung bestand darin, im Jahr der Pandemie die Vereinsmitglieder aufzurichten. Der Seilziehclub Engelberg organisierte für alle Mannschaften der Schweiz Trainingsturniere. «Wir stellten bunt gemischte Kleingruppen mit Frauen und Junioren, Jung und Alt zusammen», so Trainer Gräni. Als Trainingsalternative stand auch mal eine Biketour nach Küssnacht auf dem Programm und die Rückkehr folgte mit dem Schiff. «Ein happiger Berglauf ab Hergiswil via den Horwerwald hinauf zur Rengg-Kapelle bleibt unvergessen. Das spielerische Crossfit draussen an der frischen Luft war sehr beliebt», blickt das Seilziehurgestein Armin Burch zurück.
Jessica Beerli erinnert sich an das Jahr 2020 und ergänzt: «Unser Damenteam traf sich zum Onlinetraining, um vor allem die innere Rumpfmuskulatur zu stärken.» Ihr grösster Erfolg war der Gewinn des EM-Titels 2019 mit dem Mixed-Team in Irland. «Diese Freude und den Erfolg zusammen mit dem Verein, den Fans und Familien teilen zu können, ist für mich der schönste Moment meiner bisherigen Karriere», schwärmt Jessica Beerli.
Die 27-jährige Fitnessinstrukteurin ist 2008 dem Tug of War Stans-Oberdorf beigetreten und der Verein hat sie durch sämtliche Lebensphasen begleitet. «Das Seilziehen ist für mich der Lebensinhalt schlechthin.» Diese Sportart beinhalte alles, was es im Sportbereich benötigt, und sei der perfekte Rundumsport. Beerli ergänzt:
«Dazu gehören die mentale Stärke, Ausdauer, Kraft, und Technik.»
Diesen Monat wird entschieden, ob die WM im Baskenland im Sommer durchgeführt werden kann. Das Eliteteam (640 Kilogramm) hat den Trainingsbetrieb hochgefahren und man sei bereit für den allfälligen Saisonstart. Der Fitnessstand soll nun für baldige Wettkämpfe konsolidiert werden, blickt Gräni voraus. Die U19 darf wieder Turniere bestreiten. Die Damenmannschaft muss sich noch gedulden, sind doch die geplanten Einsätze bis Ende Mai gestrichen.
Flugzeug-Spengler Armin Burch betreut und coacht auch das U19- und U23-Team. Er unterstützt ebenso das Eliteteam bis 640 Kilogramm.Armin Burch ist nicht nur «Mädchen für alles», sondern auch ein «Hexer» in der Zubereitung der vier bis fünf Harzsorten. Jessica Beerli erwähnt ein Beispiel, wie entscheidend die Harzmischung sein kann:
«Als ich an einem Turnier für einmal nicht das Harz von Armin verwendete, hatte sich ein grosses Stück Haut in der Hand während des Wettkampfs gelöst.»
Gräni, Beerli und Burch wünschen sich sehnlichst, dass bald wieder der Normalbetrieb Einzug hält. Fehlen doch das Vereinsleben und die sozialen Kontakte extrem.
Um die Zukunft des Schweizer Seilziehsports macht sich bei ihnen ein Stirnrunzeln breit. Wenn die wenigen Schweizer Topmannschaften sich intensiv für die EM und WM vorbereiten und in der heimischen Liga die Konkurrenz vermehrt ausbleibt, sei dies kein gutes Omen. Alle Teams können oder wollen nicht den gleich grossen Aufwand betreiben, wie es der Vorzeigeclub Tug of War Stans-Oberdorf vormacht. Es wäre schade, wenn Jan Mathis, eines der weltweit grössten Talente mit Jahrgang 2006, sich einer anderen Sportart zuwenden müsste. Für den künftigen Zimmermannlehrling aus Oberrickenbach gefällt das Miteinander im Team sehr und er sagt: «Bei Erschöpfung muss man weiterkämpfen und ich bin willensstark. Faszinierend finde ich den kräftezehrenden und über die volle Zeit dauernden Wettkampf. Ganz besonders, wenn ich einen schwächelnden Mannschaftskameraden zurückholen und mitreissen kann.»