Der Stanser SVP-Mann hört Mitte 2022 als Landrat auf. Zuletzt war er Präsident der Finanzkommission.
«Ich habe nicht daran geglaubt, dass ich das ganz am Schluss meiner zwölfjährigen Karriere in der Finanzkommission tatsächlich noch einmal erleben darf.» Das sagte Jörg Genhart, Stanser SVP-Landrat und Präsident der Finanzkommission (Fiko), vergangenen Monat in der Budgetdebatte des Parlaments. Er unterstrich damit die Tatsache, dass das Budget Nidwaldens erstmals seit Jahren ein positives Gesamtergebnis vorsieht, ohne dass ein Griff in die Töpfe der finanzpolitischen Reserven notwendig ist.
Wenn Jörg Genhart Mitte 2022 aus dem Landrat ausscheidet, wird er vier Jahre an der Spitze der Finanzkommission gestanden haben. Bei der Kommission kommen alle Finanzgeschäfte vorbei, die der Regierungsrat nicht in eigener Kompetenz beschliessen kann. «In der Kommission durchleuchten wir die Vorlagen fachtechnisch», erklärt Genhart im Gespräch. «Dabei sollte weniger die Parteipolitik als vielmehr die Sachpolitik im Vordergrund stehen.»
Bei seiner ersten Landratskandidatur sei er als Listenfüller für die SVP Stans angetreten. «Zu meinem Erstaunen bin ich gewählt worden», sagt er. Und auch die beiden Wiederwahlen habe er geschafft. In den ersten acht Jahren in der Fiko habe er vom erfahrenen Landrat und Kommissionspräsident Viktor Baumgartner profitieren können. «In der ersten Legislatur geht es ohnehin darum, vor allem zu lernen und zuzuhören», hält er fest. Man müsse die Gesamtzusammenhänge verstehen können und erkennen, wie die Verwaltung funktioniert.
Als Fiko-Präsident habe er eine andere Rolle als die anderen Mitglieder. «Man muss eine Moderatorenrolle übernehmen, bereit sein, seine eigene Linie nicht mehr so weiterzuverfolgen wie zuvor und sich vermehrt in den Dienst der Kommission stellen.» Den Zeitaufwand für die Aufgabe schätzt er auf ein 10- bis 20-Prozent-Pensum. «Man arbeitet fast an jedem Sonntagnachmittag fürs Parlament», sagt er aus eigener Erfahrung. In den zwölf Jahren im Landrat habe er sich vom rechten Oppositionspolitiker zu einem vernünftigen Lösungsfinder entwickelt.
Wenn man ständig in der Finanzkommission sei, würden sich die Geschäfte wiederholen. «Ich beschäftigte mich zwölfmal mit dem Budget und zwölfmal mit der Staatsrechnung», so Genhart. Er habe eine gewisse Politikmüdigkeit, es werde für ihn zusehends schwieriger, die Motivation aufzubringen, die erwartete Top-Vorbereitung zu leisten. Auf das Ende der Legislatur stellt er seinen Sitz im Landrat zur Verfügung. Mit zu dieser Entscheidung beigetragen habe auch der Umstand, dass er sich beruflich weiterentwickeln kann. Aktuell ist Jörg Genhart Geschäftsstellenleiter der UBS in Stans. Ab Neujahr wird er Marktgebietsleiter für Unterwalden sein.
«Sag niemals nie», meint er auf die Frage, ob dies das Ende seiner politischen Karriere sei. Die nächsten vier Jahre wolle er kein Amt übernehmen, hält er fest. Mit Ausnahme des NSV-Verwaltungsrats, für den er sich weiter zur Verfügung stellen will, sofern ihn der Landrat wähle. Ob es in irgendeiner Form ein Comeback gebe nach vier Jahren, sei heute nicht absehbar. Im Gespräch sei er für die anstehenden Wahlen in den Regierungsrat gewesen, räumt er ein. «Viele Leute hatten erwartet, dass ich kandidiere.» Durch die vertieften Einblicke, die ihm sein Fiko-Amt gestattet habe, habe für ihn das Amt als Regierungsrat etwas an Attraktivität verloren: «Wenn ich sehe, was man diskutiert und wie wenig es braucht, bis man vor dem Parlament als Bittsteller auftreten muss und einen auf vier Jahre befristeten Arbeitsvertrag hat.»
Ein Genussmensch sei er, sagt der 47-Jährige. Gerne verbringt er auch Zeit mit seiner Familie, seine Kinder sind 10 und 12 Jahre alt. «Ich bin auch gerne in der Natur, gehe auch mal auf einen Berg. Aber dann lieber mit dem ‹Bähnli›, damit ich oben noch genug Energie habe, etwas Feines zu essen», sagt er schmunzelnd.
«Ich möchte die Zeit im Landrat nicht missen», sagt Genhart. «Insbesondere auch die vielen Begegnungen, die ich hatte, auch ausserhalb des Parlaments. Man merkt, dass man auch über die Parteigrenzen hinweg mehr Anknüpfungspunkte hat, als man denken würde. Das ist sehr wertvoll.»