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In einem Postulat bitten drei FDP-Parlamentarier den Regierungsrat eine Y-Bahnlinie in Richtung der Seegemeinden zu prüfen. Sie zeigen auch weitere Ideen für eine gute Erschliessung Nidwaldens auf.
In einem Postulat wird der Regierungsrat gebeten, eine Y-Bahnlinie Luzern-Seegemeinden-Engelberg zu prüfen. Eingereicht haben den Vorstoss die drei FDP-Landräte Dominik Steiner (Ennetbürgen), Klaus Waser (Buochs) und Urs Christen (Beckenried). Sie regen an, einen Bahnhof Bitzi/Länderpark mit einem grosszügigen Park-and-Ride-Angebot für Pendler zu prüfen. Von dort soll je ein Eisenbahnast in Richtung Stans/Engelberg respektive Richtung Kreuzstrasse, Flugplatz und die drei Seegemeinden führen. Für prüfenswert halten sie auch eine Weiterführung letzterer Linie nach Uri mit einer Anbindung ans nationale Schienennetz.
Entstanden sei die Idee für den Vorstoss an einem Fraktionsabend, an dem über das Gesamtverkehrskonzept diskutiert worden sei, sagt Dominik Steiner im Gespräch. «Wir haben festgestellt, dass es nicht nur um den Individualverkehr geht, den man optimieren müsste, sondern auch um den öffentlichen Verkehr.» Mit Blick auf die bauliche Entwicklung der Seegemeinden, aber auch der Entwicklungsgebiete Pilatus, Faden oder Kreuzstrasse fehle eine leistungsfähige Erschliessung. «Es wird sehr viel in die Gewerbeinfrastruktur investiert und man will Arbeitsplätze schaffen.» Doch Kapazitätssteigerungen bei der Erschliessung seien nur mit grossem Aufwand möglich. «Da erscheint uns eine Bahnverbindung als prüfenswert», hält Steiner fest.
Ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen in der Fraktion sei dann aber auch klar gewesen, dass es für diese Ideen zunächst eine Kapazitätssteigerung der Bahnverbindung von und nach Stans brauche. «In erster Priorität braucht es den Tunnel kurz in Hergiswil, damit ein engerer Fahrplantakt nach Stans möglich ist», ist Steiner überzeugt. Weiter brauche es eine gescheite und leistungsstarke Verkehrsdrehscheibe, wo Zentralbahn, Postauto und Individualverkehr zusammenkämen. «Meines Erachtens kann ein solcher Ort nicht im Dorf Stans sein, wo sich das Postauto teilweise durch die Strassen quälen muss.» Ob sich eine solche Drehscheibe dereinst in Stans West oder Stans Ost befinde, sei nicht zentral.
Es sei den Urhebern des Vorstosses bewusst, dass dies langfristige Planungsschritte seien. Sie hätten die Hoffnung, dass mit dem Postulat eine gewisse Druckwirkung auf das Gesamtverkehrskonzept entsteht. «So, dass auch das Thema öffentlicher Verkehr und zukünftige Mobilitätskonzepte dort eine gewisse Wichtigkeit erhalten», hält Dominik Steiner fest.
Mit zukünftigen Mobilitätskonzepten setzt sich auch Conrad Wagner auseinander. Der ehemalige Stanser Landrat (Grüne) ist Mobilitätsberater für Unternehmen und Städte in der Schweiz und im Ausland und unterrichtet auch an Fachhochschulen. Er hat sich zum Thema Verkehr auch schon mit Dominik Steiner ausgetauscht. Wagner schaut in Sachen Verkehr zunächst weit in die Vergangenheit. 1890 sei der Tourismus der Anfang der Erschliessung Nidwaldens gewesen mit der Stansstad-Engelberg-Bahn oder der Stanserhornbahn. Damals seien es Pioniere gewesen, die für ausländische Gäste gebaut hätten. Nach dem Zweiten Weltkrieg erst sei der nächste Schub der Erschliessung des Kantons gekommen mit der Lopperöffnung 1964 und der Eröffnung des Seelisbergtunnels 1980. «Jetzt stehen wieder grosse Entscheidungen für die Verkehrszukunft an», ist er überzeugt. «Wir müssen es selbst in die Hand nehmen, in Nidwalden die Verkehrssituation zu analysieren und zu lösen. Conrad Wagner hat an der Vernehmlassung zur ÖV-Strategie des Kantons für die Jahre 2021 bis 2024 und zum Gesamtverkehrskonzept in Nidwalden und beim Bundesamt für Verkehr Eingaben gemacht.
Diese ähnelt in einzelnen Punkten dem Postulat der drei FDP-Parlamentarier. Völlig unabhängig wie Wagner und Steiner festhalten. Conrad Wagner plädiert in einer ersten Phase für eine Entlastungsstrecke der Zentralbahn entlang der Autobahn Richtung Kreuzstrasse und Oberdorf. Tiefer- oder Höherlegungen der ZB-Strecke durch Stans hindurch seien nur schon aus finanziellen Gründen kaum denkbar. Ihm schwebt ein Betrieb als Trambahn im Dorf vor. So könnten die vieldiskutierten Barrieren immer offenbleiben. Dass dies funktioniert, zeige etwa das Beispiel der Appenzeller Bahn in der Stadt St.Gallen. In weiteren Phasen mit deutlich längeren Planungshorizonten denkt Wagner etwa an neuartige Verkehrsmittel im Kollektiv- und Individualverkehr. Hier könne auch die Digitalisierung und Automatisierung helfen. Und er sieht ebenfalls eine Bahnstrecke in die Nidwaldner Seegemeinden und später eine Verbindung nach Altdorf mit Anschluss an die Neat vor.
Dominik Steiner ist überzeugt, «dass wir viel zu sehr in den heutigen Möglichkeiten denken.» Diese Denkweise gelte es, bis zu einem gewissen Grad zu verlassen. Der Parlamentarische Vorstoss solle ein Anstoss für die Regierung sein, neue Ideen zu erarbeiten und die darauf abgeleiteten Entwicklungsschritte dem Bund zu verkaufen und die entsprechenden Finanzierungen sicherzustellen. «Es soll auch das Bedürfnis der Seegemeinden nach einer besseren Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr und einer Kapazitätssteigerung wahrgenommen werden.»
Steiner und Wagner sehen die Mobilitätszukunft auch als Chance für ein qualitatives Wachstum. Es werde viel gebaut und es entstünden auch neue Arbeitsplätze. Menschen, die nach Nidwalden kämen zum Wohnen oder auch zum Arbeiten, wollten Mobilität.