Seit vier Jahren trainieren ältere Menschen unbewusst Herz und Kreislauf. Manchmal ist für den Spass auch ein Schmerzmittel nötig.
«7 - 8 - shuffle four, shuffle four, cross rock step, tripple half turn, tripple half turn, ghost step...», Alois Renngli zählt den Takt und tanzt die Schritte vor und los geht’s für die Damengruppe zum Countrysong «Hearts and Flowers». Die Schritte, die Drehungen sind ihnen vertraut. Es ist Mittwochmorgen und hier tanzen die Fortgeschrittenen im Line-Dance-Kurs von Pro Senectute Nidwalden. Seit viereinhalb Jahren kommen die 24 Frauen zusammen. Ganz selten fehlt mal jemand.
«Es ist wie eine Sucht, wenn man Schmerzen hat, nimmt man halt eine Schmerztablette und geht trotzdem», erklärt Georgette Arato aus Buochs. Mit ihren 84 Jahren ist sie die Älteste in der Gruppe, die Jüngste ist 62 Jahre alt. «Wir sind einfach mit Begeisterung dabei», sagt Antoinette Gnos aus Hergiswil. Sie hat 30 Jahre lang eine Volkstanzgruppe geleitet. «Wir gehen ganz beschwingt aus dem Kurs, manchmal erschöpft, manchmal verschwitzt», erzählt Kathrin Bader aus Ennetbürgen.
«Hahn im Korb» ist Leiter Alois Renggli als einziger Mann in der Runde. «Er ist ein wunderbarer Leiter», schwärmt Georgette Arato, «gut gelaunt», fügt sie hinzu. Alle klatschen. «Er ist geduldig», lobt eine andere Teilnehmerin. Was ist Alois Renggli am wichtigsten? «Ich will die Freude am Tanzen weitergeben», betont er. Auf die Frage, ob Line Dance gesund ist, fallen ihm viele Aspekte ein: «Das Tanzen fördert die Muskulatur, ist gut für das Gleichgewicht, die Koordination, die Wirbelsäule, für Herz und Kreislauf und auch für das Gedächtnis. Es ist eine Vorsorge gegen Alzheimer», ist er überzeugt. Gesund sei eben vor allem, zwei Dinge miteinander zu machen. Man tanze und habe gleichzeitig die Choreografie im Kopf, so der Kursleiter.
Was braucht es als Voraussetzung für Line Dance? «Grundsätzlich nichts, ausser viel Freude am Tanzen», sagt der 71-Jährige. Ein männlicher Partner ist glücklicherweise nicht nötig, denn diese sind Mangelware in allen drei Line-Dance-Kursen von Pro Senectute Nidwalden. «Inzwischen tanzen doch vier Männer mit», freut er sich. Die Kurs 24 Teilnehmerinnen des Mittwochmorgen-Kurses haben 63 Tänze im Repertoire. Grossartige Ambitionen reizen sie alle nicht – sie wollen einfach tanzen.
Klar gibt es auch Tänzerinnen wie Agnes Murer aus Beckenried, die ausserdem noch selber Kurse im Dorf gibt und wie wenige andere im Verein Eagle Line Dancers in Ennetmoos tanzen. Drei Auftritte gab es für die Kursteilnehmerinnen bisher, einen verbinden sie alle noch mit einem lustigen Zwischenfall. Irma Tuor verlor beim Tanzen vor Publikum im Engel ihren Gürtel. «Die Schnalle war sehr schwer, wir machten einen Rundtanz und bei jeder Drehung rutschte der Gürtel ein Stück tiefer. Ich rollte ihn auf, aber irgendwann kam ich doch aus dem Rhythmus.»
Heute gibt es ein Geburtstagskind unter den Teilnehmerinnen. Agnes Murer darf sich einen Tanz aussuchen. Sie wählt «Things» aus. Angestossen wurde bereits gestern auf sie beim gemeinsamen Fischessen in Ennetmoos. Man hat gemeinsam etwas ausserhalb des Tanzens unternommen. «Es gab einen feinen Dreigänger», schwärmt Irma Tuor, die nach den Angaben der anderen für den Gruppenzusammenhalt sorgt. Denn der ist allen auch sehr wichtig. Und nach dem Kurs geht es ins Restaurant. Dort ist seit Jahren am Mittwochmorgen immer derselbe Tisch reserviert, quasi ihr Stammtisch.
Infos zu den Line-Dance-Kursen von Pro Senectute Nidwalden unter: www.prosenectute.ch.