Nidwalden
Stanser Kunstmarkt: Bunter Mix von Arrivierten und wilden Jungen

Der Stanser Kunstmarkt zieht als Magnet erneut rund 600 Besuchende an. Für die 34 Kunstschaffenden ist er ein willkommener Treffpunkt.

Romano Cuonz
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Wer am letzten Samstag zufällig beim Nidwaldner Museum Winkelriedhaus vorbei spaziert, kommt aus dem Staunen nicht heraus: Da stehen Autos in grosser Zahl mit Nummernschildern aus der ganzen Innerschweiz. Aber auch aus Zürich, Basel, dem Aargau und, und, und. Der Publikumsmagnet ist – einmal mehr – der Stanser Kunstmarkt, ein Projekt des Vereins Kunst und Kultur. Entstanden ist dieser traditionelle Markt irgendwann in den 1990er-Jahren in der berühmten Schmiedgasse. Später wechselte er zum «Chäslager». Finanzierte die Stanser Kleinbühne gar mit.

Dieses Quartett hat den Kunstmarkt wieder neu belebt (von links) : Luzi Caviezel, Bigi Geiser, Regula Wyrsch und Reto Geiser.

Dieses Quartett hat den Kunstmarkt wieder neu belebt (von links) : Luzi Caviezel, Bigi Geiser, Regula Wyrsch und Reto Geiser.

Bild: Romano Cuonz (Stans, 11. September 2021)

Als der beliebte Anlass um 2010 einzugehen drohte, traten zwei befreundete, kunstaffine Paare als Retter in der Not auf: Luzi Caviezel, Regula Wyrsch, Bigi und Reto Geiser. «Wir organisieren den Kunstmarkt nun schon zum vierten Mal», sagt Caviezel. Die paar Prozente, die man von den Verkäufen erhalte, würden gleich wieder in die nächste Ausstellung oder in den von Kunstschaffenden gestalteten Flyer investiert. «Unsere Devise lautet ‹Klein aber fein›, deshalb haben wir die Teilnehmerzahl auf 34 beschränkt und gleichzeitig für eine geografisch möglichst breite Palette gesorgt», erklärt Caviezel. Die Organisatoren helfen tatkräftig mit, dass eine sehenswerte, bunte Schau von Kunstwerken jeder Gattung und Richtung schön präsentiert werden kann. Dafür gibt es auch diesmal viel Lob von begeisterten Besucherinnen und Besuchern.

Tochter Thaïs Odermatt und Pia Bürgi bieten Zeichnungen des bekannten, vor zehn Jahren verstorbenen Nidwaldner Plastikers Josef Maria Odermatt an.

Tochter Thaïs Odermatt und Pia Bürgi bieten Zeichnungen des bekannten, vor zehn Jahren verstorbenen Nidwaldner Plastikers Josef Maria Odermatt an.

Bild: Romano Cuonz (Stans, 11. September 2021)

Grosse Namen und Neuentdeckungen

«Der Stanser Kunstmarkt ist anregend und spannend, da habe ich oft neue Künstler entdeckt oder Bekannte haben mich mit aktuellen Werken überrascht», zollt der bekannte Kulturvermittler Urs Siebler dem Anlass Lob. Der bunte Mix von Arrivierten und wilden Jungen ist ein Markenzeichen des Marktes. Da sind etwa Thaïs Odermatt und Pia Bürgi. Sie bieten wertvolle Zeichnungen des vor zehn Jahren verstorbenen Nidwaldner Bildhauers Josef Maria Odermatt an. Kleine, manchmal auch verspielte Werke eines ganz Grossen. Der Luzerner Hochschulprofessor und Künstler Otto Heigold ist persönlich anwesend. «Ich stelle Unikate von kleinen Druckgrafiken vor, für die es nicht ein dickes Portemonnaie braucht», sagt er. Der Urner Thomi Dittli, der auch schon im Haus der Kunst Uri ausgestellt hatte, begnügt sich mit wenigen Quadratmetern, um seine farbige Welt vorzustellen.

Abstrakte Malerei von Elionora Amstutz.

Abstrakte Malerei von Elionora Amstutz.

Bild: Romano Cuonz (Stans, 11. September 2021)

Paul Lussi, ein Nidwaldner, der in Luzern Bekanntheit erlangt hat, bemerkt: «Wenn sich Leute mit Namen für den Kunstmarkt zu schade wären, würde er an Attraktion verlieren.» Gleich nebeneinander präsentieren der Nidwaldner Rainer Otto Hummel und der Obwaldner Adrian Hossli ihre Werke. Diese könnten unterschiedlicher nicht sein: Hummel hat an den 49 Regentagen dieses Sommers Tusch mit Regentropfen vermischt und spielerische Zeichnungen kreiert. Hossli lässt in abstrakten, farbigen Bildlandschaften seinem Temperament freien Lauf. Und beide hoffen auf Kauflustige. Genau wie Carmen Annen Bonati oder Carin Studer mit ihren Arbeiten. «Doch selbst, wenn diese ausbleiben, ist der Markt für alle Beteiligten höchst vergnüglich», bringt es die Luzernerin Barbara Jäggi auf den Punkt. Und Andrea Röthlin aus Kerns ergänzt: «Wir kommen uns näher und Besuchende haben Gelegenheit, auf eine lockere Weise unserer Kunst zu begegnen.»

Die bekannte Nidwaldner Künstlerin Carmen Annen Nonati (rechts) zeigt einer Besucherin ihre leuchtenden Werke.

Die bekannte Nidwaldner Künstlerin Carmen Annen Nonati (rechts) zeigt einer Besucherin ihre leuchtenden Werke.

Bild: Romano Cuonz (Stans, 11. September 2021)

Mancher geht mit einem Bild heim

Besucher Friedrich Seyffer steht vor der Etalage von Rochus Lussi und hält eines der markanten Steinbockhörner des Künstlers in Händen. «Ich wohne erst seit anderthalb Jahren in Stans und möchte hier gerne sehen, was in Sachen Kunst so läuft», sagte er. Urban Odermatt hingegen ist in der Schmiedgasse aufgewachsen. Schon als Kind kannte er den Kunstmarkt und mit ihm viele Künstler. «Ich würde mir diesen Anlass nie entgehen lassen, auch wenn ich ein wenig bedaure, dass er nicht mehr im Dorfzentrum stattfindet», bekräftigt er. Organisator Luzi Caviezel aber zeigt sich am Samstagabend ebenso zufrieden wie die Teilnehmenden. Bilanziert: «Es herrschte eine gute Atmosphäre bei den 600 Besuchenden und unter den 34 Kunstschaffenden.» Selbst die Anzahl der Verkäufe sei, trotz Corona, recht zufriedenstellend ausgefallen.

Der in Stans wohnhafte Friedrich Seyffer lässt sich eines der berühmten Hörner von Rochus Lussi zeigen.

Der in Stans wohnhafte Friedrich Seyffer lässt sich eines der berühmten Hörner von Rochus Lussi zeigen.

Bild: Romano Cuonz (Stans, 11. September 2021)