Nidwalden
Spital gibt sich ein neues Gesicht

Auch im letzten Jahr in dieser Rechtsform schliesst das Kantonsspital Nidwalden mit einem Gewinn ab. Dabei sah es zu Beginn des Geschäftsjahres 2020 düster aus.

Matthias Piazza
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Das Kantonsspital heisst neu Spital Nidwalden.

Das Kantonsspital heisst neu Spital Nidwalden.

Bild: Urs Hanhart (Stans, 6. Mai 2021)

Das Kantonsspital Nidwalden hat im Geschäftsjahr 2020 einen Gewinn von 4,75 Millionen Franken erwirtschaftet. Das sind rund 200'000 Franken weniger als im Jahr zuvor. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Zinsen ging um 165'000 auf 8,32 Millionen Franken zurück, wie das Kantonsspital Nidwalden am Freitag in einer Medienmitteilung bekanntgab.

Spitaldirektor Urs Baumberger spricht von einem überraschend positiven Ergebnis, auch was die Ebitda-Marge betrifft, eine wichtige Kennzahl bei Spitälern. Diese lag im vergangenen Jahr mit 10,4 Prozent um nur 0,1 Prozentpunkte niedriger als 2019. Das bedeutet, dass im vergangenen Jahr der Gewinn vor Abschreibungen und Zinsen 10,4 Prozent des Betriebsertrages ausmachte. Dies sei klar über dem schweizweiten Durchschnitt.

Urs Baumberger, Direktor des Spitals Nidwalden.

Urs Baumberger, Direktor des Spitals Nidwalden.

Bild: PD

Umsatzeinbussen und Mehrkosten

«Im Frühling vergangenen Jahres waren die Aussichten düster, als wir wegen Corona zwischen dem 17. März und dem 26. April auf alle nicht dringlichen Operationen verzichten mussten, was für 2020 einen Patientenrückgang gegenüber dem Vorjahr bewirkte.» Neben den Umsatzeinbussen kamen Mehrkosten auf das Spital zu. Masken und weiteres Schutzmaterial mussten beschafft werden. Gegen Ende Jahr habe sich aber abgezeichnet, dass man auch finanziell gut durch das Coronajahr kommen werde. Dazu habe nicht nur die gute Auslastung beigetragen. Ende Jahr konnten auch wieder komplexe Wahleingriffe, etwa schwierige Baucheingriffe, durchgeführt werden, welche zuvor verschoben wurden. Das seien ausgesuchte Patienten gewesen mit geringem Risiko, um weiterhin die Intensivstation zu schonen. Ein Faktor sei auch, dass bei Wahleingriffen der Anteil der komplexen Operationen gestiegen sei. Und daran verdiene ein Spital mehr. «Der Grund für das Phänomen, das auch andere Spitäler beobachten, kennt man nicht genau. Eine Erklärung ist, dass wegen Corona die Leute einfache und nicht so dringliche Operationen auf dieses Jahr verschoben haben.»

4904 Patienten wurden im 90-Betten-Spital behandelt, 5,8 Prozent weniger als 2019. Glücklicherweise habe man bei der Privatstation zulegen können. Rund jeder vierte Patient sei zusatzversichert gewesen. «Solche Patienten tragen massgeblich zu einem guten Geschäftsabschluss bei.» Auch die Geburtenabteilung konnte zahlenmässig zulegen. 627 Babys erblickten in einem der drei Gebärsäle 2020 das Licht der Welt – das ist ein Rekord.

Im Kantonsspital Nidwalden werden auch Intensivpatienten aus Engelberg und dem Sarneraatal behandelt, weil das Kantonsspital Obwalden keine eigene Intensivstation hat. Dies habe dazu geführt, dass zeitweise kaum eine Intensivstation in der Schweiz so gut ausgelastet gewesen sei wie diejenige in Stans. Bis zu drei beatmete Covid-Patienten wurden gleichzeitig auf der Intensivstation mit gesamthaft sechs Betten behandelt, was dem Spital weitere Einnahmen beschert hätte. Dank der guten Zusammenarbeit mit anderen Spitälern, insbesondere mit dem Luzerner Kantonsspital, hätten alle Patienten einen Intensivpflegeplatz bekommen, die einen gebraucht hätten.

Hohe Dauerbelastung wegen Corona

Trotz des guten Abschlusses spricht Urs Baumberger von einem schwierigen Jahr. «Je nach Abteilung waren unsere Mitarbeiter wegen Corona einer hohen Dauerbelastung ausgesetzt. Zur hohen Arbeitslast gesellte sich auch die psychische Belastung. Bei der ersten Welle hatte man noch wenig Erfahrung und grossen Respekt vor dem Virus.» Ansteckungen im Spital habe es dank der Schutzmassnahmen nur sehr wenige gegeben. «Aber Mitarbeiter fielen aus, weil sie in Quarantäne mussten.»

Auf das laufende Geschäftsjahr blickt er verhalten optimistisch. «Wir haben nun viel mehr Erfahrung mit dem Virus. Auch zeichnet sich mit der fortschreitenden Impfung ein Silberstreifen am Horizont ab.»

Aus Kantonsspital Nidwalden wird Spital Nidwalden AG

2020 war das letzte Geschäftsjahr des Kantonsspitals Nidwalden. Rückwirkend auf Anfang dieses Jahres wird es als Spital Nidwalden AG zu einem Tochterunternehmen der Luzerner Kantonsspital AG. 40 Prozent des Aktienkapitals gehören weiterhin dem Kanton Nidwalden. Von der neuen Aktiengesellschaft ausgenommen sind die Immobilien des Spitals in Stans. Diese bleiben zu 100 Prozent im Besitz des Kantons Nidwalden und wurden bereits per Anfang Jahr der Spital-Nidwalden-Immobilien-Gesellschaft übertragen, welche die Spitalgebäude in Stans bewirtschaftet und unterhält. Urs Baumberger streicht die Vorteile von Synergieeffekten dieser Heirat hervor. «Wir können im Verbund bessere Einkaufskonditionen aushandeln, uns bei Schulungen gegenseitig unterstützen und uns Spezialisten teilen», macht er Beispiele. Auch soll der Spitalverbund untereinander und mit Zuweisern (beispielsweise Hausärzten) und Patienten digital vernetzt werden.

Mit dem Namen änderte auch das Logo.

Mit dem Namen änderte auch das Logo.

Bild: Urs Hanhart (Stans, 6. Mai 2021)

Das Luzerner Kantonsspital (Luks) machte im vergangenen Jahr einen Verlust von 53,2 Millionen Franken. «Die Pandemie hinterlässt tiefe Spuren und führt finanziell zu einem erheblichen Einbruch», sagte dazu Luks-CEO Benno Fuchs. Wegen des Operationsverbots für Wahleingriffe und vieler Covid-19-Fälle im Herbst seien mehrere hundert Eingriffe verschoben worden. Zudem habe der Betriebsaufwand Covid-bedingt zugenommen.

Müsste das gut wirtschaftende kleine Nidwaldner Spital in solchen Fällen künftig die grosse Luzerner Schwester unterstützen? Urs Baumberger verneint. «Das Spital Nidwalden und das Luzerner Kantonsspital sind zwei eigene Aktiengesellschaften mit zwei separaten Erfolgsrechnungen. Um es im Bild der Ehe zu sagen: Die zwei Ehepartner haben einen Ehevertrag abgeschlossen, der festlegt, dass jeder sein Vermögen und sein Einkommen behält.»