NIDWALDEN: Schutzdamm zähmt Buoholzbach

Jetzt sind die Details zum geplanten Schutzdamm im Grenzgebiet von Wolfenschiessen und Oberdorf bekannt. Herzstück ist ein Geschieberückhalteraum, flankiert von einem Damm. Davon profitiert selbst der Stanser Talboden.

Matthias Piazza
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Das Gebiet Hofwald an der Grenze zwischen Oberdorf und Wolfenschiessen im August 2005. (Archivbild: NZ)

Das Gebiet Hofwald an der Grenze zwischen Oberdorf und Wolfenschiessen im August 2005. (Archivbild: NZ)

Matthias Piazza

matthias.piazza@nidwaldnerzeitung.ch

Es war ein Bild der Verwüstung, das der Buoholzbach im Industriegebiet im Grenzgebiet zwischen Wolfenschiessen und Oberdorf im August 2005 anrichtete. Das ganze Einmündungsgebiet, wo der Buoholzbach in die Engelbergeraa fliesst, war von einer Schlamm- und Gerölllawine verschüttet. Dieses Ereignis soll sich nie mehr wiederholen, waren sich der Wolfenschiesser und Oberdorfer Gemeinderat einig. Noch im selben Jahr wurden die Planungen für Schutzbauten an die Hand genommen. Nun, ziemlich genau zwölf Jahre später – nach etlichen Studien, Planungen, Variantenvergleichen und Gesprächen mit den betroffenen Anwohnern und Besitzern von Industriebetrieben –, konnten die Verantwortlichen gestern den Medien das ausgearbeitete Projekt präsentieren.

Der Buoholzbach mündet in Zukunft 250 Meter nördlicher als heute in die Engelbergeraa. Herzstück des Projektes ist ein grosser Geschieberückhalteraum vor dem Mündungsbereich Buoholzbach/Engelbergeraa. Ein bis zu neun Meter hoher Damm in Form eines U fängt im Falle eines Unwetters Schutt und Geröll auf und verhindert, dass es sich in Richtung Büren ausbreitet oder die Gebiete Bürerhof und Lochrüti gefährdet. Sperren sorgen dafür, dass das Wasser dosiert in die Engelbergeraa abfliesst.

Zudem wird das Gelände abgesenkt, sodass auf dem heutigen Industrieareal Hofwald Platz für rund 250000 Kubikmeter Material entsteht. Gleichzeitig wird ab dem Geschiebesammler Hofwald der Bach auf seiner ganzen Länge bis zur Einmündung in die Engelbergeraa verbreitert. Mit rund 250000 Kubikmetern sei die Kapazität auf ein Ereignis ausgelegt, das weit über jenes von 2005 hinausgehe, hielt Gesamtprojektleiter Kurt Margadant fest. Von Zeit zu Zeit muss das Areal wieder ausgebaggert werden.

Nicht nur für Oberdorf und Wolfenschiessen

Mit rund 13 Millionen Franken (reine Baukosten) ist der Schutzdamm auch nur ein Drittel so teuer wie die ebenfalls in Betracht gezogene und vor zwei Jahren verworfene Variante mit drei Rückhaltebecken. An den Kosten beteiligen sich Bund, Kantone und Gemeinden. Der Kostenschlüssel wird noch festgelegt. Doch nicht nur das Kosten-Nutzen-Verhältnis habe eine Rolle gespielt. «Die Variante mit drei Rückhaltebecken wäre auch schwieriger zu handhaben», gab Kurt Margadant zu bedenken.

Vom Schutzdamm profitierten aber nicht nur Wolfenschiessen und Oberdorf, sondern auch der ganze Stanser Talboden. So entstünden bei einem Hoch­wasser 86 Prozent der Schäden ausserhalb der betroffenen Standortgemeinden. «Grosse Bauvorhaben wie jenes in der Spichermatt in Stans sind blockiert, solange der Schutzdamm noch nicht gebaut ist. Andere Bauvorhaben würden sich wegen besonderer Auflagen ohne Schutzdamm verteuern», erklärte er. Bei einem alle 30 Jahre auftretenden Hochwasser seien ohne Massnahmen Schäden von rund 500 Millionen Franken zu erwarten, bei einem Extremhochwasser sogar von mehr als einer Milliarde Franken.

Betriebe müssen umgesiedelt werden

Doch das Projekt hat auch seinen Preis – nicht nur in finanzieller Hinsicht. Die Industriezone Hofwald muss aufgehoben und Betriebe müssen ausgesiedelt werden. Man sei mit den Grundeigentümern auf gutem Wege, geeignete Ersatzstandorte zu finden, so Margadant. Wegen der grossen Auswirkung und der klareren Regelung von Zuständigkeiten stellten die Gemeinden dem Kanton den Antrag, dass er die Federführung übernimmt. Damit würde auch der Kanton über den Kredit beschliessen, ohne dass die Oberdorfer und Wolfenschiesser darüber abstimmen müssten. Über diesen Delegationsantrag stimmen die Oberdorfer und Wolfenschiesser an ihrer Gemeindeversammlung im November ab (vorausgesetzt, der Regierungsrat hat vorgängig sein OK für die Projektübernahme gegeben). Bis im Frühling 2018 soll das Auflageprojekt ausgearbeitet werden. Im besten Fall würde der Schutzdamm nach einer zweijährigen Bauzeit Ende 2021 in Betrieb genommen werden.

Zeitplan sei völlig unrealistisch

Leuthold Metallbau gehört zu den betroffenen Betrieben, die wegziehen müssen. «Der Zeitplan mit Baustart Anfang 2019 ist völlig unrealistisch», sagte Inhaber Paul Leuthold auf Anfrage. Noch habe die Gemeinde ihm keinen Realersatz anbieten können. «Wenn wir uns mit der Gemeinde nicht einigen können, sind wir in zehn Jahren noch da. Wir brauchen einen gleichwertigen Ersatz, und das heisst Landerwerb und nicht Baurecht.»