Leserbrief
«Ich benötige Fakten»

Leser Hans Galliker hat seine eigenen Messungen zum Umfahrungsprojekt Stans-West durchgeführt.

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Die geplante Entlastungsstrasse Stans-West soll entlang des Zentralbahntrassees von der Rotzlochstrasse auf Höhe Gerbibrücke zur Ennetmooserstrasse im Gebiet Fuhr führen.

Die geplante Entlastungsstrasse Stans-West soll entlang des Zentralbahntrassees von der Rotzlochstrasse auf Höhe Gerbibrücke zur Ennetmooserstrasse im Gebiet Fuhr führen.

Bild: Matthias Piazza (Stans, 8. Juli 2022)

In den Leserbriefen zum Thema «Entlastungsstrasse Stans-West» kommen immer wieder dieselben Argumente für oder gegen dieses Bauprojekt vor. Als Naturwissenschafter genügen mir diese Argumente nicht, ich benötige Fakten. Also fuhr ich kürzlich mit dem Velo los, um die ganze Strecke zu inspizieren und mir ein objektives Bild zu machen. Zuerst zum Bitzikreisel hinter dem Länderpark: In diesen kleinen Kreisel sollte eine zusätzliche Strasse münden, und dies direkt neben einem Wohnblock? Schauen Sie sich die Situation selber einmal an! Die wohlgemeinten Vorschläge der Gegner für eine direkte Zufahrt zum Bitzikreisel sind für mich untauglich.

Weiter auf der Rotzlochstrasse bis zum Müller-Martini-Areal: Dort bestätigte mir ein Chauffeur, der mit einem grossen Anhängerzug beim Areal parkierte, dass die Durchfahrt mit seinem 3,8 Meter hohen Lastwagen (in der Schweiz Normhöhe) bei der ZB-Unterführung kein Problem sei. Wenn die Unterführung kleiner als 4 Meter wäre, so müsste das laut Strassengesetz markiert werden. Ich habe auch die Breite der bestehenden Strassen vermessen: zirka 5 Meter bis zum Müller-Martini-Areal, danach zirka 3 Meter. Wenn nur die Strasse allein gebaut würde, müsste wenig Kulturland geopfert werden. Der zusätzliche Rad- und Gehweg ist aber meines Erachtens wichtig.

Beim Kreisel am Karliplatz beobachtete ich den Verkehr etwa 20 Minuten lang. Nachmittags um 15.30 Uhr war recht viel Verkehr. Ich staunte, wie viele Autos von der Stansstaderstrasse nach Ennetmoos abbogen, auch in der umgekehrten Richtung, fast die Hälfte. Zweimal wurde die Bahnbarriere für zirka 90 Sekunden geschlossen. In dieser kurzen Zeit wurde der Kreisel von stehenden Autos verstopft, beim erstem Mal ausschliesslich von Autos aus Richtung Ennetmoos.

Fazit: Das geplante Projekt ist eine Umfahrungsstrasse, die diesen Namen verdient. Wenn sie einmal steht, hat kein Mensch mehr einen Grund, mit dem Auto durch Stans zu fahren, ausser er wohne dort, besuche jemanden oder sei geschäftlich unterwegs (einkaufen, zuliefern oder Arbeiten ausführen). Obwohl diese Strasse einen unschönen Knick aufweist, ist die Strecke zum grossen Kreisel mit Autobahnanschluss zirka 300 Meter kürzer als durch das Dorf. Von diesem Kreisel gelangt man via Autobahn nach Stans-Süd, dann weiter zum Beispiel nach Engelberg. Stans hat damit ein vollständiges Umfahrungssystem.

Diese Umfahrungsstrasse entlastet zwar das Zentrum in Stans wenig, aber umso mehr die Stansstaderstrasse. Auch dort wohnen Leute, die ein Anrecht auf eine Verkehrsverminderung haben. Der Verkehr in Stans ist zum grössten Teil hausgemacht. Da müsste sich in den Köpfen etwas ändern.

Hans Galliker, pensionierter Chemie- und Biologielehrer, Buochs