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Leserbrief zum Artikel «Thomas Vaszary und Kirche einigen sich» vom 29. Januar 2021.
Es entbehrt nicht einer beeindruckenden Synchronizität, dass just ein Tag nach dem Erscheinen der «Kirchen-News» bekannt wird, dass sich deren ehemaliger Redaktionsleiter mit dem Kirchenrat auf einen Vergleich geeinigt hat. Das spricht für beide Konfliktparteien. Allerdings hat Vaszary recht, dass damit nur die finanzielle Seite der Geschichte geregelt ist.
Eindrücklich wird auf den ersten Seiten der aktuellen Ausgabe der «Kirchen-News» der Katzenjammer verbreitet, dass unsere Kirche fortschreitende Auflösungserscheinungen zeige. «Sowohl die Errungenschaft der Schweizer Basisdemokratie … als auch der Grundpfeiler des basisidemokratischen Grundgedankens vom Priestertum aller Gläubigen befinden sich in einer tiefen Krise.» Das ist die Stimme von engagierten Pfarrpersonen, auch von Dominique Flüeler, dessen Wiederwahl ohne Wahlempfehlung des Kirchenrats hätte auskommen müssen.
Ich frage mich, ob der Nidwaldner Sündenfall im Vorfeld der Abstimmung zur Konzernverantwortungsinitiative seitens des Kirchenrates und das Beklagen von mangelnder Partizipation der Gläubigen durch die Pfarrerinnen und Pfarrer nicht zwei Seiten derselben Medaille sind. Denn wo dem Redaktionsleiter aus heiterem Himmel das Wort verboten wird, müssen Pfarrerinnen und Pfarrer damit rechnen, dass auch ihnen künftig einmal das Wort von der Kanzel zensuriert wird. Und wo es den Leserinnen und Lesern der «Kirchen-News» nicht zugemutet werden kann, kontroverse Ansichten zu einer Frage der Gerechtigkeit zu verdauen, in einer solchen Kirche ist tatsächlich kaum mehr Raum für basisdemokratische Teilhabe und pluralistische Debattenkultur. So weit sind die Nidwaldner Reformierten also gekommen! Schade für das beherzte Engagement der Pfarrpersonen. So stellt sich die Frage, ob in einer solch vertrackten Situation anstelle einer neuen Verfassung nicht personelle Veränderungen im Kirchenrat zur Vertrauensbildung nötig wären.
Daniel Wiederkehr, Dr. theol., Hergiswil