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Die Ukrainerinnen und Ukrainer in Nidwalden feierten am 24. August ihren diesjährigen Nationalfeiertag in Hergiswil. Im Mittelpunkt stand eine Vereinsgründung.
Von aussen betrachtet, kann man den ukrainischen Nationalfeiertag vom 24. August durchaus mit unserer Bundesfeier am 1. August vergleichen. Denn auch das ukrainische Volk legt Wert auf das Hissen der Landesflagge, Singen der Nationalhymne und Tragen von Kleidung in den Landesfarben. Wie in der Schweiz halten Politiker patriotische Reden, vielerorts finden öffentliche Konzerte statt und am Abend wird Feuerwerk gezündet. Der ukrainische Nationalfeiertag wurde dieses Jahr zum 32. Mal gefeiert – auch in Hergiswil.
Während in der vom Krieg heimgesuchten Ukraine der Nationalfeiertag kaum gefeiert werden konnte, versuchten viele in die Schweiz geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer, den 24. August wie gewohnt zu begehen. In Hergiswil konnten die Organisatorinnen das Chilezentrum benützen. Tonja Gander, die Leiterin Soziales der Gemeinde Hergiswil, war mit dem zahlreichen Besuch aus der Region und dem Ablauf des Festes zufrieden. Die Behörden in ihrem Dorf bemühten sich schon früh, die Kontakte zwischen Einheimischen und den Geflohenen zu fördern. Als es noch kein kantonales Angebot gab, bezahlte Hergiswil den neuen Einwohnern Kurse an Sprachschulen in Luzern.
Oksana Vidor, eine der Hauptorganisatorinnen des Treffens, achtete darauf, dass die Politik möglichst ausgeklammert wurde und dass den Anwesenden ein gemütliches Beisammensein mit Spielen für Kinder und Erwachsene und mit gutem Essen ermöglicht wurde. Nur einmal, als der Dichter Vasel Dschmil, der ebenfalls nach Nidwalden floh, zusammen mit seiner Frau sehr emotional ein ukrainisches Gedicht vortrug, kam eine politische Note ins Spiel.
Oksana Vidor lebt seit vielen Jahren in der Schweiz und kümmert sich engagiert um ihre Landsleute, vor allem um die Kinder. Sie weiss, dass diese die einheimische Sprache lernen müssen, möchte aber gleichzeitig dafür sorgen, dass sie den Bezug zur Heimat nicht verlieren. Vidor engagiert sich jeweils am 17. Juni am Begegnungstag der Pfarrei Hergiswil und betreut am Weihnachtsmarkt einen Stand. Die Ukrainerin Darya Bösch lobt Oksana Vidor als die gute Seele der ukrainischen Gemeinschaft in Hergiswil.
Zu Beginn der Feier wurde ein neuer Verein mit dem ukrainischen Namen «Promin» – Sonnenstrahl – vorgestellt. Er wurde von vier gebürtigen Ukrainerinnen mit Hilfe von Tanja Christen von der Organisation «Bunte Spunte» gegründet, die sich in Nidwalden intensiv um geflohene Menschen kümmert. Nach Aussage von Christen hat die «Bunte Spunte» bereits früher mitgeholfen, zwei Vereine für Menschen aus Eritrea und Sri Lanka zu gründen. Das Ergebnis war in beiden Fällen so ermutigend, dass auch den Ukrainerinnen empfohlen wurde, diesen Schritt auf dem Weg zur Selbstständigkeit zu tun.
Neben Oksana Vidor macht auch Tanja Scheuber im Vorstand des Vereins mit. Die ausgebildete Primarlehrerin und Dolmetscherin lebt seit 2014 in der Schweiz und wünscht sich, dass ukrainische Kinder auch in der Zentralschweiz in der Schule mit ihrer Muttersprache in Berührung kommen können, so wie es in anderen Regionen der Schweiz bereits möglich ist.
Obwohl Lola Khaozhiieva und Viktoriia Pylypenko erst seit dem Ausbruch des Kriegs in der Schweiz weilen, belegen sie als Präsidentin und als Vizepräsidentin die beiden höchsten Ämter. Gemäss Statuten sind die Organisation von Veranstaltungen, die soziale Integration der Ukrainer in Nidwalden und die Förderung der zwischenstaatlichen kulturellen Beziehungen die wichtigsten Vereinsziele. Der Start zumindest ist geglückt, denn bis zum Ende der Feier wuchs die Mitgliederzahl um mehr als zehn Personen.