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«Ich meinti»-Kolumnist Herbert Huber sieht sich plötzlich in einem Jahrtausend wieder.
So träumte ich wieder einmal intensiv und wurde subito ins vierte Jahrtausend katapultiert. Suchte mir einen Platz in einer ruhigen Ecke eines Restaurants, liess mich in einen bequemen Sessel sinken. Mein Blick schweifte durch den Raum und blieb an einer ungewöhnlichen Gestalt hängen. Einem Roboter, der an der Bar stand und Getränke zubereitete. Fasziniert beobachtete ich seine geschickten Bewegungen, wie er die Tassen mit einer Präzision füllte, die menschliche Baristas wohl erblassen lassen würde. Andere Roboter waren emsig mit Abräumen beschäftigt. Wie charmante Pandabären sahen sie aus. Made in China eben.
So wollte ich den Roboter näher kennenlernen. Ich ging zu ihm und setzte mich auf einen der Hocker. Der Roboter drehte sich elegant und begrüsste mich mit einer freundlichen Stimme: «Guten Abend, wie kann ich Ihnen behilflich sein?»
Ich war erstaunt, wie menschenähnlich der Roboter sprach und sich verhielt. Ich erzählte ihm von meinem stressigen Tag und meiner Suche nach Ruhe und Entspannung. Der Roboter hörte aufmerksam zu und reichte mir einen heissen Kaffee.
Wir unterhielten uns. Der Roboter erzählte mir von seiner Entwicklung und wie er in diesem Restaurant angestellt wurde. Er erklärte, dass er mit einer künstlichen Intelligenz ausgestattet sei, die es ihm ermöglichte, menschenähnliche Interaktionen zu vollziehen. Je mehr wir sprachen, desto mehr faszinierte er mich. Er hatte eine erstaunliche Fülle an Wissen und konnte über verschiedene Themen diskutieren. Wir tauschten uns über Literatur, Philosophie und sogar über die neuesten wissenschaftlichen Entdeckungen in der Gastronomie aus. Es war, als ob ich einen Freund gefunden hätte, der aufmerksam zuhörte.
Nun plagte mich der Hunger. Speisekarte gab es keine. Dafür Selbstbedienung mit einer bunten Auswahl an Pillen. Astronauten-Nahrung. Rot für Fleisch – grün für Gemüse – gelb für Veganes – braun für Allergiker. Für Farbenblinde gab der Roboter bereitwillig weitere Auskunft. Für Feinschmecker servierten im Gourmetabteil «echte» Menschen «fleischloses» Fleisch ab 3D-Drucker und aus den USA importiertes «künstliches Fleisch». In den «2023ziger-Jahren» sollen ja die US-Behörden erstmals die Genehmigungen für den Verkauf von aus Zellkulturen gezüchtetem Laborfleisch erteilt haben.
Überall hingen Bilder von einst mit weidenden Tieren, denen man den staatlich verordneten Garaus machte, weil sie die Umwelt «verfurzten». Methangase in die Atmosphäre bliesen und damit mehr Schaden als Kohlendioxid anrichteten.
Als es Zeit war, das Restaurant zu verlassen, bedankte ich mich beim «Robi» für seine Gesellschaft und die inspirierenden Gespräche. Er antwortete mit einem Lächeln und meinte: «Es war mir eine Freude, Sie bei mir zu haben. Ich bin immer für Sie da, wenn Sie zurückkommen und eine Auszeit vom Alltag brauchen.»
Wieder hellwach und schweissgebadet überlegte ich, dass es vielleicht besser ist, nicht alles zu wissen, was noch auf uns zukommen könnte. Zumal es meistens noch anders kommt als man denkt.