Klassik in Stans
Edle Blasinstrumente spielen im Oktett

Kompositionen für Bläseroktette sind eher selten. Um sie wieder unter die Leute zu bringen, hat Stephan Britt ein Ensemble gegründet.

Romano Cuonz
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Die acht Blasinstrumentenprofis des Bläserensembles Stephan Britt bei ihrem Auftritt in der Kapuzinerkirche Stans.

Die acht Blasinstrumentenprofis des Bläserensembles Stephan Britt bei ihrem Auftritt in der Kapuzinerkirche Stans.

Bild: Romano Cuonz (Stans, 15. Juni 2022)

Das neue Bläserensemble Stephan Britt hat in der Stanser Kapuzinerkirche die Premiere zu seiner Konzerttournee gefeiert und damit das Publikum begeistert. Zu hören bekam man eher selten gespielte Werke von Beethoven, Mozart und Krommer für Oktettbesetzung mit je zwei Oboen, Fagotten, Hörnern und Klarinetten.

Initiiert hat dieses Ereignis der Berufsmusiker Stephan Britt. Er ist eine in Nidwalden bekannte Persönlichkeit, nicht zuletzt, weil er von 2012 bis 2022 den Gemischten Chor Stans geleitet hat. Seine berufliche Laufbahn ist beeindruckend: Schon als Jugendlichen beeindruckte ihn der vielfältige und berührende Klang der Klarinette. Als er 1993 ins Konservatorium Winterthur eintrat, war er mit 18 Jahren der Jüngste seines Fachs. 1997 erwarb er das Lehr- und Orchesterdiplom. Obwohl er Preise gewann und ihm eine brillante Karriere bevorstand, suchte er «den Klang der Stille». Dies führte dazu, dass er ein Jahr im Benediktinerkloster Engelberg lebte. Doch dann trieb es ihn weiter – an einen noch stilleren Ort. Er zog sich zurück ins kleine Bergdörfchen Lü im Val Müstair.

Das Bläseroktett Stephan Britt (rechts im Bild an der Klarinette) erfreute in Stans mit selten gehörten Werken.

Das Bläseroktett Stephan Britt (rechts im Bild an der Klarinette) erfreute in Stans mit selten gehörten Werken.

Bild: Romano Cuonz (Stans, 15. Juni 2022)

In der Coronazeit gab es für Britt, wie für viele freischaffende Künstler, kaum mehr Auftritte. «Das brachte mich auf die Idee, bekannte Musikerinnen und Musiker aus der ganzen Schweiz für ein Oktett zu gewinnen», erzählt er. Dabei ging es ihm um die Idee, die Werke für Bläseroktette in der Öffentlichkeit wieder vermehrt bekannt zu machen. Damit stiess er auf reges Interesse. Bald hatte er Zusagen von erstklassigen Schweizer Musikerinnen und Musikern: an den Oboen Barbara Zumthurm-Nünlist und Anja Balmer, am Fagott Manuel Beyeler und Simone Bissegger, fürs Horn Christian Schweizer und Yi Ding. Als zweiter Klarinettist neben Britt spielt Hanspeter Muri.

Eine Fülle an musikalischem Wohllaut

Zur Zeit Beethovens, Mozarts und auch Krommers kamen die Aufträge für Kompositionen oft von Fürsten, die über eigene Bläserensembles verfügten. Auf ihren Wunsch entstanden auch Werke für vier doppelt besetzte Instrumente, die man als «Oktette» bezeichnete. Eine berühmte solche Komposition ist Ludwig van Beethovens Oktett in Es-Dur, op. 103. Enthusiastisch schreibt A. W. Thayler in einer Beethoven-Biografie: «Alles ist in eine Fülle von Wohllaut getaucht, der kaum beschrieben werden kann.» Und wenn in Stans die Oboe als führendes Instrument (Barbara Zumthurm-Nünlist) mit dem Fagott (Manuel Beyeler) oder der ersten Klarinette (Stephan Britt) brillante und temperamentvolle musikalische Zwiegespräche führte, war man hingerissen. Auch die beiden Hörner entfalteten ihre Wirkung im akustisch hervorragenden sakralen Raum.

Von links: Barbara Zumthurm-Nünlist und Anja Balmer an der Oboe sowie Manuel Beyeler am Fagott.

Von links: Barbara Zumthurm-Nünlist und Anja Balmer an der Oboe sowie Manuel Beyeler am Fagott.

Bild: Romano Cuonz (Stans, 15. Juni 2022)

Wolfgang Amadeus Mozart wollte mit der Serenade Nr. 11 in Es-Dur, KV 375, gar den Kaiser beeindrucken. Dies besonders mit dem Kopfsatz «Allegro maestoso», der mit mehrfach wiederholten Akkorden überrascht. In den «Menuettos und Trios» aber vermitteln die acht Bläser sehr gefühlvoll, ja fast volkstümlich, Klänge für laue Sommerabende in Wiens Gassen. Stephan Britt schreibt im Programm: «Dass diese Musik aus einer tanzversessenen Gesellschaft kommt, beweist auch das Finale, ein Contretanz von entwaffnender Fröhlichkeit und einfachster Form.» Das Oktett brachte die edlen Blasinstrumente zum Klingen und erschloss so den unwiderstehlichen Charme dieser Musik.

Rasanter Vincenz Krommer

Den Höhepunkt setzten die acht Musikerinnen und Musiker mit der Aufführung von Franz Vincenz Krommers Oktett in B-Dur, op. 78. Die Komposition dieses böhmischen Zeitgenossen Mozarts besticht durch erstaunliche, schier unerschöpfliche musikalische Fantasie. Die Zahl der beteiligten Instrumente wechselt oft innerhalb weniger Takte, und auf die Beteiligten warten teils hochvirtuose Aufgaben. Oboe, Fagott und vor allem auch die Klarinette singen, witzeln und schnattern. Dies machte beim Zuhören einfach gute Laune. Und als dann Stephan Britt dem Abend im abschliessenden «Presto» auf der Klarinette in atemberaubendem Tempo noch die Krone aufsetzte, wollte der Applaus des Publikums kaum mehr aufhören.

Hinweis: Aufführungen finden auch noch in Rapperswil, Valchava, Morschach und auf Schloss Heidegg in Gelfingen statt. Weitere Informationen auf der Website www.klangweite.ch.