Sämtliche vier Gasser-Geschwister spielen bei der Guuggenmusig Hüdä Hädä mit. Das ist aber nicht die einzige Besonderheit dieses Quartetts.
Matthias Piazza
Sie heissen Bernhard (26), Sandro (22), Patrick (19) und Ursula (23). Sie alle sind Geschwister, wohnen noch alle bei ihren Eltern im Oberzingel, oberhalb von Kehrsiten – und alle sind sie begeisterte Fasnächtler. Doch die wohl bemerkenswerteste Gemeinsamkeit: Alle Gasser-Kinder spielen bei der Hüdä Hädä Kehrsiten mit. Damit nicht genug. «Wir sind die einzigen Kehrsiter im Verein», erwähnt Bernhard Gasser stolz, der das zehnte Mal und damit am längsten von den Geschwistern dabei ist.
Er holte seine beiden Brüder und die Schwester in den Verein. Patrick Gasser erzählt: «Bernhard wollte uns schon immer in die Hüdä Hädä holen. Nur so aus Spass erklärten wir uns zum Beitritt bereit – sollte er einmal Oberguugger werden.» Vor vier Jahren war es dann so weit: Der älteste Bruder übernahm bei das Zepter – und seine jüngeren Brüder mussten das Versprechen einlösen, was sie diskussionslos taten. Vor einem Jahr stiess dann Schwester Ursula dazu: «Sie fragten mich immer wieder an. Nach Beendigung meiner ersten Lehre hatte ich Zeit und sagte darum zu», erzählt sie. Für den Oberguugger ist klar: Eine Guuggenmusig ist froh um jedes neue Mitglied. Und so werbe man eben nicht nur im Kollegenkreis, sondern auch in der Familie, ist für den begeisterten Fasnächtler klar.
Alle bereuen sie den Schritt nicht. Auch wenn ein Engagement in einer Guugge mit viel Arbeit verbunden ist. So war Sandro Vizepräsident des OK Guuggenüberfall, Patrick ist für die Grinde zuständig, und Ursula organisiert jeweils mit anderen zusammen den Kinderball Hüdä Hädä in Stansstad, der auch am vergangenen Samstag wieder Familien mit Kindern anzog. Nach einem Umzug durch die Kehrsiterstrasse standen in der Mehrzweckanlage Spiel und Spass auf dem Programm. Ursula schätzt vor allem, dass man mit der Guugge wieder Leute antrifft, die man seit der Schulzeit nicht mehr gesehen hat. Oder man könne neue Leute kennen lernen und seinen Kollegenkreis erweitern, ergänzt Patrick. Er sei erst durch Hüdä Hädä Fasnächtler geworden.
Ein Höhepunkt im Jahre eines Guuggers ist neben dem Guuggenüberfall die Tagwache am Schmutzigen Donnerstag frühmorgens auf dem Stanser Dorfplatz. Den Urknall um halb sechs, den sie mit den anderen Guuggen erleben, empfinden sie als magischen Moment. Mit Bruder oder Schwester in der Guugge mitzuspielen, ist speziell – vor allem für Oberguugger Bernhard, der mit der Präsidentin den Verein führt. «Meine Geschwister nehmen mich als Oberguugger naturgemäss nicht immer so ernst wie die anderen», schmunzelt er. Dabei sei Disziplin natürlich auch in einer Guugge wichtig.
Aber über alles gesehen biete die gemeinsame Mitgliedschaft einige Vorteile – auch durchaus praktische, sind die vier sich einig. Stichwort Heimweg. «In 80 Prozent der Fälle gehen wir gemeinsam nach dem Ausgang oder einem Guuggen-Anlass nach Hause und können so zusammen ein Taxi nehmen», erzählt Bernhard. Ein nicht ganz unwichtiger Aspekt bei diesem abgelegenen Wohnort, der nur mit dem Auto oder einem fast einstündigen Fussmarsch ab Stansstad zu erreichen ist.
Es dürfte allerdings die letzte Fasnacht sein, an der die Gasser-Geschwister komplett bei den Hüdä Hädä vertreten sind. Bernhard gedenkt, nach bald zehn Jahren auszutreten. Ganz anders siehts bei den drei anderen Geschwistern aus: Ursula etwa will den Hüdä Hädä noch bis auf weiteres die Treue halten. Sie schätzt den Zusammenhalt. Und für Sandro ist klar: «Für mich wäre Fasnacht ohne Hüdä Hädä nicht mehr dasselbe.»