Jazz und Blues voller Energie und Leidenschaft

Die Jazzfreunde Nidwalden genossen Musik, die unter die Haut ging.

Primus Camenzind
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Marco Marchi & the Mojo Workers im Gemeindesaal Ennetbürgen.Bild: Primus Camenzind (16. November 2019)

Marco Marchi & the Mojo Workers im Gemeindesaal Ennetbürgen.Bild: Primus Camenzind (16. November 2019)

Seit 20 Jahren organisiert Tony Blunschy mit seinem Team im Gemeindesaal Ennetbürgen die jährlichen Konzerte der Jazzfreunde Nidwalden. Was dem Publikum seit der Vereinsgründung vor 30 Jahren mit Erfolg präsentiert wird, umschreibt der Buochser als «Jazz, Blues und mehr».

Inzwischen sind die Konzerte regelmässig ausverkauft und werden von einem nicht unbedingt jugendlichen, aber begeisterungsfähigen Publikum besucht. «Marco Marchi and the Mojo Workers» stünden schon seit Jahren auf seiner Wunschliste, gab Blunschy unserer Zeitung vor Konzertbeginn zu verstehen. «Endlich hat es geklappt», freut er sich.

Mojo, die Glücksbringer

Blunschys Vorfreude war nicht umsonst, denn er wusste, dass Stil und Sound der fünf Musiker ganz schön unter die Haut gehen würden. In der Tat, bereits Augenblicke nachdem Bandleader, Sänger und Gitarrist Marco Marchi und seine Kollegen (die Mojo Workers) die Bühne betraten, hatte die Gruppe ihr Publikum «im Sack». Mit ständigem Groove, energetisch und leidenschaftlich, schwappten Blues, Ragtime, Early Jazz und Boogie aus den 1920er bis 1950er Jahren über den Bühnenrand – hinüber zu den über 200 Personen im Saal. Der Bedeutung des Wortes «Mojo» entsprechend, entpuppte sich das Ensemble als «Glücksbringer».

Zahlreiche Eigenkompositionen

Der Blues mit all seinen Facetten wurde von den «Workers» aus Lugano, Basel, Biel, Vicenza und Milano (Italien) nicht bloss reproduziert, sondern richtiggehend zelebriert und instrumental hervorragend improvisiert. In zahlreichen Eigenkompositionen und den entsprechenden Ansagen erzählte und sang Marco Marchi aus seiner turbulenten Karriere.

Glück und Unglück im Liebesleben eines um die Welt tingelnden Musikanten waren nicht tabu. Der 61-Jährige verstand es, dem Publikum sein Herz mit Humor zu öffnen.

Ausserdem wusste das Quintett «handwerklich» zu überzeugen. Auf der zuverlässigen und stets treibenden Basis von Fabio Bianchi (Tuba, E-Bass) und Oscar Trabucci (Schlagzeug, Waschbrett) konnten Amin Moktad (Sax) und Marco Pandolfi (Mundharmonika) ihre überragenden solistischen Fähigkeiten zum Ausdruck bringen. Die Ausdruckskraft des Bandleaders, sowohl stimmlich als auch mit dem virtuosen Spiel auf den Seiten, schloss den musikalischen Kreis.

Zeitkritische Lieder

Nebst gängigen Texten vom vielbesungenen «Baby» oder von Herz-Schmerz, macht sich Marco Marchi auch für den Frieden auf unserem Planeten stark. Das Lied «No more Fools at the White House» zielte auf den umstrittenen «Blondschopf» in Washington ab, während der Woodstock-Song «one-two-three What Are We Fighting For» von Country Joe Mac Donald den damals wütenden Vietnam Krieg an den Pranger stellte.

Auch den Konsumverzicht thematisierte der Frontman der Band in einem Song mit viel Drive: «You got Your Rolex – but I got Time». Nach dem letzten offiziellen Tune «J get my motor working», holte das frenetisch klatschende Publikum die Band nochmals auf die Bühne zurück. Als Zugabe gab die Band «Honkytonk Women» (Keith Richards) zum Besten, bis schlussendlich nur noch Marco Marchi auf der Bühne zurückblieb.

In Stille und mit Begleitung seiner Gitarre entliess er das Publikum mit einer eindrücklichen Version des Welthits «Save my Love for You».