Vor der Impfoffensive, welche der Kanton Nidwalden in der kommenden Woche startet, spricht die Nidwaldner Gesundheitsdirektorin Michèle Blöchliger über ihr Wohlbefinden während der Pandemie.
Sie sagen: «Es ist uns bewusst, dass die Bevölkerung vom Thema Corona müde ist. Es geht uns allen gleich.» Wie geht es denn Ihnen?
Michèle Blöchliger: Nach den 19 Monaten in dieser Coronapandemie bin auch ich müde. Es ist ein Thema, das alles andere überlagert. Es gäbe weitere Dinge anzupacken, die für das Gesundheitswesen unseres Kantons wichtig sind wie die Umsetzung des Altersleitbilds oder die Weiterbearbeitung der integrierten Versorgung. Ich bin leider immer wieder absorbiert mit den Corona-Themen und das finde ich sehr schade. Es würde mich freuen, wenn ich mich wieder anderen Themen widmen könnte.
Ihre Arbeitstage sind nicht gerade kürzer geworden. Konnten Sie Ihren Kopf seit Pandemiebeginn einmal lüften?
Eine 60- bis 65-Stunden-Woche ist normal. Jeweils im Sommer gab es etwa zehn Tage, während denen ich mir Mühe gegeben habe, den Kopf zu lüften. Aber man ist trotzdem immer ein wenig dabei. Es ist jedoch nötig, dass man darauf schaut, sich auszuruhen. Am Anfang der Pandemie habe ich nichts mehr nebenbei gemacht. Mittlerweile gehe ich ein bis zwei Mal die Woche ins Fitness und am Wochenende wandere ich gerne irgendwo auf einen Hügel.
Hat Ihre Familie unter Ihrem Job gelitten?
Die Zeit war und ist anspruchsvoll als Familie, zum Beispiel als die Kinder Homeschooling hatten. Wir sind ein gutes Team und mein Mann unterstützt mich, wo er kann. Es gab viele Tage, an denen ich morgens um 7 Uhr im Büro war und am Abend nach 22 Uhr nach Hause kam. Wenn die Kinder mich etwas gefragt haben, reagierte ich gereizt und brachte keine Geduld mehr auf. Das gebe ich offen zu. Auch Regierungsräte sind nur Menschen.
Warum macht Ihr Job in dieser intensiven Zeit trotzdem Spass?
Ich durfte mein Hobby zum Beruf machen. Natürlich habe ich nicht mit einer solchen Situation gerechnet, als ich die Gesundheitsdirektion übernommen habe. Wir arbeiten aber in einem tollen Team zusammen. Sei es mit den anderen Regierungsräten oder im Gesundheitsamt. Ich werde getragen und unterstützt und darf etwas Gutes für die Bevölkerung tun. Und gerade jetzt mit der Impfoffensive können wir einen wichtigen Beitrag leisten, um die Pandemie zu besiegen.