Interview
Aderlass bei der Nidwaldner Schwingersektion: «Einen offiziellen zeremoniellen Abschluss hatte ich nie geplant»

Mit Thomas Hurschler und Eidgenosse Martin Zimmermann hängen weitere Leistungsträger die Hosen an den Nagel.

Ruedi Wechsler
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Mit Thomas Hurschler und Martin Zimmermann (von links) verliert die Nidwaldner Schwingersektion langjährige Teamstützen.

Mit Thomas Hurschler und Martin Zimmermann (von links) verliert die Nidwaldner Schwingersektion langjährige Teamstützen.

Bild: Ruedi Wechsler (Ennetbürgen, 2. November 2021

Der Eidgenosse Martin Zimmermann sowie sein Schwingklubkollege, Thomas Hurschler, beenden ihre erfolgreiche Karriere und hinterlassen in der Schwingersektion Nidwalden eine grosse Lücke. Sie gewannen insgesamt 55 Kränze (Hurschler 22 mit drei Teilnahmen am Esaf und Zimmermann 33 mit vier Teilnahmen am Esaf). Ein Gespräch über ihre sportliche Laufbahn.

Warum haben Sie sich für den Schwingsport entschieden?

Thomas Hurschler: Mein Vater Werner Hurschler war ein erfolgreicher Schwinger – er wurde Eidgenosse in Stans 1989 – und brachte mich mit zehn Jahren zum Schwingsport.

Martin Zimmermann: Mein Jugendfreund Marco Lussi überredete mich in der zweiten Klasse zum Schnuppertraining und ab dann nahm das Schwingen Fahrt auf.

Wer zählte damals zu Ihren Vorbildern?

Zimmermann: Das waren vor allem die etwas älteren Schwinger wie Marcel Mathis, Lutz Scheuber und Thomas Hurschler. Später habe ich dann Dani Odermatt bewundert.

Hurschler: In ganz jungen Jahren war es Geni Hasler und dann natürlich mein Vater Werni. Er hat mich stark gefördert und geprägt.

Ihre Stärken und besten Schwünge?

Hurschler: Bei eher defensiver Taktik habe ich sehr wenige Wettkämpfe verloren. Bei mir war es mal der Hüfter, dann der Fussstich oder der Kopfgriff.

Zimmermann: Ich konnte gut aus der Defensive reagieren, habe aber viel mehr Begegnungen verloren als Thomas. Mit dem Brienzer vorwärts habe ich viele Gänge entschieden. Der innere Haken habe ich gut beherrscht oder gegen Ende der Karriere war es der Risikoschwung Schlungg, der mir schöne Momente bescherte.

Die grössten Erfolge?

Zimmermann: Das war bestimmt der Eidgenössische Kranz 2019 in Zug und der Sieg am Ob- und Nidwaldner Kantonalen 2014 in Hergiswil.

Hurschler: Bei mir ist es die Schlussgangteilnahme auf dem Stoss 2009. Ich verlor zwar gegen Christian Schuler, hatte aber fünf Eidgenossen auf dem Notenblatt. Unvergessen bleibt das erste Eichenlaub am Innerschweizer Schwingfest 2008 in Wolhusen.

Dies-oder-das-Spiel

Bier oder Wein?
T.H.: Beides, je nach Situation 
M.Z.: Wein zu einem feinen Essen

Pasta oder Pommes? 
T.H.: Pasta
M.Z.: Pasta

Fleisch oder Fisch? 
T.H.: Fleisch
M.Z.: Fleisch

Grilladen oder Meeresfrüchte?
T.H.: Grilladen
M.Z.: Grilladen

Theater oder Kino?
T.H.: Kino 
M.Z.: Kino, Theater habe ich zu Hause

Meer oder Berge? 
T.H.: Berge
M.Z.: Berge

Ringen oder Boxen?
T.H.: Ringen 
M.Z.: Ringen

Skoda oder Ferrari? 
T.H.: Skoda
M.Z.: Toyota

Klimawandel oder Sozialwerke?
T.H.: Sozialwerke
M.Z: Klimawandel ist präsenter

Wind- oder Solarenergie? 
T.H.: Solarenergie 
M.Z.: Solarenergie habe ich schon

Klewenalp oder Titlis? 
T.H.: Titlis 
M.Z.: Klewen, bin aber auch auf dem Titlis

Unspunnen oder Kilchberg? 
T.H.: An beiden nicht dabei
M.Z.: Habe beide bestritten

Schlungg oder Wyberhaken?
T.H.: Wyberhaken 
M.Z.: Schlungg

Romantiker oder Realist? 
T.H.: Realist 
M.Z.: Realist

Skifahren oder Boarden?
T.H.: Skifahren 
M.Z.: Skifahren

Frühaufsteher oder Nachtmensch? 
T.H.: Frühaufsteher
M.Z.: Frühaufsteher

Kraftraum oder Sauna? 
T.H.: Kraftraum 
M.Z.: Kraftraum

Gab es auch Enttäuschungen?

Hurschler: Bei mir sind es die Grossanlässe, wo ich nie etwas reissen konnte. Dazu kam der Unfall am Urner Kantonalen 2015. Ich verpasste wegen der Knieverletzung die ganze Saison.

Zimmermann: Bei mir ist es das Ob- und Nidwaldner Kantonale 2011 in Ennetbürgen. Mein Ziel als Jungspund war der Kranz, musste aber nach einer Verletzung im vierten Gang den Wettkampf aufgeben.

Was sind die Gründe für den Rücktritt?

Hurschler: Das hat vor allem berufliche Gründe, da ich bald den Landwirtschaftsbetrieb der Eltern übernehmen werde. Ich beabsichtigte eigentlich nach dem Esaf in Zug, die Karriere zu beenden. Aber die Enttäuschung nach dem ersten Tag und nach nur vier Gängen war der Wettkampf für mich vorbei. Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. Das Zuger Kantonale in diesem Sommer war mein letztes Fest und ich konnte kranzgeschmückt meine Laufbahn beenden. Einen offiziellen zeremoniellen Abschluss hatte ich nie geplant.

Zimmermann: Ich sagte mir vor dem Esaf in Zug, dass ich bei einem Kranzgewinn nie mehr in die Hosen steigen werde. Der Reiz als Eidgenosse zu schwingen, liess mich aber nicht los. Ich setzte mir ein letztes Ziel, am Innerschweizer Schwingfest 2021 in Buochs die Karriere zu beenden. Die Pandemie, gesundheitliche Probleme, nicht das letzte Risiko eingehen zu wollen, der Betrieb und der Besuch der Betriebsleiterschule haben mir aber den Entscheid abgenommen, einen Schlussstrich zu ziehen. Das Ob- und Nidwaldner Kantonale in Giswil war mein allerletztes Schwingfest.

Eine Anekdote?

Zimmermann: Wir besuchten zu sechst das Bergschwingfest in Sörenberg. Ich erkundigte mich bei Kollege Bruno Barmettler, ob in seinem geräumigen Fahrzeug für allfällige Gaben genügend Raum vorhanden sei. Das sei alles kein Problem, bestätige mir Bruno. Als ich eine Holzbank auswählte, kam er auf seinen Entscheid zurück und meinte, dass dieser unmöglich in sein Auto passen würde. Schlussendlich sind wir mit einem gut gefüllten Auto gut zu Hause angekommen.