Ob- und Nidwaldner Bäcker warben an der Iheimisch auf «zünftige» Weise für ihren schönen Beruf: Ihr 235 Meter langer Zopf bedeutete nicht weniger als Weltrekord. Er wurde aber – weil so knusprig – von Besuchern bis zum letzten Krümel verschlungen.
«Sel emal cho! Sel emal cho!», rufen über zehn Bäckerinnen und Bäcker im Chor. Eins übers andere Mal. Sie stehen in regelmässigem Abstand an einer Tischreihe, die sich über mehrere Dutzende Meter erstreckt. Unmittelbar am Ausgang eines wohl einzigartigen Backofens nimmt der gelehrte Bäcker Stefan Filliger den knusprig, braunen, unglaublich fein duftenden Zopf in Empfang: Meter um Meter. Schiebt und stösst ihn seinen Kolleginnen und Kollegen zu. Immer weiter. Bis er schliesslich – um punkt 11 Uhr – ganz unten am Ende der Tischreihe – eine Länge von nahezu 235 Metern erreicht! Und wie es dann geschafft ist, jubelt auch die Crew, die vor dem Ofen steht und während Stunden so viel Teig «gezöpfelt» hat, dass ihr dabei fast schwindlig geworden ist. Besucherinnen und Besucher hören es. «Geschafft! Wir haben den Weltrekord!», tönt’s im Bäckerchor.
Initiant dieses wohl knusprigsten aller Weltrekorde ist der Stanser Bäckermeister und Präsident der Ob- und Nidwaldner Bäcker-Confiseure, Thomas Christen. Er sagt: «Vor fünf Jahren hat die Bäckerzunft Luzern einen 213 Meter langen Zopf über die Kapellbrücke in die Stadt gespannt und damit einen Weltrekord aufgestellt.» Der Ehrgeiz der Unterwaldner sei es nun gewesen, diesen Rekord zu überbieten. In gleich zweifacher Hinsicht! «Unser Zopf sollte mindestens 230 Meter lang werden und, im Gegensatz zum früheren, aus einem einzigen Stück sein», schildert Christen. Vorbereitungen wurden mindestens ebenso minutiös getroffen wie beim Sport. 35 Leute – vom Meister bis zu Lehrling oder Lehrtochter – standen Tag und Nacht im Einsatz. Einheimische Lieferanten transportierten 230 Kilo Mehl, 15 Kilo Butter, 300 Eier und fünf Kilo Hefe hin zum unendlich langen Bäckerstand.
Die Crew «schuftete» hart und trotzdem stets fröhlich lachend. Rund 350 Kilo Teig bereitete sie zu. Alle 35 Minuten rutschten 11 Meter Zopf aus dem Backofen. Das ging so weiter, bis der Stanser Notar André Britschgi – nachdem er das Messband angelegt und dabei haargenau hingeguckt hatte – schliesslich beglaubigte und auch laut verkündete: «Der Zopf- Weltrekord gehört, mit etwas über 234 Metern, neu der Iheimisch und ihren Ob- und Nidwaldner Bäckern.» Selbst der Luzerner Zunftmeister Werner Hürlimann, der den Rekord eben losgeworden ist, gratuliert den neuen Weltmeister-Bäckern von ganzem Herzen. «Gut gemacht Kolleginnen und Kollegen!»
Punkt 11 Uhr erscheint das OK der Iheimisch vollzählig vor dem Bäckerstand. Präsident Björn Britschgi sagt: «Es wäre doch schön, wenn dieser einmalige Rekord ins Guinnessbuch der Rekorde eingetragen würde.» «Nun», so bedauert Thomas Christen, «dies wäre den Bäckern mit 6500 Franken einfach zu teuer gekommen.» Einerlei, meint Björn Britschgi: «Diese Aktion war für die Iheimisch ganz einzigartig, ein absoluter Höhepunkt!» Der Dank der Bäcker gilt übrigens ganz besonders dem Seelisberger Seppi Murer. Er hat den wohl einmaligen Backofen konstruiert und zum Funktionieren gebracht. Als für ihn applaudiert wurde, meinte Murer etwas gar bescheiden: «Der Ofen ist eigentlich ein Recycling-Stück. Sein grosser Vorteil: Der Bäcker kann in der Backstube den Teig reinschieben und die Verkäuferin im Laden den Zopf hinausziehen.» Die Besucher waren hell begeistert. Und sie hatten den WM-Zopf – alle 10 Zentimeter brachten zu Gunsten der Winterhilfe Nidwalden einen Franken ein – bald schon «rübis und stübis» aufgegessen. Apropos WM: Der im Guinnessbuch aufgeführte Meisterzopf beträgt gerade einmal 6,5 Meter. Lachhaft!