Ich Meinti
In der Kürze liegt die Würze

Kolumnist Karl Tschopp schreibt über das notwendige Fingerspitzengefühl bei Vorträgen und zeitliche Längen. Wichtige Botschaften an die Versammlung sollten nicht mehr als drei Kernpunkte aufweisen.

Karl Tschopp
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Karl Tschopp.

Karl Tschopp.

Bild: PD

Eine solche Feststellung ist immer dann angebracht, wenn die Formulierungen nicht kurz und knapp, sondern lang und weitschweifig sind. Das erinnert mich an langweilige Vorträge, vordringlich natürlich, weil sie lang waren. Als Zuhörer zum Zuhören verdammt und einfach so davonlaufen geht nicht. Also Durchhalten ist angesagt. Wer hat das nicht schon erlebt.

Vorträge zu halten ist kein einfaches Vorhaben. Es benötigt viel Vorbereitung und Fingerspitzengefühl. Natürlich kommt es auf das Thema und die Zuhörer an. Die Weihnachtsansprache vor der Belegschaft ist nicht dasselbe wie die Brautvaterrede an der Hochzeit. Dasselbe gilt für den Professor an der ETH in der Physikstunde vor seiner Studentenschar und dem Pfarrer vor der versammelten Trauergemeinde.

Hat man wichtige Botschaften an die Versammlung zu richten, dann sollten sie nicht mehr als drei Kernpunkte aufweisen. Das hat mir einmal ein Kommunikationsexperte erklärt, denn der Mensch könne nach 20 Minuten Zuhören ohnehin nicht mehr als drei Punkte im Kopf behalten. Nach 20 Minuten reden sinke die Aufmerksamkeit dramatisch, was ich mir gut vorstellen kann. Dann sollte noch Würze in der Kürze verbreitet werden. Das erreiche man mit einer ausgewählten Wortwahl, mit Bildern und konkreten Beispielen, und zur Auflockerung dürfe auch eine witzige Passage im Text nicht fehlen. Das erscheint auf den ersten Blick ja gar nicht so schwierig. Aber das Umsetzen bedeutet bedeutend mehr als 20 Minuten Vorbereitung.

Das Sprichwort «In der Kürze liegt die Würze» verdanken wir keinem geringeren als William Shakespeare, und zwar aus seinem Stück Hamlet. Es gibt dort die Textpassage: «Weil Kürze denn des Witzes Seele ist, Weitschweifigkeit der Leib und äussre Zierat, fass ich mich kurz.» Eigentlich schon noch erstaunlich, dass sich diese allen bestens bekannte Weisheit über 400 Jahre lang gehalten hat. Ebenso erstaunlich, dass sich fast niemand daran hält.

Ich meinti, ich halte mich heute mal an den Titel und die Drei-Punkte Regel wie der Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni in seiner berühmten «Wutrede» heute vor 25 Jahren: Was erlauben Strunz … schwach wie eine Flasche leer … ich habe fertig.

Karl Tschopp, Rechtsanwalt, Stans, äussert sich an dieser Stelle abwechselnd mit anderen Autoren zu einem selbst gewählten Thema.