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Die Gemeindeversammlung stimmt nicht über die definitive Einführung des Ortsbusses ab, sondern über zwei weitere Jahre Testbetrieb. Das hat mit Corona zu tun.
In Hergiswil ist Busfahren gratis. Seit dem 1. März 2020 bedient der Ortsbus auf zwei Linien die Bahnhöfe Hergiswil und Hergiswil Matt mit den verschiedenen Quartieren der Gemeinde – auf insgesamt 16 Haltestellen. Die Hergiswiler sollen damit Bahnhöfe, Läden, das Seniorenzentrum und andere wichtige Orte bequem und umweltfreundlich erreichen, ohne dass sie dafür ihr Auto aus der Garage nehmen müssen. Dafür genehmigten die Hergiswiler an der Gemeindeversammlung vom 26. November 2019 mit 324 Ja- zu 17 Nein-Stimmen einen Kredit von 955'000 Franken für einen Testbetrieb bis Ende dieses Jahres.
Der Gemeinderat will nun diesen Testbetrieb bis Ende 2023 verlängern und beantragt dafür an der Gemeindeversammlung vom 25. Mai einen Kredit von 920'000 Franken. «Wegen der Coronapandemie und der damit generell eingebrochenen Frequenzen im öffentlichen Verkehr eignen sich die Benutzerzahlen des Hergiswiler Ortsbusses nicht für eine seriöse Auswertung», erklärt Gemeindepräsident Remo Zberg. Seit dem Start des Testbetriebs fährt der Bus, der von der Auto AG Rothenburg betrieben wird, am Bahnhof Hergiswil um 5.15 Uhr ab, macht eine Schleife via Seniorenzentrum Zwyden und Schulhaus Dorf (Büel-Route) und startet um 5.31 seine grosse Buolterli-Tour via Gemeindehaus, Restaurant Schlüssel, S-Bahn-Haltestelle Hergiswil Matt und Schulhaus Dorf. 17 solcher Fahrten täglich legt er im Stundentakt zurück.
142 Fahrgäste benutzten bei Einführung im Mai 2020 die Büel-Route, 210 waren es diesen Februar. Eine deutliche Frequenzsteigerung gab's auch bei der Buolterli-Route von 456 auf 730 Fahrgästen im selben Zeitraum.
Trotz der Steigerung spricht Remo Zberg noch nicht von einem lohnenden Betrieb. Die Passagierzahlen seien noch immer unter den Erwartungen. «Es kommt vor, dass der Bus leer fährt.» Dabei wolle man sowohl die Routengestaltung als auch den Fahrplan unter die Lupe nehmen. Sollten sich die Frequenzen nach Corona nicht wesentlich erhöhen, müsste man sich wohl Überlegungen machen, den Betrieb zu reduzieren oder gar ganz einzustellen.
Nebst der Passagierzählung befragte der Gemeinderat im Oktober 2020 und diesen März die Bevölkerung zum Gratisangebot. Von den rund 1000 Hergiswilern, die sich im März äusserten, gaben 15 Prozent an, dass sie den Bus fast täglich nutzen, 35 Prozent fahren ein- bis zweimal in der Woche mit dem Bus, ein Drittel ein- bis zweimal pro Monat und 16 Prozent höchstens einmal im Monat. 44 Prozent nützen den Bus für die Freizeit, 35 Prozent fürs Einkaufen, 15 Prozent für die Arbeit und 3 Prozent für die Schule.
Erfreulicher sehen die Zahlen hingeben bei der Hergiswiler Jahresrechnung 2020 aus. Der Gewinn von 2,2 Millionen Franken (bei einem Ertrag von 40,9 Millionen) ist gar 600'000 Franken höher als erwartet. Vor allem die um 2,9 Millionen Franken höheren Einnahmen der Einkommenssteuern für natürliche Personen fielen ins Gewicht. Auch deren Vermögenssteuern spülten eine halbe Million Franken mehr in die Gemeindekasse. «Der gute Börsengang und Neuzuzüger wirkten sich hier aus», begründet Remo Zberg. Um rund 50 Prozent tiefer als erwartet waren hingegen die Steuererträge der Firmen. Dies ist gemäss Remo Zberg der Coronapandemie geschuldet und den damit verbundenen Schliessungen und Lockdowns.
Investiert wurde im vergangenen Jahr für 16,9 Millionen Franken – das sind 2,3 Millionen weniger als budgetiert. Hauptgrund ist, dass es mit der Sanierung der Badi schneller voranging als geplant. Dadurch fielen für 2020 weniger Arbeiten an. Zudem konnte die geplante Sanierung des Sportplatzes Grosmatt nicht umgesetzt werden, da das Geschäft im November 2019 an der Gemeindeversammlung zurückgewiesen wurde.
Für 4,7 Millionen Franken beantragt der Gemeinderat einen Kredit, um die Schutzbauten beim Steinibach im Gebiet Kohlenrutsch, Sören und Steingraben zu sanieren und zu verstärken. Sie litten in den vergangenen Jahren unter den Kriechbewegungen in diesem Gebiet. Sollten die Hergiswiler dem Projekt zustimmen, würden sich Bund und Kanton mit rund 70 Prozent daran beteiligen, womit für Hergiswil nur noch etwa 1,4 Millionen Franken verblieben. Das Projekt soll in vier Etappen zwischen 2022 und 2024 realisiert werden.
Die Rechnung der Kirchgemeinde schloss statt des budgetierten Defizits von 282'000 Franken mit einem Plus von 411'000 Franken ab. Dies bei einem Ertrag von 2,03 Millionen Franken. Wegen Corona hätten viele Anlässe nicht durchgeführt werden können, begründet der Kirchenrat in der Botschaft. Zudem sei der Steuerertrag um rund 278'000 Franken besser als budgetiert ausgefallen.
Zudem befindet die Kirchgemeinde auch über eine neue Beschallungsanlage für 69'000 Franken. Die aktuelle Anlage von 1996 sei für jede Art von musikalischer Übertragung ungeeignet. Diese würde in Zukunft an Bedeutung gewinnen.
Gemeindeversammlung Hergiswil: Dienstag, 25. Mai 2021, 19.30 Uhr, Loppersaal, Schulhaus Grossmatt. Die Botschaft finden Sie hier.