HERGISWIL: Skilager-Vision wurde zum Erfolg

Die Begabten­förderung Ski Alpin hat zum 10-Jahr-Jubiläum acht Schüler im Swiss-Ski-Kader. Klar, dass Präsidentin Monika Wicki mehr als zufrieden ist.

Interview Kurt Liembd
Drucken
Monika Wicki ist Präsidentin des Vereins Ski Alpin Hergiswil. (Bild Corinne Glanzmann)

Monika Wicki ist Präsidentin des Vereins Ski Alpin Hergiswil. (Bild Corinne Glanzmann)

Interview Kurt Liembd

Monika Wicki, man hört, der Verein Begabtenförderung Ski Alpin in Hergiswil sei einzigartig. Weshalb?

Monika Wicki: Unsere Athleten werden sowohl sportlich wie schulisch optimal gefördert und erleiden dabei keine Abstriche ihrer Entwicklung. Auch die schulischen Lernziele können und müssen erreicht werden. Diese ganzheitliche Förderung ist möglich dank unseren sehr guten Rahmenbedingungen.

Was ist für Sie Erfolg? Zählen nur sportliche Leistungen oder auch pädagogische Ziele?

Wicki: Ich finde es gefährlich, Erfolg einzig auf sportliche Leistungen zu reduzieren. Ebenso wichtig ist bei uns die Persönlichkeitsentwicklung. Wenn Schüler ganzheitlich gefördert werden, fördert das auch ihre sportliche Leistung.

Nach welchen Kriterien nehmen Sie Schüler auf?

Wicki: Nach einem ausgeklügelten Qualifikationsverfahren. Nebst den bisherigen sportlichen Resultaten gibt es einen skitechnischen Test sowie eine Konditionsprüfung. Ganz wichtig ist auch das Trainerurteil in Bezug auf Wille, Motivation und sportliches Potenzial.

Wie finanziert sich Ihr Verein?

Wicki: Wir erhalten vom Kanton Sport-Toto-Gelder, zudem Beiträge vom Verein Sportfreunde Hergiswil, vom Skiclub Hergiswil, von privaten Freunden und Gönnern sowie von unseren Sponsoren. Unsere Hauptausgaben sind die Finanzierung der Trainer, der vereinseigene Bus sowie zusätzliche Dienstleistungen wie zum Beispiel Mentaltraining. Dank enger und sehr guter Zusammenarbeit mit dem Nidwaldner Skiverband können wir kostenmässig vieles optimieren und haben die Ausgaben so einigermassen im Griff.

Wie ist die Zusammenarbeit mit der öffentlichen Schule Hergiswil?

Wicki: Vorbildlich in jeder Beziehung. Einerseits trafen wir bei der Gründung auf wohlgesinnte Behörden, die unser Anliegen nicht nur ideell unterstützten, sondern uns bis heute Infrastrukturen wie Turnhalle, Kraftraum und Aussenanlagen gratis zur Verfügung stellen. Auf der andern Seite haben wir positiv eingestellte Lehrer, die im Interesse der jungen Sporttalente viel Flexibilität beweisen. Ich darf wirklich sagen, dass bei uns alle mit Herzblut dabei sind – Schüler, Lehrer, Behörden und der Verein.

Was unterscheidet den Stundenplan Ihrer Schüler von dem der übrigen?

Wicki: Grundsätzlich sind die Sportschüler in der Regelklasse integriert. Jedoch haben sie zusätzlich zwei Halbtage pro Woche frei für Sporttrainings. Den verfehlten Schulstoff holen sie in ihrer Freizeit und mit begleitetem Stützunterricht nach. Auf diesen Stützunterricht legen wir grossen Wert.

Wie begann das vor zehn Jahren?

Wicki: Die Vision entstand in einem Schüler-Skilager. Beim damaligen Schulrat stiessen die Initianten auf offene Ohren, da das Verhältnis zu den Behörden schon damals sehr gut war. Leute der ersten Stunde waren unter anderem die Ex-Schulpräsidenten Beni Kugler und Al­fonso Ventrone, Walti Odermatt vom Nidwaldner Skiverband und Paul Schmidiger vom Skiclub Hergiswil. Dank der fantastischen Unterstützung der Bildungsdirektion und des Regierungsrates konnte das Projekt innerhalb von nur einem Jahr realisiert werden.

Kommen wir zu den sportlichen Erfolgen der letzten zehn Jahre. Wurden Ihre Ziele erfüllt?

Wicki: Und wie. Den meisten unserer Schüler gelang der Schritt vom regionalen in eines der nationalen Leistungszentren. Einem grossen Teil gelang auch der Sprung ins Kader von Swiss Ski. Aktuell auf die Saison 2015/16 sind acht Schüler von uns im Swiss-Ski-Kader: Bernhard Niederberger (B-Kader), Reto Schmidiger (B), Marco Odermatt (C), Priska Nufer (B), Leana Barmettler (C), Andrea Ellenberger (C), Nathalie Gröbli (C) und ­Lorena Käslin (C).

Sie sind frühere Spitzensportlerin und heute Mentaltrainerin. Wie wichtig ist Mentaltraining im Nachwuchssport?

Wicki: Extrem wichtig, auch in anderen Sportarten. Dabei geht es zum Beispiel darum, mit grossem Druck umgehen zu können oder zum richtigen Zeitpunkt die persönliche Höchstleistung abrufen zu können. Deshalb bieten wir als einziges regionales Leistungszentrum exklusiv Mentaltraining als festen Bestandteil der Ausbildung an.

Ihr Verein fördert ausschliesslich ­Alpin-Sportler. Warum nicht auch in andern Sportarten wie Fussball, Leichtathletik oder Schwimmen?

Wicki: Selbstverständlich wären wir offen, wenn eine Nachfrage besteht. Allerdings gibt es für andere Sportarten bereits heute geeignete Einrichtungen wie die Sportschule in Kriens oder das Sportgymnasium der Kantonsschule Luzern. Auch dort hat es regelmässig Schüler aus Nidwalden. Der Skirennsport ist aus logistischen Gründen etwas komplizierter zu organisieren. Deshalb sollte die Schule in der Nähe eines Skigebietes liegen und der Stundenplan den entsprechenden Bedürfnissen angepasst sein.

Hinweis

Der Verein Begabtenförderung Ski Alpin Hergiswil ist eines von 27 regionalen Leistungszentren von Swiss Ski. Er feierte am Freitag sein 10-Jahr-­Jubiläum. In der Zentralschweiz gibt es noch je ein solches Zentrum in Schüpfheim und Hoch-Ybrig. Ihr Ziel ist, die besten JO-Athleten aus den Regionen zusammenzuführen.