HERGISWIL: Die genaue Nutzung des Rosenchalets ist noch offen

Das Rosenchalet schliesst Ende Mai, rund ein Jahr früher als geplant. Damit verliert das Lopperdorf das Angebot «Betreutes Wohnen».

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Das Rosenchalet in Hergiswil: Das frühere Waisenhaus ist auch als Chinderhuis im Gespräch. (Bild: Corinne Glanzmann / Neue NZ)

Das Rosenchalet in Hergiswil: Das frühere Waisenhaus ist auch als Chinderhuis im Gespräch. (Bild: Corinne Glanzmann / Neue NZ)

«Das Rosenchalet ist ein lebendiger Bestandteil des Dorflebens.» Dieser schöne Satz steht im Leitbild der Gemeinde Hergiswil. In der Tat bildet das Haus seit dem 19. Jahrhundert einen festen Bestandteil des sozialen Lebens in Hergiswil, ursprünglich als Waisenheim, später als Bürgerheim und seit 1995 als Pension Rosenchalet. Im Zentrum stand immer das «Betreute Wohnen», gelebt wurde in einer Art Grossfamilie.

Kosten nahmen laufend zu

Ende Mai 2016 ist damit endgültig Schluss (siehe Ausgabe vom Mittwoch). Ursprünglich war geplant, das Haus erst Ende März 2017 zu schliessen. Als dies im März 2015 bekannt wurde, haben die damals 12 Bewohner sofort begonnen, ein neues Zuhause zu suchen. Im Moment wohnt nur noch eine Person im Heim. Die Gemeinde-Angestellten erhielten auf Ende Mai die Kündigung. Zu den Gründen der Schliessung schreibt der Gemeinderat: «Das ursprüngliche Konzept, im Rosenchalet betreutes Wohnen vor allem für die Hergiswiler Bevölkerung anzubieten, entspricht nicht mehr der heutigen Nachfrage.» Bereits seit längerer Zeit beherbergte das Haus mehrheitlich Personen aus andern Gemeinden. Weiter schreibt der Gemeinderat: «Infolge der erhöhten Bedürfnisse der Bewohner und den stets zunehmenden kantonalen Auflagen an Heimbetriebe steigen die Kosten jährlich an. Diese Mehrkosten können nicht auf die Klienten abgewälzt werden, da die Pensionspreise mehrheitlich über Ergänzungsleistungen finanziert werden müssen.»

Dank Spitex überholt

Bereits im März 2015 hatte Gemeindepräsident Remo Zberg zur geplanten Schliessung gesagt: «Das aktuelle Angebot im Rosenchalet entspricht immer weniger den Bedürfnissen der heutigen Gesellschaft.» Zum einen werde der Anspruch an Zimmerstandards immer höher, zum andern werde ein grosses Mass an Betreuung durch Spitex-Leistungen abgedeckt, was ein Verbleib in den eigenen vier Wänden ermögliche. Sein Fazit: «Aufgrund dieser Entwicklung ist eine Aufrechterhaltung des Betriebes auf längere Sicht für die Gemeinde nicht mehr tragbar und nicht sinnvoll.»

Neu für Kinderbetreuung

Zukünftig soll die Liegenschaft Rosenchalet «für die schul- und familienergänzende Kinderbetreuung genutzt werden», so die Gemeinde. Gemeinderat August Zibung ergänzt auf Anfrage: «Wir planen eine gemischte Nutzung mit verschiedenen Organisationen.» Es fallen Namen wie Spielgruppe «Bärähüsli» oder Verein «Frauen Hergiswil». Grosses Interesse hat auch das Chinderhuis Nidwalden, wie Präsident Conrad Wagner bestätigt. «Wir sind im Gespräch mit dem Gemeinderat.» Nur eine Nutzung ist und war für den Gemeinderat kein Thema, auch wenn die Idee wiederholt herumgeisterte: «Es werden im Rosenchalet sicher keine Asylbewerber einziehen», versichert August Zibung.

Das 1875 erbaute damalige Waisenhaus mauserte sich bis heute zu einem idealen Ort für Leute in materieller oder seelischer Bedrängnis oder für Menschen, die mit der heutigen Welt nicht mehr ganz klar kommen oder aus verschiedenen Gründen nicht mehr allein wohnen können oder wollen. In Erinnerung bleiben auch Leute, welche fast den Status eines Dorf-Originals hatten.

Kurt Liembd