Startseite
Zentralschweiz
Nidwalden
Die Gemeinde Beckenried will ein Haus abreissen und die Parzelle umzonen. Die Hausbesitzer haben anderes vor.
«Wir freuen uns über ein Nein», steht auf dem grossen Transparent am «Sackhaus». Ein Flugblatt mit derselben klaren Botschaft kursiert zurzeit in Beckenried. Der Appell zum Nein gilt der kommenden Urnenabstimmung vom 24. November. Dann stimmen die Beckenrieder über eine 681 Quadratmeter grosse Parzelle ab, die der Gemeinderat für 790'000 Franken einem privaten Grundeigentümer abkaufen und von der Landwirtschaftszone in die öffentliche Zone zügeln will (wir berichteten). Das Haus mit Baujahr 1840, einst das erste Waisenhaus in Beckenried, würde abgerissen und die Fläche anderweitig gebraucht.
In der Abstimmungsbotschaft ist von Einigung die Rede. Die Grundstückbesitzer Ruth Rossi und Rolf Weilenmann relativieren auf Anfrage unserer Zeitung diese Darstellung. «Der Gemeinderat hat sich grundsätzlich korrekt verhalten, der Kaufpreis ist fair. Beide Parteien möchten in dieser Angelegenheit eine klare Entscheidung. Wir plädieren für ein Nein an der Urne, da wir auf diesem Grundstück einen Ersatzneubau geplant haben», sagt Rolf Weilenmann. Dies habe die Gemeinde bei einem Nein ja auch zugesichert.
Nach dem Umzug der Eltern stand das Sackhaus leer, eine Sanierung rechne sich nicht. Im neuen Zweifamilienhaus würde die Familie Rossi Weilenmann eine Wohnung beziehen und die andere vermieten. Das Grundstück liegt an einer für den Gemeinderat strategisch interessanten Lage im Gebiet Sack/Isenringen zwischen der Baustelle des neuen Schulhauses, dem Alten Schützenhaus und der Altstoffsammelstelle der Gemeinde.
Mit dem Abriss des Wohnhauses und dem Kauf des Grundstückes will der Gemeinderat das Gebiet weiterentwickeln. Und auch für die Gestaltung des Pausenplatzes für das neue Schulhaus ergäben sich zusätzliche Möglichkeiten. «Diese Erweiterung der Zone für Bildung und Freizeit ist eine Chance, auch für kommende Generationen», sagte Gemeindepräsident Bruno Käslin Anfang Monat gegenüber unserer Zeitung.
Ausserdem erhofft sich der Gemeinderat eine Verbesserung der jetzigen Altstoffsammelstelle, welche als Provisorium den heutigen Ansprüchen nicht genüge, wie er in der Abstimmungsbotschaft schreibt. Mit der Umzonung würde sich nicht nur die Zufahrt verbessern, auch die Fläche könnte besser genutzt werden. Er denkt dabei auch an eine Versenkung der Container in den Untergrund, was insbesondere die Schallausbreitung beim Flascheneinwurf mindern würde.
Der Gemeinderat befürchtet, dass ein Ersatzbau eines Wohnhauses auf dieser Parzelle das Gleichgewicht in dieser öffentlichen Zone mit wenigen Wohnhäusern nachhaltig und unwiderruflich stören würde.
«Konflikte scheinen programmiert und wären nur schwer oder gar nicht zu lösen», schreibt er. Darum sei der Kauf der Parzelle zwingend notwendig, um so die öffentliche Zone im Gebiet Allmend/Sack/Isenringen nachhaltig zu sichern und auf sinnvolle Weise erweitern zu können.
Rolf Weilenmann findet diese Argumente nicht plausibel. «Wir verstehen nicht, wieso unser Haus die Pläne der Gemeinde durchkreuzen oder das weitläufige Gebiet gefährden sollte. Die Zufahrt kann so gelegt werden, dass es keine grosse Beeinträchtigung für weitere Änderungen geben wird.»