Seit einigen Jahren können junge Fussballerinnen in Nid- und Obwalden in Mädchenteams mit und gegen andere Mädchen spielen. Die Teams sind beliebt: Die Vereine stossen an ihre Kapazitätsgrenzen.
Der Frauenfussball gewinnt immer mehr an Bedeutung. Auch Mädchen scheinen vermehrt Gefallen an dem Sport zu finden. In den letzten fünf Jahren stieg die Zahl gemeldeter Juniorinnen beim Innerschweizer Fussballverband um fast einen Fünftel. Den Boom zusätzlich verstärken könnte auch die Frauenfussball-EM 2025, die in der Schweiz stattfindet. Doch möchte man überhaupt mehr Mädchen auf dem Fussballplatz? Während des WM-Spiels zwischen der Schweiz und Neuseeland in Stans liess sich Martina Flühler, Vorstandsmitglied und Marketingverantwortliche des FC Stans, wie folgt zitieren: «Viele Mädchen sind sehr interessiert und möchten gerne beim FC Stans Fussball spielen. Leider können wir nicht alle in den Verein aufnehmen.»
Tatsächlich sei es so, dass es mittlerweile eine Warteliste für interessierte Spielerinnen gebe, bestätigt Hanna Furrer, Verantwortliche Frauenfussball beim FC Stans, auf Anfrage. Diese gebe es auch bei den Knaben. Im Rahmen des Ferienpasses fand wie in anderen Jahren auch diesen Sommer ein Schnuppertraining für Mädchen beim FC Stans statt. «Am Ende mussten wir die interessierten Mädchen zum Teil leider vertrösten, da wir momentan an unsere Kapazitätsgrenzen stossen», sagt Furrer.
Der FC Stans stellt in einer Spielgemeinschaft mit dem Engelberger SC, der SG Stans-Engelberg, als einziger Verein im Kanton reine Mädchenteams in den Kategorien FF-15 (Mädchen bis 15 Jahre) und FF-19. Besonders gross sei der Ansturm bei den FF-15. «Wir haben bei dem Kader eine Obergrenze von 25 Spielerinnen gesetzt», sagt Hanna Furrer. Eigentlich zu viele, denn an den Spielen dürfen gleichzeitig neun auf dem Feld stehen, auf der Bank höchstens fünf weitere Platz nehmen. Einige Mädchen warten nun darauf, dass sie ins Kader nachrücken können. «Das entspricht nicht unserer Grundhaltung, denn wir möchten, dass alle Mädchen Fussball spielen können», sagt Furrer. Warum also nicht das Angebot erweitern?
Eine Saison lang stellte die SG Stans-Engelberg zwei FF-15-Teams. Dabei wurde klar: «Damit an den Spieltagen immer zwei Teams komplett sind, braucht es mindestens 30 Spielerinnen», sagt Furrer. Diese Saison sei dies knapp nicht mehr erreicht worden. Das grösste Problem sei aber, dass bei mehr Teams auch mehr Trainerinnen oder Trainer gefunden werden müssen. Dies sei generell schwierig, nicht nur bei den Mädchen. Dazu kommen auch noch die Platzverhältnisse und die Garderobensituation auf der Sportanlage Eichli. Sowohl die Kabinen wie auch die beiden Natur- und der Kunstrasen seien bereits stark ausgelastet, sagt Furrer. «Ein zweiter Kunstrasenplatz anstelle eines Naturrasens würde vor allem in den Übergangszeiten im Frühling und im Herbst die Situation massiv verbessern. Zusätzliche Garderoben würden ebenfalls helfen.» Diese Problematik sei in Gesprächen mit der Gemeinde bereits angesprochen worden.
Die reinen Mädchenteams gibt es in Stans erst seit vier beziehungsweise fünf Jahren. Seither sei das Interesse stetig gestiegen. Und auch die Nachfrage an der vor einem Jahr gegründeten FF-12 sei bereits hoch. Wenn der Boom weiter anhalte, könnte man allenfalls bereits im Winter reagieren und ein zweites FF-15-Team anmelden. «Es steht und fällt mit dem Einsatz von Freiwilligen beziehungsweise dem Finden von weiteren Trainerinnen und Trainern», stellt Furrer klar.
Auch der FC Hergiswil hat sich zum Ziel gesetzt, den Frauenfussball zu fördern. Derzeit gibt es dort ein FF-12 Team. In den anderen Altersklassen habe man nicht genügend Spielerinnen, um ein Team zu stellen, sagt Vorstandsmitglied Laura von Holzen auf Anfrage. Die Spielerinnen spielen deshalb in Stans. Falls man die Mädchen der FF-12 im Verein halten könne, wäre in ein paar Jahren aber auch eine FF-15 in Hergiswil wieder denkbar.
Beim dritten Fussballverein im Kanton Nidwalden, dem SC Buochs, gibt es kein reines Juniorinnen-Team. «Bei den Junioren bis 15 Jahren spielen die Mädchen zusammen mit den Knaben, was aus unserer Sicht extrem positiv ist», schreibt Co-Präsident Daniel Gasser auf Anfrage. Bis dato hatte man nie genügend Mädchen im gleichen Alter, um eine Juniorinnen-Mannschaft zu stellen. Dafür arbeite man mit der SG Stans-Engelberg und dem FC Hergiswil zusammen.
Platz für neue Teams hätte man in Buochs aber wohl kaum. «Platz- und Kabinenverhältnisse können wir nicht einfach erweitern, und viel mehr als aktuell ist fast nicht mehr möglich», schreibt Gasser.
Inwiefern sich der Kanton Nidwalden mit der Thematik beschäftigt, ist unklar. Bei der Abteilung Sport nahm aufgrund von Ferienabwesenheiten niemand Stellung.
In Obwalden konnten bisher alle Spielerinnen aufgenommen werden, die Fussball spielen möchten, sagt Silvia Amrein auf Anfrage. Amrein leitet die SG Obwalden, eine Gruppierung, die den Frauen- und Mädchenfussball im Kanton organisiert. Die Spielerinnen sind dabei bei ihren jeweiligen Stammvereinen gemeldet, spielen aber gemeinsam als SG Obwalden. Dies funktioniere sehr gut, und die SG habe Spielraum bei den Orten, an denen sie Spiele und Trainings austragen.
Auch Amrein nimmt ein steigendes Interesse am Fussball bei Mädchen wahr. Bisher bestehen bei der SG je ein FF-19, FF-15 und FF-12 Team. Weitere Teams könnten theoretisch bei Bedarf ins Leben gerufen werden. Das grosse Problem sei aber auch hier die Trainersuche. «Ich freue mich für jedes Mädchen, das diesem schönen Hobby nachgehen kann», sagt Amrein. Damit dies möglich sei, brauche es die Unterstützung von Freiwilligen, etwa Eltern, die ein Traineramt übernehmen.