Gleich drei neue Frauen des Ober- und Verwaltungsgerichtes wurden feierlich vereidigt. Ein Festakt mit einer eindrücklichen Rede und Musik auf hohem Niveau.
«Eine Vereidigung ist kein Alltagsritual, kein Tagesgeschäft und keine Routine», sagte Obergerichtspräsident Albert Müller vor versammelten Richtern und Gästen aus Politik und Verwaltung. Das Gegenteil sei der Fall: Vereidigung sei ein Initiationsritual im Sinne von Aufbruch, Auftakt und Neuanfang, bei dem Körper, Geist und Seele angesprochen werden, so Müller.
In einem gehaltvollen Referat sprach er über Rechtsstaatlichkeit, Autorität in der Rechtsprechung, Unabhängigkeit der Justiz, über die Symbolik der Justitia, über Gerechtigkeit und über die Anforderungen ans Richteramt. Es folgte der feierliche Moment, als die neue Präsidentin und die neuen zwei Gerichtsschreiberinnen in die Pflicht genommen wurden. Vor versammelten Justizbehörden legten die drei Frauen den Amtseid mit Handgelübde ab: Livia Zimmermann als Präsidentin des Ober- und Verwaltungsgerichtes, Carmen Meier und Valentina Bühlmann als neue Gerichtsschreiberinnen des Ober- und Verwaltungsgerichtes. Livia Zimmermann amtete bisher als Präsidentin des Kantonsgerichtes. Ihre neue Aufgabe führt sie in einem 90-Prozent-Pensum aus nebst der bisherigen Präsidentin Barbara Brodmann, welche ebenfalls ein 90-Prozent-Pensum innehat.
Da es für Albert Müller die letzte Vereidigung war, kam er auch auf seinen eigenen Abschied zu sprechen (siehe Box). Mit einem lakonischen Unterton meinte er: «Am Nidwaldner Justizhimmel ist mein Stern am Erlöschen.» Mit Livia Zimmermann, Carmen Meier und Valentina Bühlmann seien aber drei neue Sterne aufgegangen.
Es ist schon fast Tradition, dass Vereidigungen in Nidwalden von musikalischen Klängen auf höchstem Niveau begleitet werden. Die Akkordeonisten Joseph Bachmann und Andrea Stocker warteten zusammen mit der Jodlerin/Sängerin Monika Bättig mit bezaubernden Klängen auf. Was Albert Müller zur Frage veranlasste, ob Musik wie in der Medizin vielleicht auch therapeutisch in der Rechtsprechung eingesetzt werden könnte. Denn auch in der Justiz gebe es Situationen, bei denen der Abbau von Stresshormonen durch Musik nützlich und hilfreich sein könnte.
Der Ende Juni abtretende Obergerichtspräsident Albert Müller hielt eine Abschiedsrede mit deutlichen Worten. «Ich bedanke mich bei allen, die während vieler Jahre in der Justiz, aber auch in der Politik des Kantons Nidwalden mit mir gestritten, geschlichtet und gerichtet haben, mir geraten, abgeraten, beigestanden, mich begleitet, angeleitet, unterstützt, gefördert, gefordert, angetrieben, vorangetrieben, bestärkt, respektiert, geschätzt, kritisiert, gerüffelt, getadelt haben und mehr.»
Er wünsche sich, dass Nidwalden auf eine starke Justiz setze, die den beiden andern Gewalten Paroli bieten könne. Nur die Justiz kann Einhalt gebieten, wenn Legislative oder Exekutive gesetzliche Schranken missachteten. «Die Justiz wird noch vermehrt öffentlich präsent sein müssen, denn sie ist auf einen guten Draht in der Gesellschaft angewiesen.» Wer medial nicht periodisch präsent sei, existiere irgendwann nicht mehr. «Über die Justiz muss gesprochen werden.» In Sachen Öffentlichkeitsarbeit müsse in Zukunft noch viel mehr unternommen.