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Die rote Luftseilbahn Nechimatt-Diegisbalm fährt mitten in ein ruhiges Wandergebiet hoch über dem Engelbergertal. Hier bewirtschaftet eine junge Familie den naheliegenden Berghof und kümmert sich um die Bahn.
Zwei Kilometer vom Bahnhof Wolfenschiessen entfernt liegt die Talstation der Luftseilbahn Nechimatt-Diegisbalm. Unter den über 40 Bergbahnen, die dem Kanton auch den Titel «Land der Seilbahnen» verliehen haben, nimmt die Diegisbalm-Bahn viele wichtige Aufgaben wahr. Sie erschliesst die Landwirtschaft und Alpen und dient insbesondere im Winter vier Landwirtschaftsbetrieben als Lebensnerv ins Tal.
Wer in die rote Bahn einsteigen will, öffnet die Tür selbst und drückt den grünen Knopf zur Abfahrt. Nach nur fünf Minuten Reisezeit, die unbedingt für die Rundsicht über das Engelbergertal genutzt werden muss, kann der Fahrgast auf der 1000 Meter über Meer gelegenen Bergstation Diegisbalm die Kabine verlassen. Nimmt man dann noch die weiterführende Seilbahn Oberalp, vervielfachen sich die Ausflugs- und Wandermöglichkeiten noch einmal um ein Weiteres. Der Besuch unserer Zeitung aber gilt der Familie, die seit acht Jahren den Berg-Landwirtschaftsbetrieb bewirtschaftet, der unmittelbar neben der Station liegt.
Ein Hund, der aus dem alten Bauernhaus springt, macht auf die Ankunft von neuen Gästen aufmerksam. «Diejenigen, die Ihr sucht, finden sie gleich im nebenstehenden Holzbau», sagt die Stimme einer Bewohnerin. Und schon melden sich dort zwei Blondschöpfe, die 8-jährige Jasmin und die 4-jährige Luzia. Es sind die Töchter von Max und Anita Wyrsch-Gwerder, die seit 2010 auf Diegisbalm die Landwirtschaft und die Luftseilbahn betreiben.
«Ja, so geht es im Leben», beginnt Anita Wyrsch zu erzählen. Sie ist gelernte Pflegerin und ehemalige Absolventin der Bäuerinnenschule. «Wir wollten einen Landwirtschaftsbetrieb im Tal kaufen, aber dazu ergab sich damals keine Chance. Per Zufall stiessen wir auf die Bergliegenschaft Diegisbalm, die von den Gebrüdern Paul und Josef Odermatt zum Kauf ausgeschrieben war.» Sie wagten den Schritt und kauften den Betrieb. «Weil jedoch die Verkäufer das Hausrecht in ihrem Bauernhaus einbrachten, mussten wir für unsere Wohnsituation eine Lösung finden», führt Anita Wyrsch aus. Für diese setzte sich ihr Gatte Max als gelernter Schreiner ein.
Es entstand das bescheidene Familienhäuschen, in dem nach dem Einzug die Töchter Jasmin und Luzia geboren wurden. «Im Januar 2010 übernahmen wir den 14,8 Hektaren grossen Milchwirtschaftsbetrieb mit Original Braunvieh», erklärt Max Wyrsch. Zum Hof in der Bergzone 3 würden auch 10 Hektaren Wald gehören, erzählt der zum Landwirt ausgebildete Besitzer. Nebst einer Herde Mutterkühe ist auf dem Hof auch eine bunt gemischte Ziegenherde anzutreffen.
Die Milch wird in die Spezialitätenkäserei Odermatt nach Dallenwil geliefert. Zurzeit befänden sich die Tiere auf der Alp, ergänzt Max Wyrsch. Mit dem Heuen und der Wartung der zahlreichen Maschinen gebe es immer viel zu tun. In der Zeit von 2013 bis 2016 entstanden der neue Stall und die Mutterkuhhaltung. «Eigenen Strom aus erneuerbarer Energie zu erzeugen, ist unser grosses Zukunftsziel», verrät der ursprüngliche Urner. Diegisbalm ist ferner offizieller Einsatzbetrieb für Zivildienstleistende.
Mit dem Kauf der Liegenschaft wurden Max und Anita Wyrsch zugleich Bahnbesitzer. Die Luftseilbahn gehört zum Alltag und wird von der Familie ganz selbstverständlich benützt. Töchterchen Jasmin wird nach diesen Sommerferien die zweite Klasse in Wolfenschiessen besuchen. Von der Talstation weg fahre sie mit dem Velo etwa in 15 bis 20 Minuten bis zum Schulhaus, sagt sie. Für Schwesterchen Luzia ist der Besuch der Spielgruppe auch gewährleistet, allerdings in Begleitung von Mutter Anita. Eigentlich ist die Bahn eine Chance für einen Nebenverdienst durch Einnahmen von Wanderern, Ausflüglern und Nachbarn. Doch für die Wyrsch’s ist der Betrieb nicht gratis: Regelmässig kontrollieren, Ersatzteile kaufen und Schmiermittel anbringen – all dies kostet einiges.
Die Konstruktion der 1964 erbauten und 2004 vollständig erneuerten Bahn erfordere gleichwohl einen viel grösseren Wartungsaufwand als bei anderen Bahnen, erklärt Max Wyrsch. Einige Probleme konnte er inzwischen durch den Einbau von besserem Material ausmerzen. Andere Stellen gewinnen durch seine sorgfältige Pflege an Lebensdauer. Max und Anita Wyrsch sind als Bahnbesitzer auch im Verein «Freunde der Kleinseilbahnen» dabei. Dieser Verein ermöglicht es den Bergbauernfamilien, die Existenz zu erhalten und schafft Wandermöglichkeiten für Gäste aus allen Regionen. Auch eingebunden ist Familie Wyrsch-Gwerder in die von Engelberg aus startende «Buiräbähnli-Safari». Die mehrtägige Wanderung dauert rund 12,5 Stunden – reine Marschzeit. Auf der ganzen Route können immer wieder die kleinen «Buiräbähnli» benützt werden.
Baujahr: 1964 (vollständige Erneuerung 2004)
Nutzlast: 4 Personen oder 320 Kilogramm
Länge: 988 Meter Talstation: 630 m.ü.M.
Bergstation: 1000 m.ü.M.
Geschwindigkeit: 4 m/s
Öffnungszeiten: Die Bahn fährt täglich.
Fahrpreise retour: Erwachsene 10 Franken, Kinder bis 16 Jahre 5 Franken, Familien 25 Franken, Hunde 4 Franken.
Weitere Informationen zur Bahn gibt es hier.
Alle bisher erschienenen Beiträge unserer Sommerserie «Die kleine Bahn» finden Sie hier.