Frischer Wind in den Urkantonen: Künftig gibt es eine Junge Grünliberale Partei in Unterwalden

Für Nid- und Obwaldner wird am Dienstag in Stans die Junge GLP gegründet – ohne eine Mutterpartei im Rücken. Ein politisches Waisenkind. Die designierte Präsidentin ist sicher, die JGLP werde auch in drei Jahren noch aktiv sein.

Sandra Peter
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Anna-Lena Beck, designierte Präsidentin JGLP Nid- und Obwalden

Anna-Lena Beck, designierte Präsidentin JGLP Nid- und Obwalden

In den Kantonen Ob- und Nidwalden gibt es künftig eine gemeinsame Junge Grünliberale Partei (JGLP). Die Gründungsversammlung dazu findet am Dienstagabend im Spritzenhaus in Stans statt. «Wir schätzen, dass 30 bis 40 Leute zur Versammlung kommen werden», sagt Anna-Lena Beck aus Büren, die für das Präsidium der Jungpartei vorgeschlagen wird. Vorgesehen wäre ein Co-Präsidium, damit den Eigenheiten beider Kantone Rechnung getragen werden kann. Bisher habe man aber noch niemanden aus Obwalden für die Funktion gewinnen können.

Die JGLP Nid- und Obwalden will gemäss eigenen Angaben «frischen Wind in die Urkantone bringen». Es brauche diese Partei, da es für ökologisch und gleichzeitig wirtschaftsliberal denkende junge Ob- und Nidwaldner in den politisch eher konservativen Kantonen bisher nichts Passendes gebe. Einsetzen will sich die neue Jungpartei für Biodiversität und Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Gleichberechtigung sowie für den öffentlichen Verkehr in ländlichen Gegenden und das Nachtleben der jüngeren Generation.

Die Jungpartei will bei den nächsten Kantons- und Landratswahlen eigene Kandidaten stellen. «Wir werden auch in drei Jahren noch aktiv sein», ist die 19-jährige designierte Präsidentin überzeugt.

Manchen Jungparteien geht der Atem aus

Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass der Fortbestand von Jungparteien nicht einfach zu bewerkstelligen ist. Bisweilen schlafen sie ein und müssen reanimiert werden. Im März dieses Jahres wurde beispielsweise die Junge SVP Obwalden neu gegründet. Zuvor war sie vier Jahre lang inaktiv.

Auch die Juso Nidwalden wurde 2018 neu gegründet. Seither ist es wieder still um sie. Der letzte Facebook-Eintrag stammt vom Dezember 2018, auf Instagram wird auf die Juso Schweiz verwiesen. Auf der Website des Kantons sind keine Kontaktangaben verfügbar, auf der Website der Juso Schweiz ebenfalls nicht. Immerhin werden dort aber die Namen der Co-Präsidentinnen genannt.

Politologe Olivier Dolder bestätigt auf Anfrage: «In kleineren Kantonen hängt eine Jungpartei oft an ein paar wenigen Leuten. Wenn diese wegziehen, aufhören oder in die Mutterpartei übertreten, wird es schwierig.» Grössere und bevölkerungsreichere Kantone hätten es da einfacher, weil es mehr potenzielle Mitglieder gebe.

«Als Jungpartei darf man mehr fordern, mehr provozieren und allenfalls auch mal einen Fehler machen», sagt Politologe Dolder. «Die Mutterpartei hat aber Einfluss auf die Politik.» Sei eine solche vorhanden, sei es für Junge einfacher, das politische Handwerk zu lernen.

Designierte Präsidentin kandidiert in Luzern

In Ob- und Nidwalden gibt es aber bisher gar keine Grünliberale Partei. «Wir wollen ausdrücklich eine Jungpartei sein, Junge ansprechen, ihre Anliegen vertreten sowie Erfahrungen sammeln. Direkt eine Altpartei zu gründen, stand nie zur Debatte», sagt JGLP-Politikerin Beck dazu. Sie seien aber überzeugt, dass sich in ein paar Jahren einige von ihnen dem annehmen würden. «Es ist schon ein bisschen ein Experiment». Unterstützt wird die neue Sektion von der JGLP Schweiz.

Bisher nahmen Nid- und Obwaldner jeweils auch an den Anlässen der Luzerner JGLP teil. Beck und eine weitere Nidwaldnerin sind denn auch auf deren Kandidatenliste für die Nationalratswahlen. «Priorität hat aber ganz klar Nidwalden. Ich bin hier aufgewachsen und zu Hause. In Luzern sammeln wir Erfahrungen», sagt Beck.

Ziele dürften schwierig zu erreichen sein

Ob die Partei sich in Unterwalden durchsetzen kann, wird sich noch zeigen. Bisher sei die GLP in eher urbanen Regionen erfolgreich und aktiv, erklärt Politologe Dolder. «Als Kleinpartei hat sie somit gerade in ländlichen Kantonen Mühe, sich zu etablieren und in Parlamente einzuziehen. Wegen des Pukelsheims wäre es in Nidwalden wohl eher möglich, einen Sitz zu ergattern als in Obwalden. Aber als Jungpartei ist das alles nochmals schwieriger.»

Gründungsversammlung der JGLP Nid- und Obwalden: 3.September 2019, 18:30 Spritzenhaus Stans