Der Kanton hält an der Umfahrung Stans West fest

Baudirektor Josef Niederberger will für 14 Millionen in Stans eine neue Strasse bauen. Der Zeitplan ist sportlich.

Christian Glaus
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Mit der neuen Strasse könnten Autos den Bahnübergang beim Karliplatz umfahren.

Mit der neuen Strasse könnten Autos den Bahnübergang beim Karliplatz umfahren.

Bild: Nidwaldner Zeitung (22. Dezember 2017)

Die Autos zwängen sich durch Stans – auf Strassen, die schon vor 30 Jahren bestanden. Geändert hat sich seither vor allem die Zahl der Fahrzeuge auf den Strassen und der Takt auf der Zentralbahn-Linie. Noch öfter als früher werden zwei der drei wichtigsten Achsen für mehrere Minuten blockiert, was den Verkehrsfluss hemmt. Gleich wie vor 30 Jahren ist die Idee einer Entlastungsstrasse. Dieses rund 14 Millionen Franken teure Projekt will Baudirektor Josef Niederberger (CVP) nun rasch realisieren, wie er gegenüber unserer Zeitung erklärt. Und nicht nur das: Auch für die Zentralbahn und deren Bahnübergänge sollen dieses Jahr Pflöcke eingeschlagen werden.

Die wichtigste Frage, die sich stellt: Welchen Einfluss hat das vom Landrat verlangte Gesamtverkehrskonzept auf die einen Kilometer lange Entlastungsstrasse Stans West? Wird diese zurückgestellt? Für Niederberger ist die Antwort klar: «Es handelt sich um ein separates Projekt, das man losgelöst vom Gesamtverkehrskonzept realisieren kann.» Der Regierungsrat soll den entsprechenden Beschluss im Frühling fassen. Dann geht es Schlag auf Schlag: Ebenfalls im Frühling sollen die vorberatenden Kommissionen des Landrats über die Umfahrung beraten, noch vor den Sommerferien das Parlament. Im Herbst soll die Volksabstimmung stattfinden. Baustart wäre im besten Fall im Frühjahr oder Sommer 2022.

Niederberger will Strasse vorziehen

Da Niederberger beim Strassenbau aufs Gas drücken will, wird er direkt einen Baukredit beantragen. Sollte der Landrat – anders als der Baudirektor – zuerst das Gesamtverkehrskonzept abwarten wollen, müsste er den Kredit ablehnen. Das sei eine rein politische Frage, sagt Niederberger. «Wenn das Parlament zuwarten will, ist das möglich. Es ist aber meine Meinung, dass man diese Entlastungsstrasse vorziehen sollte.» Zudem habe der Landrat die Strasse gefordert und die Linienführung vorgegeben (siehe Grafik).

Der Zeitplan für das Projekt ist sportlich. Dies vor allem, wenn man bedenkt, dass nicht alle Einwendungen bereinigt werden konnten. Rechtsmittel ergriffen haben die Gemeinde Stans sowie die Korporation und ein privater Grundstückbesitzer, welche beide Land hergeben müssten. «Wir sind uns nicht in allen Teilen einig geworden», sagt Josef Niederberger. Nun liege es am Landrat, zu entscheiden. Stimmt dieser dem Projekt zu, werden die Einwendungen abgewiesen.

Etwas irritiert ob dieser Aussagen scheint die Gemeinde Stans zu sein. Denn laut der für den Tiefbau verantwortlichen Gemeinderätin Sarah Odermatt (parteilos) «sind noch einige Fragen unbeantwortet. Deshalb halten wir derzeit an unserer Einwendung fest, obwohl wir eine Entlastungsstrasse grundsätzlich unterstützen.» Laut Odermatt ist vor allem die Entlastungswirkung der projektierten Strasse noch ungenügend. Mit flankierenden Massnahmen könnte die Entlastung des Zentrums allenfalls erhöht werden, sagt sie. «Das Projekt ist noch nicht ausgereift. Es braucht auch eine Betrachtung der umliegenden Strassen.» Eine Umfahrung alleine reiche nicht.

Baudirektor spricht von grosser Entlastung

Eine andere Haltung vertritt der kantonale Baudirektor: «Aus meiner Sicht wird die Entlastung grösser sein, als sich das viele vorstellen können.» Insbesondere der Schwerverkehr von und nach Ennetmoos führe nicht mehr über den Karli-Kreisel. Der südseitige Strassenverkehr von der Bahnlinie durch Stans müsse keine Bahnübergänge mehr überqueren. Weitere Vorteile: Die Zufahrt zum Spital wird verbessert und «der Strassenverkehr um den Länderpark und das Niederdorf wird sich grossräumiger entflechten».

Einig sei man sich in dem Punkt, dass man in Stans etwas machen müsse, sagt Josef Niederberger. «Stans will den Verkehr verdrängen. Doch bevor das möglich ist, braucht es eine Entlastungsstrasse.» Erst anschliessend könne man über Lenkungsmassnahmen reden.

Bald beginnt die grosse Bahnhof-Diskussion

(cgl) Der Verkehr ist in den letzten Monaten ein Dauerbrenner in Nidwalden. Dazu geführt haben sicherlich der gescheiterte Einbahnversuch in Stans und das Chaos rund um die Autobahn A2 im vergangenen Sommer. «Der Druck von politischer Seite und von den Gemeinden steigt», stellt der Nidwaldner Baudirektor Josef Niederberger fest. Dieses Jahr will er neben der Entlastungsstrasse Stans West weitere grosse Brocken in den Landrat bringen. Soeben im Regierungsrat behandelt wurde ein Postulat zur Zentralbahn. Die Landräte Andreas Gander und Hans-Peter Zimmermann (beide CVP/Stans) kritisieren, dass die Bahnübergänge in Stans oft geschlossen sind, was zu Rückstaus führt und auch den Busverkehr beeinträchtigt. Die Regierung soll eine barrierefreie Querung prüfen. Dieser Forderung kommt die Exekutive laut Niederberger nach. Sie will für die Zentralbahn verschiedene Varianten prüfen. «Zur Debatte stehen eine Tieferlegung der Gleise, eine Hochbahn oder auch eine Verschiebung des Bahnhofs», sagt Josef Niederberger. Klar ist für ihn: «Das kostet viel Geld. Deshalb soll der Landrat entscheiden, ob er diese Variantenprüfung will.» Bereits geprüft hat die Baudirektion die Möglichkeit, bei der Buochserstrasse und der Stansstaderstrasse Unterführungen zu bauen. Diese sind realisierbar, aber sie haben grossen Einfluss auf das Ortsbild. Josef Niederberger sagt es so: «Das sind riesige Monster.» Hängig sind ausserdem die Motionen für ein Gesamtverkehrskonzept für den Kanton Nidwalden und die Verkehrsplanung im Grossraum Kreuzstrasse. Für Letzteres wurde ein Objektkredit von 220000 Franken beschlossen. Die Beantwortung dieser Vorstösse wird ebenfalls in der nächsten Zeit dem Landrat unterbreitet, erklärt Josef Niederberger. «Dem Regierungsrat ist es wichtig, dass eine gute Koordination unter den verschiedenen Anliegen, die alle in die gleiche Richtung gehen, gewährleistet ist.»

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