Die Dallenwilerin Ursula Niederberger hat im Mai bei der Spitex Nidwalden in der Pflege gestartet. Und bislang hat es die ehemalige Sozialvorsteherin nicht bereut.
Ursula Niederberger strahlt Selbstsicherheit, Zielstrebigkeit und Kompetenz aus, während sie mit ihrem Spitex-Rucksack auf ihr Auto zusteuert. Bereit für den heutigen Abenddienst, bereit für alle Eventualitäten ihres Berufsalltags. Seit Mai ist die 58-jährige Wiedereinsteigerin aus Dallenwil als Pflegefachfrau HF im Abenddienst bei der Spitex Nidwalden eingeteilt.
«Als ich Gelegenheit hatte für einen Schnuppertag und jemanden beim Abenddienst begleiten konnte, wusste ich sofort: Das ist es.» Zuvor hatte Ursula Niederberger einen Kurs für Wiedereinsteigerinnen von der Spitex Nidwalden besucht. Für sie und ihre Familie ist das berufliche Comeback zum perfekten Zeitpunkt. Ihr Mann Alois geht kommendes Jahr in Pension und verpachtet sein Land an den Nachbarn. Nach und nach fahren beide ihren landwirtschaftlichen Betrieb mit Mutterkuh-Haltung zurück. Ursula Niederberger gibt Ende November nach fast 18 Jahren als Sozialvorsteherin in Dallenwil ihr Amt ab. Ihre Erfahrungen helfen ihr im neuen Berufsalltag:
«Ich habe in viele Haushalte gesehen und erschrecke nicht einfach so. Ich stehe mit beiden Beinen auf dem Boden.»
Die beiden Kinder, ein Sohn und eine Tochter, leben zwar noch im Haus, sind aber mit 23 und 26 Jahren flügge. «Mit meiner Tochter konnte ich während ihrer Ausbildung zur Pflegefachfrau immer über die neuesten Medikamente und die Technik fachsimpeln», erklärt sie. Ursula Niederberger ist ausgebildete Pflegefachfrau und hat vor ihrer Ehe auf einer Intensivstation im Spital Tiefenau in Bern gearbeitet. Der Liebe wegen kam sie nach Dallenwil und führte sogar jeden Winter den Betrieb, wenn ihr Mann arbeitete.
Ihre neue Tätigkeit betrachtet sie als sinnerfüllend: «Durch die Arbeit der Spitex können die Menschen länger daheim bleiben.» Was sie fasziniert, ist «das Fachliche, der Kontakt und die Begleitung von Menschen, sowie die Zusammenarbeit mit ihnen».
Verbände wechseln, Körperpflege, Klienten mit Medikamenten versorgen, ihnen Stützstrümpfe ausziehen, sie einsalben, Antibiotika und parenterale Ernährung intravenös verabreichen, Pflege in Palliativstationen – das ist jetzt ihr Alltag an drei bis vier Abenden in der Woche. Von halb fünf am Nachmittag bis elf Uhr nachts betreut sie im Schnitt zwischen acht und zehn Personen. Dazu kommen Fahrten bei Wind und Wetter auch auf entlegene Höfe, manchmal noch ein gutes Stück Weg zu Fuss. Hat sie ein mulmiges Gefühl vor dem Winter? «Mein Auto hat Allrad und Spikes», erklärt sie unerschrocken.
Am meisten Respekt habe sie vor der Technik gehabt, betont sie. Die Dokumentation wird mit elektronischer Datenverarbeitung erfasst und jeder Einsatz übers Smartphone abgerechnet. «Ich habe gefragt und gefragt, bis ich es wusste», berichtet sie. Anfänglich wurde sie von einer Kollegin begleitet, als sie sicher war, ging sie allein.
«Wenn man ein neues Haus betritt, weiss man nie, was einen erwartet», erzählt sie. «Man muss Entscheidungen treffen, im Notfall einen Arzt involvieren oder jemanden ins Spital einweisen.» Rückhalt bietet das Abendteam. Im Notfall ist ein Austausch mit den Kolleginnen immer möglich, bei Schwierigkeiten springt man füreinander ein.
Über ihre Entscheidung, genau jetzt in den Pflegeberuf wieder einzusteigen, ist Ursula Niederberger mehr als glücklich. Alles richtig gemacht. Einzig einen Tipp gibt sie an junge Berufsleute weiter: «Immer im Berufsleben bleiben, auch wenn es ein niederprozentiges Pensum ist.»