Ohne Pauken und Trompeten, aber mit viel Herz, feierten die Nidwaldner Segelflieger ihr 75-Jahr-Jubiläum. Und wer wollte, durfte mit einem beinahe so alten Flugzeug in die Luft.
Robert Hess
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«So – nun wäre es also vollbracht, nämlich mein erster Flug mit dem Spyr Va und mit Herrn A. Hug als Flugkapitän am Steuer», heisst es wörtlich im Logbuch des ältesten Flugzeuges der Segelfluggruppe Nidwalden (SGN). Verfasser der Zeilen war der damalige Passagier Werner Häuptli nach dem Jungfernflug des Doppelsitzers am 4. Dezember 1949 auf dem Flugplatz Buochs. In vierjähriger harter Arbeit hatten Mitglieder der 1942 gegründeten SGN das Werk des Konstrukteurs August Hug vollendet. Das neue Leistungs- und Schulsegelflugzeug Spyr Va mit der Immatrikulation HB-509 war nun im Besitze der Nidwaldner Segelflieger.
Die ganz aus Holz gebaute Spyr Va ist eng verbunden mit der Geschichte der SGN, die am Samstag auf dem Heimflugplatz Buochs ihr 75-Jahr-Jubiläum mit einem Tag der offenen Türe und einem gemütlichen Fliegerfest feierte. Dies ging auch aus den Worten von Vizeobmann Jürg Sterchi hervor, der in Vertretung des kurzfristig verhinderten Obmanns Urs Grubenmann die Gäste der Jubiläumsfeier offiziell begrüsste.
In seinem Rück- und Ausblick freute sich Sterchi, dass die Spyr mit seinem heutigen Besitzer Thomas Fessler aus Bettlach, zu den Gästen des Jubiläumsanlasses gehörte. Nach seinem ersten Flug 1949 habe die Spyr Va in den folgenden Jahren nämlich «drei grosse Abstürze überlebt» und sei trotz starker Beschädigungen immer wieder flugbereit repariert worden, so Sterchi. 1970 übernahm der damalige Goldschmied Georg Fliss den Segler, machte ihn wieder flugtüchtig und flog ihn während rund 40 Jahren.
2008 verkaufte Fliss den Segler an den auf Oldtimer spezialisierten Bettlacher Schreinermeister Thomas Fessler. Am Samstag brachte der begeisterte Segelflieger die topfite Spyr HB-509 von Grenchen ans Jubiläumsfest nach Buochs, wo das älteste Flugzeug der SGN als «Ehrengast» während des ganzen Samstags für je rund halbstündige Passagierflüge zur Verfügung stand. «Die Besucher an einem Tag der offenen Türe verhalten sich gegenüber dem Oldtimer vorerst etwas skeptisch, doch wenn sie den Segler in der Luft gesehen haben, ist er plötzlich sehr begehrt zum Mitfliegen.» Selbstverständlich durfte auch der frühere Besitzer Georg Fliss für einen Flug auf dem zweiten Sitz der Spyr Platz nehmen.
Für die rund 50 Passagierflüge standen neben der Spyr die drei Doppelsitzer der SGN sowie der Motorsegler HB 2310 Superdimona im Einsatz. Dem Motorsegler mit Pilot Roli Schürmann, Swiss Pilot und langjähriger Fluglehrer der SGN, vertraute sich auch Frau Landammann Yvonne von Deschwanden an. «Es war super», meinte sie nach dem Flug. Ihre Lufttaufe hatte sie vor 13 Jahren als Landratspräsidentin und Taufgotte eines neuen Seglers erlebt. Klar war ihr Bekenntnis zur Sicherung des Flugplatzes Buochs und damit auch der SGN. «Die Segelflieger sind mit ihrem Hobby seit Jahrzehnten hier und bieten auch viel für die Jungen.» Es sind Familien vertreten, die ihr Geld bei Pilatus, dem früheren Bamf und der Ruag verdienen oder verdient haben. Und der Kanton sei nach wie vor auch gegenüber dem Militär positiv eingestellt.
Auch mit dem Motorsegler war die Zürcherin Sofie Benz in der Luft. «Mega schön» lautete ihr Kommentar, «es war bestimmt nicht mehr letzter Segelflug.» Auch sie war bei Jörg Spichtig, dem Cheffluglehrer der SGN, in sicheren Händen. «Eigentlich wünschen wir Segelflieger uns viel Thermik, doch bei Passagierflügen ist es eher von Vorteil, wenn es oben ruhiger ist.»
Unter den rund 60 Aktiven der SGN ist der 22-jährige Flugzeugmechaniker Benjamin Friedli.«Ich habe mich bereits in der Jugendzeit oft auf dem Flugplatz bewegt und habe mein Segelflugbrevet vor einem Jahr erworben. «Segelfliegen ist in vielerlei Hinsicht ein anspruchsvolles Hobby. Dazu gehört auch die Mitarbeit in der Gruppe, verbunden mit einer guten Kameradschaft», sagte er.
Und wo das älteste Flugzeug der SGN als «Ehrengast» anwesend war, durfte natürlich auch das Urgestein der Gruppe, der 74-jährige Res Gfeller nicht fehlen. Der frühere Gruppenleiter bei Pilatus erwarb 1965 das Motorflugbrevet, und bald kam das Segelflugbrevet hinzu. Res Gfeller ist der dienstälteste aktive Pilot bei der SGN. «Segelfliegen ist ein Mannschaftssport, man muss einander helfen und das schätze ich», meinte er. «Seit 52 Jahren bin ich viel und unfallfrei geflogen. Ich bin ein Leben lang eng mit der Fliegerei verbunden gewesen und habe viel für sie gearbeitet», blickte er am Jubiläumsfest zurück.