Hergiswil hat Grosses vor: 2019 wird die Gemeinde am Lopper Schauplatz eines Innerschweizer Blasmusikspektakels, das es so noch nie gab. Einzig Luzern zieht nicht mit.
Lange ist es her, dass in Ob- und Nidwalden ein Musikfest mit einem Wettbewerb stattfand. Das letzte Unterwaldner Musikfest ging im Jahre 2000 über die Bühne. Seitdem gab es nur noch Musiktage ohne Wettbewerb, so 2005 in Kerns, 2009 in Alpnach und 2014 in Engelberg. Ähnlich verhält es sich im Kanton Uri. Das letzte Urner Kantonalmusikfest mit Wettbewerb fand 2005 in Flüelen statt. Seitdem herrscht Flaute, was kantonale Musikwettbewerbe betrifft. Statt Musiktage gibt es in Uri zwar sogenannte Festivals (2010 Altdorf, 2014 Isenthal), jedoch ohne Wettbewerb, ähnlich wie die Musiktage in Unterwalden.
Das Bedürfnis nach Wettbewerben ist aber da. So nehmen immer wieder Musikkorps aus Unterwalden und Uri als Gastvereine an ausserkantonalen Festen teil. Auch das Eidgenössische Musikfest, welches alle fünf Jahre stattfindet, wird von vielen Vereinen regelmässig und zunehmend öfter besucht (letztmals 2011 in St. Gallen und 2016 in Montreux).
Doch warum gibt es in Uri und Unterwalden immer weniger Wettbewerbe? Dazu René Ricciardi, Präsident des Unterwaldner Musikverbandes (UMV): «Unser Verband ist mit 17 Sektionen einfach zu klein, um sich mit Vereinen der gleichen Stärkeklasse zu messen.» So gibt es in Ob-/Nidwalden nur einen einzigen Höchstklassenverein (Sarnen) und gerade mal zwei Vereine in der 1. Stärkeklasse (Ennetbürgen und Kerns). Die restlichen 14 Musikkorps bewegen sich in der 2. bis 4. Stärkeklasse, was aber auch zu wenig ist für einen sinnvollen Vergleich innerhalb der gleichen Stärkeklasse.
In Uri (21 Vereine), Zug (11 Vereine) und Schwyz (40 Vereine) sind die Probleme teilweise ähnlich. Deshalb hat man schon vor rund drei Jahren einen Weg gesucht, damit sich die Vereine in einem Wettbewerb überregional messen können. Auf Initiative von René Ricciardi entstand die Idee eines Innerschweizer Musikfestes (ISMF) anstelle von mehreren kleinen kantonalen Musikfesten. Eine Bedürfnisabklärung und Umfrage bei den Innerschweizer Verbänden fiel überaus positiv aus. Nur der Luzerner Musikverband hat sich ausgeklinkt aus glaubwürdigem Grund. «Wir haben kein Bedürfnis, da unser Verband 120 Vereine umfasst und wir regelmässig eigene Musikfeste feiern», sagt Daniel Elmiger, Präsident des Luzerner Kantonalen Blasmusikverbandes. Weiter erklärt Elmiger, dass es im Kanton Luzern genügend Orte gebe, welche ein grosses Musikfest übernehmen wollen und können. Zum Beispiel Sempach, wo Anfang Juni 2015 das Kantonalmusikfest mit 91 Musikkorps sowie 44 Jugendmusikkorps stattfindet.
Aufgrund der positiven Rückmeldungen haben die andern fünf Kantone (UR, SZ, OW, NW, ZG) beschlossen, vom 14. bis 16. Juni 2019 erstmals ein Innerschweizer Musikfest durchzuführen. Dieser Entschluss muss nächstes Jahr zwar noch von den Delegiertenversammlungen der einzelnen Verbände abgesegnet werden. Dies sollte jedoch eine Formsache sein, haben doch alle teilnehmenden Verbände und die meisten Vereine bereits positiv Stellung bezogen.
Dafür spricht noch ein weiterer Trumpf: Mit dem Musikverein Hergiswil konnte bereits ein Organisator mit einer idealen Infrastruktur gefunden werden, um diesen Grossanlass durchzuführen. «Wir erwarten rund 50 bis 60 Musikkorps in Hergiswil», sagt René Ricciardi. «Unser Ziel ist es, den Vereinen sowie dem Publikum ein grosses Erlebnis zu bieten.» Es gehe jedoch nicht darum, mit diesem Grossanlass in Gigantismus zu verfallen, sondern das Image der Blasmusik zu fördern, so Ricciardi.
Das möchte auch Jacqueline Zibung, Präsidentin des organisierenden Musikvereins Hergiswil. «Wir freuen uns riesig auf diese Herausforderung, die in der Blasmusikszene gar historische Bedeutung hat.» In den nächsten Wochen soll gemäss Jacqueline Zibung ein OK gegründet werden, welches unverzüglich die Arbeit aufnimmt.
Kurt Liembd