Wenn die Städter Fasnacht feiern, kommen auch die Landeier nach Luzern. Das ist nicht immer einfach.
Divers war sie. Die Fasnacht 2023. Besonders in der Stadt Luzern kamen nicht nur Jung und Alt, Frau und Mann oder Ausländer und Schweizerin zusammen. Auch Landeier trugen zum diesjährigen Rekordaufmarsch mit über 300’000 Personen bei. Eines dieser Landeier war ich. An zwei Tagen – und Nächten – zog ich mit Gleichgesinnten durch die Gassen.
Habe ich eben Gleichgesinnte gesagt? Das stimmt nur bedingt. Wenn es um das Ziel der Sache, eine tolle Fasnacht erleben, ging, waren wir uns einig. Bei der Frage, wo denn nun die «echte» oder «beste Fasnacht» stattfindet, taten sich Gräben auf. Besonders mein Kumpel, wie ich aufgewachsen im beschaulichen Buttisholz, konnte sich spitze Bemerkungen an die Adresse «der Städter» nicht verkneifen.
Langweilig seien die, hier gebe es ja kein richtiges Festzelt wie auf dem Land, maulte er. Auch die Guuggenmusigen waren ihm nicht geheuer. Ob es an den gfürchigen Grende lag oder daran, dass ihn einmal ein Fähndrich zur Seite schieben musste, weil das Landei die Regeln nicht kannte, wusste er selber nicht so recht zu beantworten.
Trotz Gemecker waren wir nach zahlreichen Ausflügen auf der Landschaft auch am Güdismontag wieder «bei den Städtern». Zu meinem Erstaunen wollte mein Kumpel gar nicht mehr nach Hause. Und so verschlug es uns spätnachts in eine der legendären Fasnachtsbars.
Unverhofft hatte er ein Gaudi mit einem sympathischen älteren Herrn. Die beiden unterhielten sich angeregt und der betagte Göigu hatte sogar noch eine Mundharmonika dabei, mit der er zur Begeisterung meines Kumpels jeden gespielten Song, mal besser, mal schlechter begleitete. Ein Langweiler war der charmante Herr keinesfalls – aber «ein Städter».
Hinweis: Am Freitag äussern sich jeweils Gastkolumnisten und Redaktorinnen unserer Zeitung zu einem frei gewählten Thema.