KOLUMNE
Wenn Fussballfans und das Adventssingen aufeinandertreffen

Der WM-Final findet am vierten Adventssonntag statt. Gewisse Anlässe konkurrieren sich auf engstem Raum. Ein gemeinsames Singen an jenem Nachmittag wäre ein spannendes Experiment.

Simon Dudle
Simon Dudle
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Das Wiler Adventssingen wurde wegen des WM-Finals verschoben.

Das Wiler Adventssingen wurde wegen des WM-Finals verschoben.

Bild: Adrian Zeller

Die Schweizer Fussballnationalmannschaft ist diese Woche hochkant aus dem WM-Turnier geflogen. Die Euphorie im Land ist einmal mehr verflogen, noch bevor sie richtig ausbrechen konnte. Auch in der Region wird diese WM wohl nicht lange in Erinnerung bleiben – die politische Diskussion mal ausgeklammert.

Obwohl die Weltmeisterschaft nun mit den heute beginnenden Viertelfinals in die heisse Phase geht, wird sie wohl nur noch bei den hartgesottenen Sportcracks ein Thema sein. Trotzdem kommt sie der Weihnachtszeit in die Quere. So auf dem Wiler Hofplatz, wo ein WM-Stübli aufgebaut wurde, in welchem die Spiele live mitverfolgt werden können. Auch der Final nächste Woche. Am vierten Advent.

In Wil ist der letzte Sonntag vor Weihnachten seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts der Zeitpunkt des öffentlichen Adventssingens. Da dieses nur wenige Meter neben dem WM-Stübli durchgeführt wird, wurde vor dem zeitgleich stattfindenden WM-Final kapituliert und der Anlass um zwei Tage nach hinten verschoben. Auf Dienstagabend.

Es wäre allerdings ein spannendes Experiment gewesen, die beiden Gruppierungen zeitgleich singen zu lassen. Die einen für Messi, Mbappé oder Richarlison. Die anderen für Jesus, Maria und die Hirten.

Was auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammenpasst, ist bei genauer Betrachtung nicht so weit voneinander entfernt. Fussballfans verhalten sich oftmals wie Gläubige. Ihre Idole werden angebetet, sie schnappen sich in Form von Schals und Leibchen eine Art Kutte wie der Pfarrer in der Kirche und mit Lobgesang sollen Angebetete erreicht werden. Der Kauf eines Saisonabos kann der Kirchensteuer gleichgesetzt werden. Dass sie sich auf Bier statt Wein konzentrieren, ist zu vernachlässigen.

Andernorts finden Weihnachtsanlässe am WM-Final-Sonntag übrigens statt. So etwa in Wattwil, wo im Rahmen des dreitägigen Anlasses Rock-X-Mas ebenfalls gesungen wird. Wie auch immer: Stille Nacht, Heilige Nacht wird dann ortsunabhängig knapp eine Woche später sein. Mal schauen, wann die Fifa auf die Idee kommt, auch am Heiligen Abend noch ein Fussballspiel anzusetzen.