In Weinfelden lag mitten im Januar ein Schmetterling auf dem Trottoir. Das Tier flatterte nur noch, kam aber nicht mehr vom Fleck. Was tun, wenn man einen Falter findet? Wir haben nachgefragt.
Derzeit ist das Wetter garstig und kalt. Doch noch vor wenigen Tagen sorgte der Januar fast schon für Frühlingsgefühle. In den Tagen zwischen sehr warmem Wetter und erneutem Schneefall tauchte in Weinfelden ein Schmetterling auf. Eine kurze Internetrecherche bestätigt das hervorgekramte Wissen aus dem Biologieunterricht: es ist ein Admiral. Er liegt am Boden, flattert wie wild mit den Flügeln. Doch vom Fleck kommt er nicht. Es wirkt fast, als ob er zittert.
Was tun, bei einer Schmetterlingssichtung im Januar? Und: ist das überhaupt normal oder schon eine Folge des Klimawandels? Andreas Hafner vom Ökobüro Kaden und Partner AG sagt: «Es kommt vor, dass Schmetterlinge bei wärmeren Temperaturen aus ihrem Winterversteck kommen.» Der Admiral fliege normalerweise im Herbst Richtung Süden, erklärt der Umweltingenieur, der eine Artenliste aller Falter im Thurgau erstellt hat. Dennoch sei schon seit längerem bekannt, dass immer wieder Tiere hier überwintern. Der Admiral sei jedoch besonders kälteempfindlich. «Er überwintert an geschützten Stellen, etwa in einer Holzbeige versteckt», sagt Hafner.
Wer im Winter einen Schmetterling entdeckt, muss sich grundsätzlich keine Sorgen machen. «Wenn es dem Tier zu kalt wird, verkriecht es sich wieder», sagt er. Wer aber einen Falter auf der Strasse entdeckt, könne für ihn ein geeignetes Versteck suchen. «Es soll vor Kälte, Wind und Nässe schützen. Ideal nebst Holzbeigen wäre vielleicht auch ein Schopf.» In den Städten sei es grundsätzlich etwas wärmer als auf einem freien Feld. Es sei daher nicht überraschend, dass man in der Stadt einen Falter findet.
«Ich bin über diesen Fund nicht alarmiert», sagt Hafner. Grundsätzlich könne man aber auch bei den Faltern beobachten, dass der Klimawandel einen Einfluss auf ihre Population hat. Falter kommen mit Wärme und Trockenheit meist gut zurecht. Als Gattung profitieren sie insgesamt vom Klimawandel. Manche Arten, die früher ausschliesslich wärmere Gebiete besiedelten, kommen mittlerweile auch bei uns vor. Dafür sterben andere Falter aus. Etwa solche, die auf Feuchtgebiete spezialisiert seien.
«Wegen des warmen Januars haben wir uns eher Sorgen gemacht, dass Amphibien auf Wanderung gehen», sagt Hafner. Doch dem sei nicht so. Zumindest hätten sie vom Ökobüro als Anlaufstelle für Amphibien im Thurgau nichts dergleichen beobachtet und auch keine entsprechenden Meldungen erhalten.
Der Falter aus Weinfelden hat es leider nicht geschafft. Kurz nach Auffindung des kältegeplagten Tieres verstarb es.