Zusammenschluss
Fusion der Hinterländer Kirchgemeinden: Kaum Widerstand zu spüren

Die Fusion der Kirchgemeinden im Appenzeller Hinterland ist ein dynamischer Prozess – auch nach einer Zustimmung am 25. September.

Lukas Pfiffner
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Marcel Steiner führt durch den Informationsabend im Kirchgemeindesaal.

Marcel Steiner führt durch den Informationsabend im Kirchgemeindesaal.

Bild: Lukas Pfiffner

Er höre praktisch keine negativen Stimmen, sagte Marcel Steiner. Der designierte Präsident der vor der Gründung stehenden Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Appenzeller Hinterland ergänzte auf Nachfrage: «Ich wäre sehr überrascht, wenn die Abstimmung über den Zusammenschlussvertrag ein Nein ergäbe. Und ich wäre enttäuscht darüber, dass sich niemand gemeldet hat. Man hätte die Argumente anhören und sich darüber austauschen können.» Er wisse nicht, ob irgendwo ein «stiller Block des Widerstandes» bestehe.

Rund 30 Personen hatten sich am Donnerstagabend für die Informationsveranstaltung im Kirchgemeindehaus Herisau eingefunden. Zwei Tage zuvor waren Details zum Projekt in Schwellbrunn vorgestellt worden, in der nächsten Woche folgen die Anlässe in Waldstatt (Dienstag) und Schönengrund (Donnerstag). Das sind die Standorte der beiden anderen beteiligten Kirchgemeinden. «Sagen Sie Ja zum Aufbrechen, Ja zum Anpacken, Ja zum Begeistern!», meinte Steiner. Man glaube an die Zukunft der Kirche, wolle sie erlebbar machen – und nicht einfach über rückläufige Mitgliederzahlen jammern. Es handle sich um einen dynamischen Prozess, ergänzte er. «Mit einer Zustimmung am 25. September ist dieser nicht abgeschlossen.»

Vom Geld und Geist pro Mitglied

Viele Informationen im Hinblick auf diese Entscheidungsfindung liegen den Kirchbürgern und Kirchbürgerinnen im Edikt vor. Die Anwesenden erhielten ergänzende Informationen zum Fusionsprojekt «Kirchenpark», das gut 7000 Mitglieder zusammenführen würde. Ausführlich ging Steiner auf die Finanzen ein. Es wurden in Herisau und Waldstatt Bilanzkorrekturen vorgenommen im Vergleich zum «Kirchengut», also dem Vermögen – dies aufgrund der Marktwertschätzungen des Grundeigentums. Zudem erfolgten Fondszuweisungen in Schönengrund und Waldstatt: Das Ziel sei gewesen, dass jede Kirchenbürgerin und jeder Kirchenbürger etwa gleich viel in die «Ehe» einbringe. Der Betrag pro Mitglied liegt nun in Herisau, Waldstatt und Schönengrund bei rund 1200 Franken, in Schwellbrunn mit 670 Franken etwas tiefer. «Wir liefern dafür etwas mehr Geist», scherzte Steiner, der Präsident der Kirchenvorsteherschaft Schwellbrunn ist.

Die Beziehung zur Pfarrperson

Fragen betrafen die Nähe zu den Pfarrpersonen. Diese soll weiter bestehen. Aktuell machen ihre Pensen 525 Stellenprozente in den vier Gemeinden aus. Es gelte die Besitzstandswahrung. «Jede Pfarrperson bleibt grundsätzlich in ihrem Dorf», sagte Renzo Andreani, der Präsident der Kirchenvorsteherschaft Herisau. Was denn die Fusion Herisau bringe, wollte jemand wissen. Marcel Steiner informierte: «In Herisau sind die Pfarrpersonen aktuell weitgehend absorbiert durch Dienstleistungen wie Beerdigungen, Taufen, Konfirmationen.» Durch die Fusion bekämen sie mehr Raum für weitere Tätigkeiten, weil andere Pfarrpersonen in Herisau Dienste übernehmen würden. Viele Kirchbürgerinnen und Kirchbürger seien als «anonym» zu bezeichnen; bei deren Abdankungsfeier werde meist nicht ein bestimmter Name gewünscht. Wer dagegen zu einer Pfarrperson ein enges Verhältnis aufgebaut habe, könne weiter auf deren Dienstleistungen zählen.

Grosser Strich und kleine Striche

Die Initiative zur Fusion sei von den kleinen Gemeinden ausgegangen, sagte Steiner. «Die merkten, dass ein Zusammenschluss nur mit Herisau Sinn macht.» In der vorgesehenen Kirchenvorsteherschaft der Kirchgemeinde Appenzeller Hinterland mache Herisau einen Anteil von 56 Prozent aus, punkto Zahl der Mitglieder einen solchen von 70 Prozent. Waldstatt, Schönengrund und Schwellbrunn würden also nicht einfach von Herisau dominiert. Dass man die Bezeichnung Appenzeller Hinterland verwenden dürfe, obwohl Stein, Hundwil und Urnäsch nicht dazugehören, wurde abgeklärt. Beim Logo orientiert man sich am roten Kreuz der Landeskirche. «Der grosse Strich könnte für Herisau stehen, die kleineren Striche bilden die anderen drei Gemeinden», ergänzte Steiner. Bei einem Ja zum Zusammenschlussvertrag wird die Kirchgemeindeordnung an der ersten gemeinsamen Urnenabstimmung vom 27. November zur Genehmigung unterbreitet.