Grosser nachgeholter Abschied mit Mahler: Nach einem Karrieresprung dirigiert der ehemalige Chefdirigent James Gaffigan das Luzerner Sinfonieorchester als Gast.
Als der Amerikaner James Gaffigan 2010 Chefdirigent des Luzerner Sinfonieorchesters wurde, war er einer der zwar vielversprechenden, aber noch relativ unerfahrenen Jungdirigenten, die das Luzerner Sinfonieorchester in den letzten Jahrzehnten im besten Fall als Sprungbrett benutzten. Jetzt kehrt er nach einem bedeutenden Karrieresprung – als Generalmusikdirektor an die Komische Oper Berlin – für ein Gastspiel nach Luzern zurück.
Das zeigt, dass er während seines zehnjährigen Wirkens in Luzern den Spiess auch umgedreht hat: In seiner Zeit gewann das Luzerner Sinfonieorchester zunehmend internationale Reputation, die es auch für erfahrenere Dirigenten, als es Gaffigan anfänglich war, attraktiv machte. Der Dirigent als Sprungbrett für das Orchester: Die Wahl von Michael Sanderling zum Chefdirigenten (ab 2021) bestätigte die Hoffnung, die Gaffigan vor seinem Abschied selbst geäussert hatte.
Dass er diesen Abschied mit dem Orchester nicht standesgemäss feiern konnte, lag an Corona. Ein quasi improvisiertes Abschiedskonzert konnte zwar vor zwei Jahren zwischen den Lockdowns live über die Bühne gehen. Aber an riesige Besetzungen, wie sie Strawinskys «Sacre du Printemps» und Gustav Mahlers fünfte Sinfonie verlangen, war wegen der verlangten Abstände auf der Bühne nicht zu denken. Und genau mit solchen Werken wollte Gaffigan in der letzten Saison ein Zeichen setzen für den Weg in die Grosssinfonik, den er in seiner Amtszeit dem Luzerner Sinfonieorchester eröffnet hat.
So ist sein erstes Gastspiel in Luzern im Grunde ein nachgeholter Abschied. Denn auf dem Programm steht eben jene fünfte Sinfonie von Mahler, die im eigentlichen Abschiedskonzert Corona zum Opfer fiel. Dazu passt, dass das kolossale Werk nicht nur in «jeder Note voller Lebendigkeit» ist, wie der Komponist selber meinte. Zum Abschied passt vielmehr auch die Wehmut des Adagios, das als morbider Filmmusik zu Viscontis bildstarker Thomas-Mann-Verfilmung «Tod in Venedig» die Popularität der Sinfonie einst begründete.
Zuvor erklingt «The Exterminating Angel Symphony» des erfolgreichen britischen Komponisten Thomas Adès. Als Auftragswerk in Kooperation mit Toporchestern zwischen Cleveland und München steht es auch für das internationale Netzwerk des Luzerner Sinfonieorchesters, zu dem Gaffigan als Gast mit dazugehört. Dem romantischen Wunderhorn, das bei Mahler eine wichtige Rolle spielt, ist zudem das Lunchkonzert vom Donnerstag gewidmet. Annemarie Federle (Horn) und Dafydd Chapman (Klavier) spielen Werke unter anderem von Beethoven, Schumann und Glasunow.
Hinweis
Sinfoniekonzert: Mi/Do, 8./9. März, 19.30
Lunchkonzert: Do, 9. März, 19.30.
www.sinfonieorchester.ch