Auch angesäuselt sicher nach Hause kommen, und zwar im eigenen Auto: Das ermöglicht die Aktion Nez Rouge, die nach über 20 Jahren Pause wieder in die Region Basel kommt.
Wer ein Auto hat, kennt das: Man ist mit seinem Fahrzeug in den Ausgang gefahren, hat einen geselligen Abend, der etwas länger dauert. Dabei trinkt man auch ein paar Gläser – und ist dann vernünftigerweise nicht mehr in der Lage, sich ans Steuer zu setzen. Sowas passiert vor allem im Dezember, wenn Apéros und Weihnachtsessen anstehen.
Genau für solche Situationen gibt es Nez Rouge: Man ruft die Gratisnummer 0800 802 208 an, bald fahren zwei Freiwillige vor. Der eine nimmt einem die Autoschlüssel ab und fährt einen im eigenen Fahrzeug sicher heim. Die Dienstleistung ist gratis.
Ursprünglich eine Idee aus Québec, hat sich Nez Rouge seit den 1990er-Jahren von der Romandie fast in die ganze Schweiz verbreitet. 2019, vor Corona, kamen so zwischen Mitte Dezember bis zur Silvesternacht 35'000 nicht mehr Fahrtüchtige sicher heim. Wie viele Unfälle damit verhindert werden konnten, weiss natürlich niemand – es dürften einige sein.
Nur in der Region Basel konnte Nez Rouge nie richtig Fuss fassen. Ende der 1990er-Jahre gab es den Service drei Jahre lang, er versandete aber. Mehrere Wiederbelebungsversuche scheiterten. Jetzt hat man im Aargau Erbarmen mit der Region Basel. Die dortige Sektion, die grösste und eine der ältesten der Schweiz, betreibt ab dem 15. Dezember bis Silvester einen Stützpunkt in Pratteln, von dem aus die beiden Basel, das Thierstein und Dorneck und das Fricktal bedient werden.
Die Freiwilligen kommen hauptsächlich aus dem Aargau, wo Nez Rouge 1300 in seiner Kartei hat. Gesucht werden aber auch freiwillige Fahrerinnen und Fahrer aus den beiden Basel. Melden kann sich, wer im Besitz eines gültigen Führerscheins (nicht auf Probe) ist, höchstens 70 Jahre alt ist und gerne in der Nacht Auto fährt.
Der Versuch in der Region Basel ist auf drei Jahre angesetzt. Heinz Fehlmann, der Präsident der Aargauer Sektion, sagt:
«Wenn es gut läuft, kann sich Nez Rouge auch in der Basler Region etablieren.»
Seine Hoffnung: Dass die Freiwilligen aus der Region Basel immer weniger auf das Know-how und die Helfer aus dem Aargau angewiesen sind und so eine eigene Sektion beider Basel entsteht. Idealerweise übernimmt das Ruder ein bereits bestehender Verein, der auf viele Mitglieder zurückgreifen kann.
Auch Partner, vor allem für Sachspenden, müssten gefunden werden. Im Aargau spendet zum Beispiel die Firma Eptinger die Getränke an den Stützpunkten, wo die Freiwilligen auf Einsätze warten. Das Benzin stellte eine Garage günstig zur Verfügung.
Das grosse Fragezeichen beim Versuch in der Nordwestschweiz ist, wie gross die Nachfrage sein wird. «Das ist sehr schwierig abzuschätzen», sagt Fehlmann. Nez Rouge ist in der Region noch kaum bekannt. Deshalb startet demnächst eine Kampagne zusammen mit Gastro Baselland, um Gäste und Personal zu informieren.
Im Aargau macht ein Radiosender bei den Autofahrenden Werbung für Nez Rouge. Fehlmann:: «Das wäre auch für Basel ideal.» Er ist sich bewusst: In und rund um Basel wird die Anfrage wohl klein sein, denn der öffentliche Verkehr ist dort bestens ausgebaut, notfalls sind Taxifahrten kurz und günstig.
Darum ist es wichtig, dass jetzt auch die eher peripheren Gebiete des Kantons Schwarzbubenlandes und des Fricktals von Pratteln aus bedient werden. «Dort ist die Situation vergleichbar mit dem Aargau», sagt Fehlmann. Im Aargau fuhren vor drei Jahren 600 Freiwillige über 3000 Menschen heim.