Im 2. Gruppenspiel an der Fussball-WM in Katar traf die Schweizer Nati auf Brasilien. Wir waren in Aarau und Baden unterwegs und haben die Stimmung in den Public Viewings in Pubs und Bars eingefangen.
Baden: Im Weihnachtsdorf geht das gemütliche Glühweinschlürfen noch ein bisschen weiter - trotz Niederlage.
Aarau: Ein Brasilianer fällt um, oder lässt sich fallen - "Schiri, das isch nüt, das isch nüt!", schreit einer schon beinahe verzweifelt. Die Sorgen werden von Minute zu Minute grösser.
Jetzt wird abgepfiffen. Wenige klatschen, die Leistung war gut, doch am Schluss überwiegt die Enttäuschung über die knappe Niederlage.
Einige gucken sich noch die Analyse an. Dann stellt einer die Frage, die wohl allen durch den Kopf geht: "Wo schauen wir das Spiel am Freitag?"
Baden: Neben dem Bildschirm steht ein Kasperli-Theater. Bei den Kleinen geht es wesentlich fröhlicher zu und her als bei den Erwachsenen.
Jetzt also doch: Brasilien geht in Führung. Enttäuschte Gesichter, niemand jubelt oder klatscht, Brasilien-Fans sind heute Abend keine hier. Nach ein paar Minuten dann wieder "hopp Schwiiz!"-Rufe. Aufgegeben hat man in Aarau noch nicht.
Baden: Sie trugen das 0:1 bereits mit Fassung, aber als es dann doch noch "Offside" heisst, jubeln die Fans.
Aarau: Jetzt die Enttäuschung, Brasilien geht in Führung. Oder doch nicht? "Offside!", ruft einer. Und er behält recht. Die Fans jubeln, als hätte die Schweiz ein Tor geschossen!
Aarau: Auch die Brauerei Stadtwächter hat ein Public Viewing. Die Stimmung ist sehr gut, die Schweiz hatte gerade eine gute Chance.
Weitere gute Szenen folgen, die Stimmung wird nervöser, es wird geklatscht und die Hände verworfen. Schafft die Schweiz gar die Führung?
Baden: Auf der Tribüne ist auch Oleh anzutreffen. Er ist alleine hier. Im Mai floh er aus der Ukraine, seine Familie lebt seit Februar hier. "Only three real fans", kommentiert er lachend mit Blick auf sein Shirt und auf Petra Meinhardt, die mit ihrem Partner - und mit Fanmütze und Schal ausgestattet - in der Nähe auf einem Sofa sitzt.
Aarau: Es ist Pause. Vor dem Penny treffen sich die Raucher und analysieren das Spiel.
Baden: Blick von der kleinen Tribüne auf das Zelt und die Fans, die in Reih und Glied auf den Strohballen sitzen. Aufgeräumte Stimmung.
Aarau: Noch ist die Stimmung verhalten. Vereinzeln wird geklatscht, als Yann Sommer die bisher beste Chance der Brasilianer zunichte macht. "Immerhin noch kein Gegentor", sagt ein Fan. "Hopp Brasil!", ruft ein anderer, als er sich durch die Menge drückt, und blickt sich verschmitzt nach Reaktionen um. "Die Schweiz spielt zu vorsichtig, sie könnten ruhig etwas riskieren", findet einer der Experten.
Baden: Doch noch zwei Fans mit Mütze und Schal! Petra Meinhardt und ihr Partner sitzen auf der Tribüne. Sie ist aus Deutschland, lebt jedoch in der Schweiz. "Klar, dass ich die Schweiz unterstütze", sagt sie. Ihr Match-Tipp: Ein Unentschieden.
Aarau: Die Fans sind bislang optimistisch. "5:0 für die Schweiz", sagt Martina und lacht. "Nein, ein Unentschieden wäre schon gut."
Baden: Bisher sind die Schweizer Fans nur über die Lautsprecher der Bildschirme zu hören. Es werden Glühweine bestellt und Gespräche geführt. Fans, die mit Trikots Farbe bekennen, sind nicht zu sehen.
Aarau: Das Penny, wo sich traditionell viele Fussballfans treffen, hat sich auf den Anpfiff rasch gefüllt. Die Leute stehen schon ziemlich dicht gedrängt und blicken auf die Bildschirme. Vereinzelt sieht man Schweiz-Trikots, Brasilien-Fans sind bisher nicht auszumachen.
Aarau: Am Weihnachtsmarkt treffen wir auf Peter Rieser, der einen Foodtruck mit brasilianischen Spezialitäten betreibt. "Ich bin nicht Brasilianer, habe aber fast 30 Jahre dort gelebt und ein Restaurant betrieben", erzählt er. Und für welche Nation schlägt heute Abend sein Herz? Wortlos öffnet er seine Jacke, darunter trägt Rieser ein zweigeteiltes Trikot, halb Schweiz, halb Brasilien. "Ich hoffe auf ein 1:1."
Das Spiel verfolgt Rieser auf dem Handy. "Eigentlich wollte ich noch den Laptop aufstellen, auch für die Fans, aber das mit dem Hotspot hat nicht geklappt."
Baden: Im Weihnachtsdorf trudeln langsam die Zuschauerinnen und Zuschauer ein. Das Zeltdach könnte sich heute noch als nützlich erweisen. Die Decken auf den Strohballen ebenfalls; es ist 7 Grad frisch.